Julia Liebeskrimi Band 09
haben.“
Stankle machte eine vage Handbewegung in Richtung Tanzfläche. „Nicky Peet hat mich eingeladen. Ich hab ihn im Thunderhead Saloon kennengelernt. Er ist ein schlaues Kerlchen.“
„Das waren Sie auch mal. Bevor Sie sich auf der Triple Eight eingeschlichen haben.“
Stankle schien ehrlich verblüfft. „Ich dachte, Sie wollten mich hierhaben, Sir.“
„Nicht heute Abend“, erwiderte er barsch. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt, das hätte sein Dad jetzt gesagt. Er, Raleigh, hatte definitiv an Biss verloren, wenn er nicht mal mehr Stankle im Zaum halten konnte.
„Gerade heute Abend“, widersprach Stankle. „Irgendetwas geht hier vor. Das rieche ich förmlich.“
„Ach ja?“, bemerkte er betont gleichmütig. Das Dumme war, sie hatte recht. Er konnte es auch riechen. Und all die vielen Leute um ihn herum machten ihn nervös.
„Ich habe die Sache mit Etta Sue und Rip Lawless nachgeprüft. Sie haben gleich, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, geheiratet. Hat nicht lange gehalten diese Ehe, nur sechzehn Monate. Es gibt jedoch eine Verbindung der beiden zu Leonardo. Mithilfe seines Know-hows könnten sie sogar die Unabhängigkeitserklärung fälschen, wenn sie wollten.“
„Warum haben sie dann all die Jahre gewartet?“
„Bis jetzt gab’s keinen Grund, das Risiko auf sich zu nehmen. Aber Wyatts augenblickliche finanzielle Misere …“
„Und wie der Zufall es will, taucht Rip nur wenige Wochen hier auf der Ranch auf, bevor das erste Falschgeld in Umlauf kam.“
Stankle schnalzte mit der Zunge. „Offenbar haben wir es hier mit einem ganzen Fälscherring zu tun, Sir. Mit einer Bande.“
Diese Ansicht teilte Raleigh nicht. „Vielleicht“, war daher alles, was er dazu sagte.
Auf der Tanzfläche in der Lobby sah sich Cord Wyatt unterdessen heftig unter Druck gesetzt von seiner Tanzpartnerin. „Es wird Zeit für mehr Juwelen. Ich will etwas Auffälliges – einen dicken, fetten Smaragdring mit einem Kranz aus Diamanten. Einen richtigen Hingucker.“
Wyatt spürte, wie sich die Fingernägel seiner Tanzpartnerin durch den dünnen Stoff seines Jacketts in seine Oberarme bohrten. „Noch so einen Einkaufstrip kann ich mir nicht leisten.“
„Das Risiko liegt darin, es nicht zu tun.“
„Auf diese Weise lande ich noch im Armenhaus, Frau“, protestierte er.
„Falsch.“ Sie warf ihr Haar zurück, und in ihrem Ohrläppchen blitzte ein Diamant auf. „Ich bin dein Retter in der Not, du wirst schon sehen.“
„Molly, mein Liebling“, seufzte Raleigh, während er zu einer schmusigen Melodie mit ihr tanzte.
„Du alter Schmeichler“, gab sie kokett zurück. „Vielleicht hast du mich nur benutzt, weil du Zugang zur Lodge brauchtest.“
„Warte mal ’ne Sekunde. Ich dachte, du hältst mich für den Schurken. Beides zusammen geht nicht.“
„Woher weißt du das?“, meinte sie erschrocken.
„In deinem Gesicht kann man lesen wie in einem offenen Buch.“
„Ich hab dich nicht wirklich verdächtigt, Raleigh“, stammelte sie verlegen. „Ich hab … Ich hab mich nur ab und zu mal gefragt, ob …“
„Hey, ist schon gut. Du solltest keinem hier auf der Triple Eight vertrauen.“
„Aber Jocelyn und Sharleen und Etta Sue …“
„Sowohl Sharleen als auch Etta Sue könnten in die Sache verwickelt sein.“
„Aber Cord würde doch keinesfalls …“
„Vorsicht“, warnte er sie. Keiner der anderen Hochzeitsgäste schien die beiden im Visier zu haben, aber man konnte gar nicht vorsichtig genug sein.
„Er würde Etta Sue nicht über den Weg trauen“, flüsterte Molly. „Sie hat ein großes Mundwerk, ist unzuverlässig und die meiste Zeit betrunken … Oh!“
„Was ist?“
„Ich erinnere mich, etwas Seltsames beobachtet zu haben. Es betrifft Etta Sues Schnapskonsum. Weißt du, ich glaube nicht, dass sie so beschwipst ist, wie sie sich immer gibt. Oder so schwach. Denk mal dran, wie sie den schweren Karren sogar die Treppe hochwuchtet.“
„Du hast recht. Das ist mir auch schon aufgefallen.“
„Aber warum sollte Etta Sue mit ihm …“
„Weil sie seine Mutter ist.“
Molly glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
Raleigh kitzelte sie leicht unter dem Kinn. „Klapp den Unterkiefer wieder hoch. Wir wollen doch keine Aufmerksamkeit erregen.“
„Das hättest du mir aber auch schon eher sagen können“, ereiferte sie sich. „Es erklärt eine Menge. Zum Beispiel, warum Etta Sue immer noch auf der Gehaltsliste steht, obwohl sie keinen Finger
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