Julia Liebeskrimi Band 09
Inhalt auf dem Bett aus. Obwohl sie den Schlüsselbund auf die Tagesdecke fallen sah, fiel es ihr schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass er tatsächlich in ihrer Tasche gewesen war. Es war doch dieselbe Tasche wie gestern, als sie noch …
Ihre Hände zitterten, als sie danach griff. Gut. Dann hatte sie also ein Auto. Na und? Sie hatte ja auch einen Mann und eine kleine Tochter, die sie vor zwei Tagen noch nicht gehabt hatte. Jetzt zählte nur noch der Moment. Nicht die Vergangenheit und nicht die Zukunft. Schnell stopfte sie die Sachen wieder in ihre Tasche zurück und ging dann eilig ins Bad, um ein bisschen Make-up aufzulegen und sich die Haare zu bürsten. Kurz darauf verließ sie das Haus.
Hope O’Rourkes kleiner Schulranzen bollerte gegen ihre Schultern, während sie aus der Schule und auf die Bushaltestelle zumarschierte. Nur dass Hope nicht vorhatte, den Bus zu nehmen. Trotzdem musste sie sich mit den Kindern in einer Reihe aufstellen, die von ihren Eltern abgeholt wurden oder auf den Bus warteten. Sie reckte den Hals, während sie nach Mrs. Barnes’ leuchtend blauem Van Ausschau hielt, aber sie sah ihn nicht. Sie stieß einen frustrierten Seufzer aus und verlangsamte ihre Schritte. Mrs. Barnes kam nicht zum ersten Mal zu spät, und Hope hasste es zu warten. Es machte sie immer ein bisschen nervös, sie bekam dann Angst, dass man sie vergessen haben könnte.
Ihre Lehrerin war damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass die wartenden Kinder auch wirklich den richtigen Bus nahmen, deshalb nutzte Hope die günstige Gelegenheit, um sich davonzustehlen. Sie trottete zu den Bänken unter dem großen Baum vorn an der Straße. Sie wusste, dass sie in der Schlange warten sollte, aber sie war müde und hungrig und wünschte sich, ihre Mommy würde sie abholen und nicht Mrs. Barnes.
Sie warf ihren Schulranzen auf die Bank, dann kletterte sie selbst hinauf, wobei sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ein großer Junge kam vorbei und glotzte sie an. Verlegen zog sie ihre Beine an und versteckte ihr Gesicht zwischen ihren Knien.
„Na, ist alles in Ordnung mit dir?“
Als sie spürte, dass ihr jemand auf die Schulter tippte, zuckte Hope zusammen, dann schaute sie auf. Vor ihr auf dem Boden kauerte ein sehr großer Mann. Instinktiv schüttelte sie seine Hand ab und schaute beunruhigt zu Mrs. Kristy, ihrer Lehrerin. Aber Mrs. Kristy, die nicht bemerkt hatte, dass Hope nicht mehr in der Schlange stand, war mit den anderen Schülern beschäftigt.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, versicherte ihr der Mann. „Ich habe nur zufällig gesehen, dass du weinst, und habe mich gefragt, ob dir irgendetwas wehtut.“
„Ich darf nicht mit Fremden reden“, sagte Hope.
Der Mann lächelte, und Hope fand, dass er mit seinem großen Mund und den lustigen Zahnlücken wie ein richtiger Clown aussah. Weil sie neugierig war, blieb sie sitzen, obwohl ihr die Sache nicht ganz geheuer war und sie wusste, dass sie eigentlich hätte aufstehen und weggehen müssen.
Howard Lee musste ein Auflachen hinunterschlucken. Kleine Mädchen machten es einem wirklich unheimlich leicht. Sie waren allesamt mit einem tief verwurzelten Wunsch zu gefallen auf die Welt gekommen.
„Na ja, da hast du natürlich recht. Du solltest nicht mit Fremden reden, die dir etwas antun könnten. Aber so einer bin ich doch nicht, oder?“
Hope zuckte die Schultern, ganz und gar fasziniert davon, wie der Mann beim Sprechen mit der Zunge gegen seine Zähne stieß.
„Weißt du was?“, fragte Howard Lee.
Sie schüttelte den Kopf.
„Du siehst aus wie ein kleines Mädchen, das bald Geburtstag hat. Stimmt das?“
Hope riss verblüfft die Augen auf, dann nickte sie. Sie war sehr stolz darauf, dass sie bald sieben wurde und damit zu den Ältesten in ihrer Klasse gehörte.
„Das dachte ich mir!“ Howard Lee klatschte erfreut in die Hände. „Und ich wette, du feierst deinen Geburtstag auch, richtig? Bestimmt lädst du alle deine Freundinnen ein, und dann macht ihr Spiele und esst Kuchen und Eis.“
Hope schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
Howard Lee machte ein bekümmertes Gesicht. Er wollte die Kleine berühren, aber er wusste, dass es viel zu früh war. Dennoch konnte er nicht widerstehen, ihr kurz übers Haar zu streichen.
„Na so was, das ist ja traurig“, sagte er. „So ein hübsches kleines Mädchen wie du sollte eine Feier bekommen … viele Feiern, genau gesagt.“
Hope schrak instinktiv vor seiner Berührung zurück. Sie streckte
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