JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Ausland Erfahrungen sammeln. Aber es war nicht unbedingt für den Zeitpunkt geplant.“
Finn lachte leise auf. „Ich hätte sonst was dafür gegeben, Richard Lockhearts Gesicht zu sehen, als er herausfand, dass Sie mit seiner Jüngsten ins Bett gehen.“
„Seine Reaktion war nicht gerade eine meiner Sternstunden“, meinte Sam trocken.
„Mich wundert, dass er ihren Verlobten akzeptiert. Hätte gedacht, dass ihm für sein Baby niemand gut genug ist.“
Sam schwang auf seinem Ledersessel betont lässig vor und zurück. „Kennen Sie ihn?“
„Ich habe ihn ein paar Mal bei offiziellen Anlässen hier im Harbour getroffen“, antwortete Finn. „Netter Kerl. Kommt aus einer stinkreichen Familie, aber zurzeit macht er bei einem Freiwilligendienst in Afrika mit. Haben Sie den Klunker an ihrem Finger gesehen? Als sie ihre Verlobung bekannt gaben, hat er am selben Tag eine beachtliche Summe für das Krankenhaus gespendet.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Es wäre nicht schlecht, wenn er den Betrag am Hochzeitstag verdoppelt.“
Sam rang sich ein Lächeln ab. „Hoffen wir’s.“
„Mittwochabend findet so etwas wie ein Willkommenstrunk für Sie statt. In Pete’s Bar, nur über die Straße. In meinen Augen eher eine willkommene Gelegenheit für die anderen, Sie auszufragen, aber Sie sollten trotzdem erscheinen. Der Mittwochabend bei Pete ist schon Tradition bei uns.“
„Ich hatte gestern die E-Mail im Postfach“, sagte Sam. „Natürlich komme ich.“
Finn stand auf. „Na, dann. Ich gehe nach Hause. Es war ein langer Tag, und morgen wird es kaum besser sein.“
Als Sam wieder allein war, trat er ans Fenster. Im Westen ging die Sonne unter und warf ihr rot glühendes Licht über die Stadt. Er hatte den Anblick vermisst. Allein der Gedanke daran, dass er auf ihn wartete, hatte ihm über so manchen wehmütigen Moment von Heimweh hinweggeholfen. Aber das Bild hatte sich verändert. Oder trog ihn seine Erinnerung?
Es war nicht mehr dasselbe.
Am Mittwochabend hielt ihn ein besonders tragischer Fall auf. Sam hatte sich extra Zeit genommen, um dem Patienten und seiner jungen Familie die schlechte Prognose behutsam beizubringen.
Nachdem er den Bericht an den Hausarzt diktiert hatte, verließ er sein Zimmer. Susanne blickte auf und deutete auf ein Päckchen. „Das wurde vorhin für Sie abgegeben.“
„Was ist das?“
„Ein Oberhemd.“ Susannes Augen funkelten vergnügt. „Von Lexi Lockheart.“
Sam verzog keine Miene, als er es an sich nahm. „Danke.“
„Sie sagte, die Flecken seien nicht rausgegangen, deshalb hätte sie Ihnen ein neues gekauft.“
„Sie hat mich aus Versehen angerempelt und dabei ihren Kaffee verschüttet“, fühlte er sich zu einer Erklärung genötigt. „Danach hat sie angeboten, die Reinigung zu übernehmen.“
„Ein kleiner Vogel hat mir gezwitschert, dass Sie und Lexi vor ein paar Jahren zusammen waren.“
Sam sah von der Post auf, die er durchgeblättert hatte. „Susanne“, begann er. „Ich schätze Sie sehr, weil Sie meine Briefe schreiben, meine OP-Listen organisieren und meine Termine verwalten. Aber mein Privatleben ist tabu. Haben Sie das verstanden?“
Sie nickte gehorsam. „Ja.“
Schon an der Tür, blieb Sam noch einmal stehen und drehte sich um. „Wer war der kleine Vogel?“
Susanne zog einen imaginären Reißverschluss auf ihrem Mund zu. „Ich habe versprochen, ihn nicht zu verraten. Großes Pfadfinderehrenwort.“
„Ach, verdammt“, murmelte er und verließ das Zimmer.
In der Bar war es voll und laut. Stimmengewirr und Gelächter mischten sich mit wummernder Musik.
Sam bahnte sich einen Weg durch die Menge, grüßte bekannte Gesichter und blieb immer wieder stehen, weil sich ihm jemand vorstellte.
Eine junge Frau kannte er noch vom Studium, aber sie war zwei Jahrgänge unter ihm gewesen, und sie hatten nicht wirklich etwas miteinander zu tun gehabt. Jetzt trat sie auf ihn zu und streckte ihm mit einem höflichen, aber zurückhaltenden Lächeln ihre schlanke Hand entgegen.
„Willkommen zurück am Harbour“, sagte sie. „Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Ich bin Evie Lockheart, aus der Notaufnahme. Sie waren vor ein paar Jahren bei einer Spendengala meines Vaters.“
Ob Evie noch wusste, dass er an dem Abend nur Augen für ihre atemberaubende jüngere Schwester gehabt hatte? „Natürlich weiß ich, wer Sie sind“, sagte er freundlich, während er ihr die Hand schüttelte. „Schön, Sie wiederzusehen.“
„Ich finde es
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