JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
großartig, wie Sie sich um meine Schwester kümmern.“
„Verzeihung?“ Sam verschluckte sich fast.
Evie lächelte beschwichtigend. „Ja, ich weiß, die Schweigepflicht. Aber da wir Kollegen sind, dachte ich, ich darf mit Ihnen ruhig über Bellas Behandlung sprechen.“
Ach, die Schwester, dachte Sam. „Wir arbeiten daran, sie für eine Organtransplantation zu stabilisieren. Aber es geht ihr langsam besser. Unsere nächste Hürde ist das passende Spenderorgan.“
„Wir haben viel Gutes über Sie gehört. Wären Sie nicht der Beste gewesen, mein Vater hätte mit Sicherheit sein Veto eingelegt.“ Sie musterte ihn scharf. „Sie wissen doch, was Sie damals losgetreten haben? Dad war außer sich, ich dachte, er würde Lexi enterben. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt und mir große Sorgen um sie gemacht. Lexi ging es gar nicht gut.“
„Aber jetzt hat sie offensichtlich ihren Platz gefunden“, stellte Sam mit unbeteiligter Miene fest, obwohl es in seinem Innern ganz anders aussah.
„Ja. Matthew ist wundervoll, genau der Mann, den Lexi braucht. Er kommt aus einer besonders netten Familie.“
„Einer besonders reichen Familie, wie ich gehört habe.“
„Megareich.“ Evie trank einen Schluck von ihrem Bier. „Und sie sind wirklich nett, was man nicht von allen behaupten kann, die mit dem sprichwörtlichen Silberlöffel im Mund geboren werden. Sie engagieren sich sehr im karitativen Bereich. Vielleicht passen Matthew und Lexi deshalb so gut zusammen. Sie haben vieles gemeinsam.“
Was Lexis Verlobter wohl zu der prickelnden Szene neulich in Sams Büro sagen würde? Sam vermutete, dass Lexi langsam unruhig wurde, weil sie ihren Verlobten seit Wochen, wenn nicht Monaten, entbehren musste. Für Enthaltsamkeit war sie nicht geschaffen. Sie war eine sinnliche Frau, die sich nicht scheute, ihre Lust auszuleben. Sam hatte nie vergessen können, wie leidenschaftlich sie im Bett gewesen war.
Ein Glas Whisky in der Hand, schlenderte Finn auf sie zu. „Haben Sie es endlich geschafft, sich loszueisen?“
„Ja. Es war ein harter Tag. Wie kommt es, dass der letzte Patient oft der schwierigste ist?“
„Ist eben so.“ Evie rückte ein Stück zur Seite, als wollte sie mit Finn nichts zu tun haben.
Finn hatte es wohl gemerkt. „Und, wie geht’s Prinzessin Evie heute Abend?“, fragte er spöttisch.
Sie warf ihm über die Schulter einen eisigen Blick zu. „Pete hat eine neue Hilfe hinterm Tresen, Finn. Hübsches Mädchen, frag sie doch, ob sie später Zeit für dich hat.“
„Gute Idee.“ Finn grinste herausfordernd. „Danke für den Tipp.“
Zwischen den beiden brannte die Luft. Sam fragte sich, was der Grund für die explosive Stimmung sein mochte. Als Finn jetzt das Glas zum Mund hob, fiel Sam auf, dass dessen Hand kaum merklich zitterte. War es das? Wusste Evie etwas über den Chef der Chirurgie, wollte aber ihren Ruf nicht aufs Spiel setzen, indem sie es an die große Glocke hängte? Die meisten Jungärzte würden es sich zweimal überlegen, ob sie einen Vorgesetzten als Alkoholiker hinstellten.
Der Schuss konnte nämlich nach hinten losgehen und die eigene Karriere beenden. Dass Finn sich neulich den Arm gerieben hatte, dass seine Finger zitterten, das musste nicht bedeuten, dass er trank. Bei Stress und chronischer Übermüdung zeigten sich schnell dieselben Symptome. Sam hatte es am eigenen Leib erlebt.
„Sie haben nichts zu trinken“, sagte Finn da. „Was wollen Sie haben?“
„Danke, aber ich mache mal die Runde und hole mir auf dem Weg etwas.“ Er lächelte beiden zu. „War nett, mit Ihnen zu plaudern.“
Einer der Oberärzte drückte ihm ein Bier in die Hand, und schon stand er in der Gruppe und wurde mit Fragen überhäuft. Sam antwortete geduldig, beteiligte sich an der Unterhaltung und fühlte sich trotzdem seltsam losgelöst. Er sprach mit den Menschen, die um ihn herum waren, war aber mit den Gedanken ganz woanders.
Lexi stand nur wenige Schritte von ihm entfernt. Ein Hauch ihres Parfüms hing in der Luft, und von Zeit zu Zeit spürte Sam ihren Blick.
Irgendwann verließ Sam seinen Platz am Tresen, um sich zur nächsten Gruppe zu gesellen. Nach nur wenigen Schritten teilte sich die Menge vor ihm, und er stand Lexi gegenüber.
Einen Moment lang herrschte unbehagliches Schweigen.
„Danke für das Hemd“, sagte er schließlich. „Das war nicht nötig.“
„Ich habe alles versucht, aber die Flecken sind nicht rausgegangen.“
„Deshalb hättest du dich nicht in
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