Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
wenn du meine Ausdrucksweise entschuldigst.“
„Natürlich, bei einer schönen Frau jeder Zeit.“
Sie grinste. „Kamal du bist ein Schmeichler, genau wie dein Bruder. Obwohl Fariq diese Eigenschaft zu Beginn gar nicht gezeigt hat.“
Penny lachte. „Das war, bevor er deine Verkleidung durchschaut hatte.“
Eine interessante Zeit, wie Kamal sich erinnerte. Seine Tante hatte eine exklusive Agentur in New York aufgesucht, um eine Nanny für die Kinder seines Bruders zu engagieren, und zwar eine möglichst unscheinbare Frau, die keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen und den Palastfrieden nicht stören würde. Zurückgekommen war sie dann mit zwei neuen Angestellten, die seine Brüder bezaubert hatten. Jetzt bemerkte er, dass seine Tante auch Ali Matlock eingestellt hatte und fragte sich, ob er beunruhigt sein sollte. Er entschied sich dagegen. Die Frau musste er noch kennen lernen, die ihn erfolgreich von seinen Pflichten abbringen würde. Ali war lediglich eine Ablenkung; mehr würde er nicht zulassen.
Allerdings wurde von ihm erwartet, dass er einen Erben zeugte. Bald. Die Anspielungen seines Vaters und auch seiner Tante wurden immer deutlicher.
In diesem Moment drang weibliches Gelächter an sein Ohr. Seine hochschwangere Schwester trat in den Raum. Und hinter ihr erschien seine eigene, unwillkommene Ablenkung. Ali Matlock.
„Kamal!“ Johara stürzte in seine Arme.
Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf beide Wangen. „Wie geht es dir, meine Kleine?“
„Ich bin nicht mehr so klein.“ Sie legte die Hände auf ihren Bauch. „Hat Tante Farrah dir erzählt, was der Arzt gesagt hat? Mein Blutdruck?“, fragte sie mit ängstlichem Gesicht.
„Ja, ich weiß Bescheid.“ Er schaute zu Ali hinüber.
Sie trug immer noch die Krankenhauskleidung, die er auch schon bei ihrer ersten Begegnung an diesem Tag an ihr gesehen hatte. Weißer Kittel über grünen Hosen. Sie war für ihre Arbeit vollkommen angemessen gekleidet, doch irgendwie reizte ihn das, was er nicht sehen konnte, noch mehr. Ihr kastanienbraunes Haar war hochgesteckt, aber einige, widerspenstige Locken hatten sich selbstständig gemacht und umspielten ihr Gesicht. Große braune Augen mit goldenen und grünen Sprenkeln blickten ihn an.
Vor fast einem halben Jahr hatte er sie in einem Ballkleid gesehen. Seitdem hatte er oft an sie gedacht und verstand nicht warum. Sie war eine Frau wie jede andere. Warum hatte er sie dann nicht einfach vergessen können?
„Und so treffen wir uns schon wieder“, meinte er.
„Allerdings. Da ich für die Geburtsstation verantwortlich bin, hielt Dr. McCullough es für angebracht, dass ich ihm heute attestiere. Er ist schon zum Krankenhaus zurückgekehrt, aber da ich schon Feierabend habe, hat Prinzessin Johara darauf bestanden, dass ich nach dem Hausbesuch noch bleibe.“ Sie schaute sich in der Suite um. „Und was für ein Haus“, lachte sie.
„Als ich das erste Mal den Palast sah“, sagte Penny, „hätte ich am liebsten Brotkrumen gestreut, damit ich meinen Weg auch ja zurückfinde.“
„Mir ging es genauso“, stimmte Crystal zu. „Aber glaubt mir, all das Laufen ist gut für die Taille einer Frau.“
„Es sei denn, du bist so rund wie eine Melone“, widersprach Johara.
„Solange es keine Komplikationen gibt, tut Ihnen das Laufen in Ihrem Zustand gut. Oder sollte ich sagen, in Ihrer aller Zustand.“ Ali grinste die drei Frauen an. „Ein Palast voller schwangerer Prinzessinnen.“
Alle lachten, einschließlich Kamal.
Dann stand Penny auf. „Ich habe jetzt einen Termin mit dem Bildungsminister. Bitte sag mir, dass er gute Neuigkeiten für mich hat“, wandte sie sich mit einem Blick an ihren Schwager.
„Wir haben genug Mittel bekommen, um dein Früherziehungsprogramm für Kinder zu finanzieren“, antwortete Kamal.
„Wunderbar.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Ich sehe euch dann alle beim Dinner.“
„Warte“, rief Crystal und stand ebenfalls auf. „Ich muss auch los. Die Zwillinge kommen bald aus ihrer Zeichenstunde. Ich möchte sehen, was sie gemalt haben.“ Sie küsste Kamal auf die andere Wange. „Bis später. Ali, es war nett, Sie kennen zu lernen. Ich bin sicher, wir werden uns noch häufiger sehen.“
„Gerne“, antwortete sie.
„Ich fürchte, auch ich muss mich jetzt verabschieden.“ Prinzessin Farrah stellte die leere Teetasse auf dem Sofatisch ab und erhob sich. „Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, Ali.
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