Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
dir zurückbringen könnte, würde ich es tun, mein Herz.“
Ihr Gesicht wirkte traurig. „Ich habe keinen Vater …“
„Doch, das hast du …“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast ihn gehört. Als er erfahren hat, dass ich schwanger bin, hat er gesagt, ich wäre nicht länger seine Tochter. Seitdem hat er nur mit mir gesprochen, wenn es absolut nötig war, und auch dann nur voller Zorn. Ich habe Schande über die Familie gebracht. Das wird er mir nie verzeihen. Ich bin so gut wie tot für ihn.“
Kamal fürchtete, dass sie recht hatte. „Gib ihm Zeit, Johara. Und bis dahin sei dir eines gewiss: Ich werde bei dir sein.“
„Du bist so gut zu mir. Es gibt da etwas, worum ich dich bitten möchte“, antwortete sie, während sie seine Hand in ihre nahm.
Seit sie ein kleines Mädchen war, war sie ihm überallhin gefolgt. Er liebte sie sehr, seine kleine Schwester, diese zerbrechliche Kindfrau voller Mut und Unabhängigkeit. „Du musst deine Bitte nur äußern, mein Herz, und ich werde alles tun, um sie zu erfüllen.“
„Ich möchte, dass Ali in den Palast zieht und bei mir bleibt, bis das Baby geboren ist.“
Alles, nur das nicht.
2. KAPITEL
In den Palast ziehen?
Diese Wendung hatte Ali nicht absehen können. Vollkommen überrumpelt sank sie tiefer in die weichen Kissen des halbrunden weißen Sofas. Wenn sie ehrlich war, so hatte sie den Arzt ja bei seinem Hausbesuch begleitet, weil sie den Palast sehen wollte. Aber selbst darin wohnen? Sie, ein unbedeutendes Mädchen aus Texas?
Kamals Blick verriet seine Reaktion auf die Bitte nicht, während er sie eingehend musterte. Dann wandte er sich wieder seiner Schwester zu.
„Johara, ist das wirklich notwendig? Wir haben den Palastarzt, und …“
„Das ist kein Gynäkologe oder Geburtshelfer.“
„Genauso wenig wie Ali“, betonte er.
„Aber sie arbeitet mit meinem Doktor zusammen. Sie hat Ahnung von diesen Dingen, und ich fühle mich wohl bei ihr.“
„Aber ich bin dein Bruder und möchte für dich da sein. Ich dachte, du würdest meine Anwesenheit schätzen.“
„Du bist ein Mann, Kamal.“ Die Prinzessin legte in einer versöhnlichen Geste ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich möchte dich nicht beleidigen, aber in einer solchen Situation möchte eine Frau den Beistand einer anderen Frau.“
„Du hast Penny und Crystal“, erwiderte er. „Ich bin sicher, sie würden sich gerne um dich kümmern.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sie sind frisch verheiratet und haben keine medizinische Ausbildung. Außerdem möchte ich ihr junges Glück nicht belasten.“
„Sie sind mit deinen Brüdern verheiratet, die genauso um dein Wohlergehen besorgt sind wie ich.“
„Und ich möchte ihnen nicht ihre Frauen nehmen, wenn sie sich darauf konzentrieren sollten, ein neues Leben zu beginnen. Und Familien zu gründen.“
Ali folgte schweigend der Auseinandersetzung zwischen Bruder und Schwester. Die Reaktion des Kronprinzen war mehr als interessant. Anscheinend probierte er alles, um seine Schwester von ihrer Idee abzubringen. Nur wo lag sein Problem? Vielleicht hatte es etwas mit dieser unsichtbaren Grenze zwischen Adel und Bürgerlichen zu tun. Er war höflich und zuvorkommend, aber er wollte eine gewisse Distanz zwischen ihnen gewahrt sehen.
Ali hob eine Hand. „Entschuldigung, aber …“
„Was ist mit Tante Farrah?“ Kamal drückte Johara einen schnellen Kuss auf die Stirn. „Sie ist allein stehend und war wie eine Mutter zu dir, seit du deine eigene verloren hast.“
„Unsere Tante war tatsächlich sehr gut zu mir. Doch sie hat keine eigene Erfahrung was Geburten anbelangt“, widersprach Johara.
„Das hat Ali auch nicht“, entgegnete er, während er der Amerikanerin einen skeptischen Blick zuwarf.
Sie fühlte sich zunehmend unbehaglich. Sie fand es nicht besonders aufbauend, dabei zu sein, wenn über sie gesprochen wurde, als wäre sie nicht da.
Johara sah ihren Bruder aus ihren großen dunklen Augen eindringlich an. „Ali ist eine ausgebildete Krankenschwester. Sie war schon bei vielen Geburten dabei und hat Erfahrung. Es beruhigt mich, wenn ich weiß, dass sie nachts hier im Palast ist. Und der Arzt hat gesagt, dass ich ruhig bleiben soll. Warum zögerst du, Kamal?“
„Ali ist um die halbe Welt gereist und hat hier ihre Wohnung bezogen“, antwortete er. „Es wäre unfair, schon wieder von ihr zu verlangen, ihr Leben umzukrempeln. Außerdem ist der Palast weiter vom Krankenhaus entfernt.“
„Ungefähr fünf
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