Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
am selben Platz, aber sein Gesichtsausdruck war düster.
Langsam ging sie auf ihn zu und legte eine Hand auf seinen Arm. Sie hatte das Gefühl, er brauchte den Kontakt, und selbst wenn nicht, so verspürte sie das Bedürfnis. „Ich wollte dir nur sagen, dass er sich irrt.“
„Mein Vater?“
Sie nickte. „Ich hätte wahrscheinlich nicht lauschen sollen, aber ich habe es getan. Es tut mir leid.“
„Und worin hat er sich geirrt?“
„Du wirst ein großartiger König sein.“
Kamal begegnete ihrem Blick. „Und woher willst du das wissen?“
„Du hast dein Wort gehalten, obwohl du wusstest, wie zornig dein Vater sein würde.“
„Manche würden mich einen Dummkopf nennen, und ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht recht hätten. Ich möchte wirklich ein guter König sein. Ich möchte das Leben meines Volkes verbessern. Ein schwacher Mann wird das nicht schaffen.“
Ali hörte die Niedergeschlagenheit in seiner Stimme und seufzte. Reicher Mann, armer Mann, Bettler oder Dieb – es machte keinen Unterschied. Eltern hatten einen unglaublich starken Einfluss auf ihre Kinder. Und manchmal war das nicht immer gut.
„Dein Vater war wütend und frustriert. Er hat blind losgeschlagen, weil er verletzt war. Er meinte nicht, was er sagte.“
„Er meinte jedes Wort.“ Sein Mund war nur noch eine dünne Linie.
„Du wusstest, dass er zornig sein würde. Warum hast du es deiner Schwester ermöglicht, dass sie das Land verlässt?“
„Weil es richtig war. Weil Johara darum gebeten hatte.“ Kamal schaute sie an, und seine dunklen Augen glühten, als er seine Hand über ihre legte, die immer noch auf seinem Arm ruhte. Er lächelte leicht. „Und weil du es dir gewünscht hast.“
Dann wandte er sich ab und ging in den Konferenzraum.
Ali blinzelte mehrmals. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht träumte. Oder vielleicht stimmte etwas mit ihrem Gehör nicht. Er hatte seine Schwester außer Landes geschafft, weil sie, Ali, es sich wünschte?
Verwirrt presste sie ihre Fingerspitzen auf die pochenden Schläfen und versuchte nachzudenken. Jetzt wo Johara und das Baby fort waren, wurde sie hier bei Hofe nicht mehr gebraucht. Es war an der Zeit zu packen und zu verschwinden. Kamals Leben war der Palast, ihres nicht – und würde oder könnte es auch niemals sein. Sie musste Distanz schaffen zwischen sich und den Prinzen. Wenn es doch nur ein ganzer Kontinent sein könnte …
7. KAPITEL
Ali wanderte von Raum zu Raum ihrer luxuriösen Palastsuite und schaute nach persönlichen Dingen, die sie vielleicht vergessen hatte. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass nichts fehlte, schloss sie ihren Koffer und tat dasselbe mit ihrer Kosmetiktasche. Dann stellte sie beides ins Foyer.
Als sie ein Klopfen an ihrer Tür hörte, nahm sie an, es handle sich um den Fahrer, den Prinzessin Farrah ihr hatte schicken wollen. Doch stattdessen war es die Prinzessin selbst, die vor der Tür stand. Hinter ihr erblickte Ali einen livrierten Diener mit einem Servierwagen.
„Ali, meine Liebe. Ich konnte Sie einfach nicht gehen lassen, ohne noch einmal mit Ihnen Tee zu trinken.“
Ali hatte keinerlei Eile, in ein leeres Apartment zurückzukehren. Die Gesellschaft war ihr mehr als willkommen. Und die Gelegenheit, in einem Palast Tee zu trinken, mochte nie wiederkommen. „Kommen Sie doch bitte herein.“
Die Prinzessin lächelte und betrat das Foyer. Mit einer eleganten Handbewegung bedeutete sie dem Diener, den Wagen in die Suite zu rollen. Er deckte den niedrigen Glastisch im Wohnzimmer mit Porzellantassen und einer dazu passenden Teekanne. Außerdem gab es kleine Sandwiches und Fruchttörtchen auf einer Kristallplatte, die mit Gold eingefasst war.
„Benötigen Sie sonst noch irgendetwas, Euer Hoheit?“
„Nein. Vielen Dank, Khalid.“
Er nickte und verließ dann den Raum.
„Ich möchte Ihnen für die Unterstützung danken, die Sie meiner Nichte gegeben haben“, sagte die Prinzessin, während sie sich in der Mitte des halbrunden Sofas niederließ. „Ich hoffe, dass es Ihren Rhythmus nicht zu sehr unterbrochen hat, hier zu wohnen.“
Ali nahm ebenfalls auf der Couch Platz. „Prinzessin Farrah, ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber es wäre mehr als dumm, sich dadurch gestört zu fühlen, dass man in einem Palast lebt.“ Sie blickte sich in der eleganten Wohnung um, deren Balkon einen herrlichen Blick auf das offene Meer bot.
Die Prinzessin lachte. „Ich halte Sie ganz und gar nicht für respektlos. Im
Weitere Kostenlose Bücher