Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
entgegenzutreten. Bist du soweit?“, fragte er. „Sei nicht nervös.“
„Ist das ein königlicher Befehl?“
Er lachte. „Ja, das ist es in der Tat.“
Dann wandten sie sich um, Arm in Arm. Sofort wurde Ali von Blitzlichtgewitter geblendet. Kamals Security-Leute zwangen die Masse allmählich zurück, so dass sich für sie ein schmaler Gang öffnete. Während sie ihn entlanggingen, hörte Ali das Gemurmel. Wer ist sie? Noch nie gesehen. Habe gehört, er will bald heiraten. Ist sie diejenige? Die nächste Königin? Wenn sie nur gewusst hätten, dass sie Ali Matlock war, ein Niemand aus Texas …
Kamal führte sie in das an das Krankenhaus angrenzende Gebäude, in dem sich hauptsächlich Verwaltungsbüros befanden. Dort gab es auch einen großen Saal, in dem man unzählige Tische vor einem Podest arrangiert hatte. Während sie sich durch die Menge bewegten, die sich dort bereits versammelt hatte, erkannte sie die vertrauten Gesichter der Ärzte, die die ganze Woche an dem Symposium teilgenommen hatten. Neben ihnen befanden sich ihre Ehefrauen, wie Ali vermutete. Dann entdeckte sie Turner, der mit einem Champagnerglas in der Hand dastand.
Er war ganz allein. Sie hatte ihn in der vergangenen Woche immer wieder gesehen, das Thema seiner Verlobten aber bewusst gemieden. Zum einen, weil sie nichts über die Frau hören wollte, und zum anderen, weil sie ihm zeigen wollte, dass ihre gemeinsame Geschichte tatsächlich Vergangenheit war.
Jetzt war es allerdings offensichtlich, dass Turners Verlobte ihn nicht begleitet hatte. Was war da los? Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er und hob sein Glas zum Gruß. Sie nickte, dann schaute sie zu Kamal auf und bemerkte, dass sich sein Gesichtsausdruck verkrampfte, während er zu dem anderen Mann hinübersah.
Kamal führte sie rasch in einen anderen Raum, wo der Rest der königlichen Familie bereits an einer langen Ehrentafel saß. Als sie und Kamal sich dazugesellten, nahmen auch die anderen Gäste ihre Plätze ein, und das Dinner wurde serviert. Ali war viel zu aufgeregt, um etwas zu essen und nahm stattdessen jedes einzelne Detail ihrer Umgebung in sich auf – von dem Silberbesteck über das hauchzarte Porzellan bis hin zu dem Streichquartett, das auf dem Podium spielte. Es war eine Welt, die sie so nie wieder erleben würde, und dieser Gedanke machte sie traurig.
Schließlich wurde Kamal auf die Bühne gebeten und hielt eine kurze Ansprache. Als er zum Ende kam, legte er seine Aufzeichnungen beiseite, blickte ins Publikum und fuhr fort: „Es ist mir eine Freude, das Daria Hassan Memorial Hospital dem Gedenken meiner Stiefmutter zu widmen. Und ich bitte Sie alle, Ihre ganze Kraft in die Erforschung von Krankheiten und die Erhaltung des Lebens zu stecken. Ich danke Ihnen sehr für Ihr Kommen.“
Applaus brandete auf, und Ali wusste, er hatte sein Ziel erreicht. Nur ein Mann, der zu tiefen Gefühlen fähig war, konnte eine solche Leistung vollbringen. Sie war sich sicher, dass er jetzt, wo er seinen Traum erfüllt hatte, auch in der Lage sein würde, sich zu verlieben. Doch der Mann, der einmal König werden würde, würde diese Liebe keiner unpassenden Frau entgegenbringen. Wie ihr.
Wieder erfasste sie ein Gefühl der Trauer.
Kamal wurde von Vertretern der Presse umringt, die Interviews mit ihm führen wollten. Niemand würde sie vermissen. Zielstrebig bewegte sie sich in Richtung Ausgang und ging dann in den kleinen Garten, der sich hinter dem Gebäude befand.
Die kühle Nachtluft fühlte sich wunderbar an auf ihrer erhitzten Haut, und die Ruhe und Schönheit ihrer Umgebung gaben ihr Frieden.
„Hallo, Ali.“
Erschrocken wirbelte sie herum und begegnete dem Blick des Mannes. „Turner.“ So viel zu Frieden.
„Du siehst fantastisch aus.“ Er kam näher, viel zu nah, und blieb erst kurz vor ihr stehen.
„Danke.“
Gerne hätte sie das Kompliment erwidert, doch die Worte kamen ihr einfach nicht über die Lippen. Natürlich, er sah gut aus in seinem schwarzen Anzug mit dem passendem Hemd und der Seidenkrawatte. Er war immer noch blond und hatte blaue Augen, ein talentierter, respektierter Arzt, der um jedes Leben kämpfte. Ali wartete darauf, dass ihr Herz einen Satz machte und ihre Hände feucht wurden, doch nichts geschah.
Weil er nicht Kamal war.
„Nun, Turner, wie geht es deiner Verlobten? Wie ist ihr Name? Lynnda?“
„Es geht ihr gut.“ Er zuckte lässig mit den Schultern. „Das Personal zu Hause im Krankenhaus wird es nicht glauben, wie weit
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