Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
kurz mit der Hand über ihren Arm strich, konnte das eine flüchtige Berührung sein – oder eine Liebkosung. Und dann warf er ihr Blicke zu, die ihr Herz schneller schlagen ließen.
Allerdings flog er später am heutigen Nachmittag nach Paris und gab ihr somit ein paar Tage, in denen sie wieder zu Atem kommen konnte. Und ihn ganz gehörig vermissen würde, wie sie sich selbst eingestand.
Als sie um die Ecke bog und den Büroflügel des Palasts betrat, schlug ihr kindliches Gelächter entgegen. Sie ging die mit Teppich ausgelegte Halle entlang und betrat Rafiqs Büro. Vor der berühmten Ledercouch, auf der sie eingeschlafen war, fand sie ihren Chef in seinem teuren Anzug auf allen vieren. Sein Neffe saß auf seinem Rücken, während seine Nichte in die Hände klatschte und sich köstlich amüsierte.
Penny lächelte. „Wie ich sehe, stecken Sie mitten in einem wichtigen Geschäftstermin.“
„Wir spielen Cowboy und Indianer“, erklärte ihr der kleine Junge. „Ich bin der Cowboy.“
„Ich spiele die Rolle des Pferdes des Cowboys.“
„Vorderes oder hinteres Ende?“, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen.
„Beides.“ Rafiq hob eine Augenbraue, als er sie ansah, und sie wusste, dass er sie gleich wieder necken würde. „Nicht ganz der maskuline Standard in Ihrem Land, ich weiß, aber …“
Sie lachte. „Es gibt Zeiten, nicht oft, aber manchmal, wenn ich mir wünschen würde, dass Sie nicht zuhören und sich erinnern würden. Lassen Sie mich eins ein für alle Mal klarstellen – Sie könnten einem Cowboy das ein oder andere beibringen, was maskuline Standards anbelangt. Und können wir damit alle meine gedankenlosen Bemerkungen ruhen lassen?“
„Ich wäre kein Gentleman, wenn ich dazu Nein sagen würde“, erwiderte er.
„Jetzt bin ich an der Reihe“, drängelte Hana.
Doch Nuri trommelte mit den kleinen Fäustchen begeistert auf Rafiqs breiten Rücken. „Noch nicht. Onkelchen, du musst mich erst abwerfen.“
Als Rafiq aufstand, klammerte der Junge sich an seiner Jacke fest und quietschte vor Vergnügen. Penny musste sich mit aller Macht gegen den niedlichen Anblick wappnen.
Wenn er ein ganz normaler Mann wäre und sie nicht so darauf bedacht, jeder Beziehung aus dem Weg zu gehen, dann würde sie jetzt in großen Schwierigkeiten stecken. Doch er war nun einmal, wer er war, und sie war fest entschlossen, genug Geld zu verdienen, um zurückgehen und die Vorschule eröffnen zu können. Ihre Gefühle für ihn würden aufflackern, wachsen und dann vergehen. Keine Gefahr. So einfach.
„Also, was haben wir denn hier?“
Penny drehte sich um und erblickte Crystal Rawlins, das Kindermädchen der Zwillinge. Sie hatte dunkles Haar, die Farbe ihrer Augen war hinter den Brillengläsern allerdings schwer zu erkennen. Penny schob sich die eigene Brille zurecht und dachte dabei, dass es in El Zafir mittlerweile eine Flut kurzsichtiger amerikanischer Angestellter gab.
„Ich nehme an, Sie beide haben sich bereits kennen gelernt?“, meine Rafiq, während er von Penny zu Crystal schaute.
„Ja“, antwortete Penny für sie beide. „Meine Räume in dem Angestelltentrakt sind nicht weit von Crystals entfernt. Wir sehen uns häufig.“
Crystal wandte sich an Rafiq. „Es ist so erfrischend, dass Ihre Familie so sehr an dem Wohlergehen der Kinder interessiert ist.“
„Das war schon immer so in meiner Familie“, antwortete er. „Und mein Bruder ist vielleicht sogar derjenige, der am meisten in Kinder vernarrt ist. Seine Zwillinge bedeuten ihm alles.“
Penny bemerkte, dass Crystals Wangen bei der Erwähnung von Prinz Fariq Farbe annahmen.
Rafiq schaute Crystal an und lächelte. „Ich nehme Ihnen die Kinder gern an einem Nachmittag ab, wenn Sie freihaben wollen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen“
„Das ist sehr nett von Ihnen“, antwortete das Kindermädchen dankbar. Dann zögerte sie etwas, bevor sie fortfuhr: „Die … die Geschichten über Sie – ich meine, was man so in den Zeitschriften liest. Also, was ich eigentlich sagen will ist, dass ich davon überzeugt bin, dass Ihr Ruf übertrieben ist.“
„Meine Tante hat hervorragend gewählt, als sie Sie eingestellt hat.“
Pennys erster Gedanke daraufhin war – seine Tante hatte auch sie ausgewählt. War das etwa nicht gut gewesen? Der Stich von Eifersucht, den sie verspürte, lenkte sie fast von ihrem zweiten Gedanken ab, nämlich dem Gefühl, dass sie irgendetwas in der Unterhaltung verpasste.
„Aber jetzt
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