Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
…“
„Aber das haben Sie nicht.“ Und er wusste, warum. Ihn erfasste eine ungeheure Wut bei dem Gedanken an diese ehrenhafte und aufrichtige junge Frau, die um das Erbe, das ihre Mutter ihr hinterlassen hatte, betrogen worden war. „Erzählen Sie mir von diesem Mistkerl, der Ihnen das angetan hat.“
„Das ist nicht gerade meine glänzendste Geschichte. Ich würde es lieber vergessen.“
„Wäre es nicht besser, wenn Sie mir davon erzählen würden?“
„Sie wissen es doch schon.“
„Ich würde es gerne von Ihnen hören.“
Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ist das ein Befehl?“
„Ich könnte einen daraus machen.“ Seine Worte riefen ein zögerliches Lächeln hervor, was ihn tief befriedigte.
„Der Mistkerl wohnte im selben Haus wie ich. Er behauptete, Anwalt zu sein, aber später habe ich herausgefunden, dass er nur ein Bürogehilfe war mit Zugang zu meiner Akte. Er sah gut aus und war sehr charmant. Ich war allein …“
„Fahren Sie fort“, ermutigte er sie, als sie zögerte.
Penny nickte. „Er hat viel Zeit mit mir verbracht, und ich dachte, das läge daran, dass er sich wirklich etwas aus mir machte. Als er mich bat, ihn zu heiraten, willigte ich ein. Auch als er mir dann anbot, mein Erbe zu investieren und es zu verdoppeln, bin ich nie misstrauisch geworden. Er meinte, mit seiner Hilfe könnte ich meinen Traum doppelt so schnell verwirklichen.“
„Er hat es nicht investiert“, stieß Rafiq voller Wut hervor.
Ihre Gabel schepperte laut gegen den Teller. „Vielleicht schon, nur nicht für mich“, entgegnete sie bitter. „Ich habe ihn nie wieder gesehen. Und was vielleicht sogar das Demütigendste an der ganzen Sache war: Selbst während er mein Geld stahl, hat er niemals auch nur versucht, mit mir zu schlafen.“
„In El Zafir haben wir eine Strafe für ein solch abscheuliches Verbrechen“, sagte er.
„Dafür dass er nicht mit mir geschlafen hat?“
Ganz im Gegenteil. Dafür hätte er den Kerl belohnen können.
„Nein. Dafür dass er Geld von einer unschuldigen Frau gestohlen hat. In diesem Land wäre die Strafe kurz und hart.“
Jetzt grinste sie ihn an. „Köpfen? Die Zunge herausschneiden? Auf dem Marktplatz vierteilen?“
„Alles zusammen.“
Er freute sich, dass er ihr ein Lächeln hatte entlocken können. Doch warum das für ihn so wichtig war, wusste er nicht. Und er konnte auch nichts dagegen tun, dass er froh war, dass der Schuft sie nicht angerührt hatte. Penny Doyle war tatsächlich so unschuldig, wie Farrah behauptet hatte. Diese Erkenntnis ließ sein Blut kochen und gleichzeitig seinen Drang wachsen, sie zu beschützen. Auch sie zu besitzen? Nein. Das war ihm verboten worden. Doch die Kombination seiner Gefühle machte ihm Angst. Er wollte sie wieder küssen und war dankbar dafür, dass sich ein breiter Tisch zwischen ihnen befand.
Penny konnte kaum glauben, dass sie Rafiq eben die erniedrigendste und schmerzhafteste Episode ihres Lebens erzählt hatte. Doch jetzt war es höchste Zeit, zu einem unverfänglicheren Thema überzugehen. Oder zumindest das Gespräch von sich abzulenken.
„Lassen Sie uns von Ihnen reden. Sie haben gesehen, wie wichtig meine Mutter für mich war. Was ist mit Ihrer?“
„Ich habe sie nie gekannt. Sie starb, als ich noch ein Baby war.“ Er nippte an einem Kristallglas mit Wasser. „Sie haben Glück gehabt.“
„Wenn Sie es so darstellen, dann ja. Es tut mir leid, Rafiq.“
Er schüttelte den Kopf. „Mein Vater hat seine drei Söhne dazu erzogen, richtige Männer zu sein. Aber meine Tante Farrah hat ein gehöriges Wörtchen mitgeredet. Ich habe auch die Hand einer Frau gespürt.“
„Das mit Sicherheit“, sagte sie. Verdammt, sie hasste es, wenn ihr solche Sachen einfach so herausrutschten. „Ich meine, von dem, was ich über Sie gelesen habe, scheinen Sie keinen Mangel an weiblicher Gesellschaft zu leiden.“
„Glauben Sie nicht alles, was über mich geschrieben wird.“
„Okay. Allerdings wurde ihr Name mit einer ganzen Menge von Frauen in Verbindung gebracht. Sehr schönen Frauen aus der ganzen Welt. In einem Artikel hat man Sie sogar zu dem weltweit begehrtesten Junggesellen gekürt.“
Sie neckte ihn, weil der Ausdruck in seinen dunklen Augen, als er von seiner Mutter gesprochen hatte, an ihr Herz gerührt hatte.
Penny räusperte sich. „Waren Sie jemals verlobt?“
„Nein.“
„Warum nicht? Sogar ich war einmal verlobt, selbst wenn es nur ein Betrüger war.“
„Ich hätte es ein
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