Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
unwiderstehlich war.
7. KAPITEL
Rafiq bog eilig um die Ecke zu seinem Büro und schrak zurück, als er Penny mit ihrer notdürftig reparierten Brille sah. Der Anblick rief ihm den vorigen Tag in Erinnerung und wie es sich angefühlt hatte, ihre vollen Lippen zu küssen und ihre sanften Kurven gegen seinen Körper zu spüren. Er stieß einen Seufzer aus und fuhr sich mit dem Zeigefinger unter den gestärkten Kragen seines Hemds, wobei er sich fest vornahm, die Klimaanlage ein Grad hinunterzudrehen – oder zehn.
Eigentlich war es Zeit fürs Mittagessen, doch anstatt in eins der exklusiven Restaurants der Stadt zu fahren, hatte er sich verpflichtet gefühlt, zurück ins Büro zu gehen. Er war sich nicht sicher, doch fürchtete er, dass das mit seiner Assistentin zu tun hatte, die ihn allzu sehr ablenkte.
„Guten Tag“, grüßte er sie.
Sie blickte auf und zuckte dabei leicht zusammen. Offensichtlich war sie gänzlich in ihre Arbeit vertieft gewesen. Sie schien einen Moment zu brauchen, um ihn klar zu erkennen. Oder lag das einfach nur an der zerbrochenen Brille? Er war für diesen Zustand verantwortlich und würde dafür sorgen, dass sie eine neue bekam.
„Rafiq. Guten Tag. Ich dachte, Sie würden erst später wieder hier sein.“
„Haben Sie schon gegessen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte zuerst den Bericht zu Ende tippen.“
Bildete er sich das nur ein, oder war sie rot geworden, und wenn ja, hatte es mit seinem Kuss in der Wüste zu tun?
„Ich lasse uns etwas kommen“, meinte er.
„Wie Sie wünschen.“ Sie blickte wieder auf ihren Bildschirm.
Er ging an ihrem Schreibtisch vorbei in sein eigenes Büro und griff nach dem Telefonhörer. Nachdem er dem königlichen Chefkoch seine Bestellung durchgegeben hatte, rief er seinen Leibarzt an. Ein Prinz aus dem Hause Hassan hielt seine Versprechen.
Kurze Zeit später wurde das Essen auf einem Tisch im Vorzimmer seines Büros serviert, wo er sich zu Penny gesellte. Als sie zu ihm aufblickte, verspannte sie sich augenblicklich. Ihre vollen Lippen wurden zu einer dünnen Linie. Und es war sicherlich keine Einbildung seinerseits. Sie verhielt sich tatsächlich steif und förmlich. Sosehr er sich manchmal ein wenig Zurückhaltung ihrerseits gewünscht hatte, jetzt vermisste er ihr lebhaftes Geplauder. Diese einsilbige Penny war mehr als unnatürlich.
„Lassen Sie uns essen“, sagte er.
„Wie Sie wünschen.“
Dieser Satz ging ihm allmählich auf die Nerven. Er schaute zu seiner Assistentin hinüber, der sichtlich unbehaglich zumute zu sein schien. Irgendwie musste er das Eis zwischen ihnen brechen und dann herausfinden, warum sie überhaupt so kühl und distanziert war. Wenn seine Erfahrung mit Frauen ihn nicht täuschte, dann hatte sie den Kuss genauso sehr genossen wie er. Er musste sie mit einem Thema aus der Reserve locken, das ihr wichtig war. Und er wusste auch schon, womit.
„Erzählen Sie mir von Ihren Plänen für die Vorschule!“
Sie zögerte auch nur einen kurzen Augenblick, ehe sie antwortete: „Was wollen Sie wissen?“
„Fangen Sie am Anfang an. Warum ist das so wichtig für Sie?“
„Weil ich meiner Mutter ein Versprechen gegeben habe, als sie starb. Ich habe versprochen, dass ich etwas tun würde, das ihr Andenken erhalten würde. Etwas Gutes. Etwas, das Kindern einen positiven Start ins Leben ermöglicht, so wie sie es bei mir getan hat.“
„Ich verstehe.“ Die Worte waren vollkommen ungeeignet, um die Gefühle auszudrücken, die ihre Erklärung hervorriefen. Ihre Mutter musste eine bemerkenswerte Frau gewesen sein, um solche Hingabe in ihrer Tochter zu erzeugen.
„Ich werde mich um Stipendien bemühen, die auch benachteiligten Kindern den Besuch einer Vorschule ermöglichen.“
„Haben Sie schon einen Ort für diese Schule ausgesucht?“
„Ja.“ Sie legte sich die Stoffserviette über den Schoß und nickte.
Der kühle Ausdruck in ihren Augen, nachdem sie zuvor so leidenschaftlich gesprochen hatte, sagte ihm, dass er noch nicht am Ende des Weges angekommen war. Rafiq zwang sich zu Geduld. „Wo?“
„Nicht weit von der Schule, an der meine Mutter unterrichtet hat. Es ist ein Wohngebiet, aber nur wenige Meilen vom Zentrum der Stadt entfernt.“
„Sie haben also schon das Gebäude?“
Sie begegnete seinem fragenden Blick. „Nein.“
„Wie können Sie sich dann sicher sein, dass es bei Ihrer Rückkehr noch zu haben ist?“
„Das kann ich nicht. Wenn ich das Geld hätte, um es zu kaufen
Weitere Kostenlose Bücher