Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
sechs Sätzen verkomplizieren konnte. Wie seltsam, dass er mittlerweile ihren Stimmungen gegenüber so sensibel geworden war. Er hatte viele Frauen kennen gelernt, aber keine hatte ihn auf diese hier vorbereitet.
Rafiq verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie nachdenklich an. „Sagen Sie mir, was los ist.“
„Wenn Sie darauf bestehen. Ich denke nicht, dass ich an dem Ball teilnehmen sollte. Ich weiß, dass alles perfekt sein soll, weil die Welt auf El Zafir blickt. Was, wenn ich wieder etwas verschütte? Was wird die Welt über die königliche Familie sagen, die so eine ungeschickte Assistentin für ihren Prinzen einstellt?“
Er nahm an, dass an ihrem Widerwillen mehr war, als sie zugab. Das Licht in ihren Augen war erloschen, als er erwähnt hatte, dass er den Frauen Geld entlocken wollte. War es das, was sie störte? Dass er anderen Frauen seine Aufmerksamkeit schenken würde? Der Gedanke gefiel ihm.
„Machen Sie sich keine Sorgen.“
„Einfach so? Sie befehlen mir, dass ich keine Angst haben soll, und erwarten, dass es dann so ist?“
„Ja.“
„Ganz schön beeindruckend. Können Sie auch meinen Nerven befehlen, nicht so zu flattern?“
„Ja“, meinte er erneut und lächelte.
Langsam und, wie er vermutete, gegen ihren Willen grinste auch sie. „Sie nehmen mich auf den Arm.“
„Ja, aber Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. Und ich verlange Ihre Anwesenheit morgen Abend.“
Damit marschierte er an ihr vorbei und aus dem Saal. Rafiq war sich nicht sicher, warum, aber es war ihm wichtig, dass Penny zu dem Ball kam. Er konnte sich nicht vorstellen, die ganze Prozedur ohne sie über sich ergehen zu lassen.
Penny saß im Morgenmantel vor ihrem Frisiertisch, während Crystal hinter ihr stand und sie im Spiegel begutachtete. Es würde eine Menge Arbeit werden, aus ihr, Penny, etwas zu machen, auf das die königliche Familie von El Zafir stolz sein konnte.
„Lass uns mit deinem Haar anfangen“, meinte Crystal, während sie sich nachdenklich mit dem Finger auf die Lippe klopfte.
„Es ist lang, glatt und fein. Ein Albtraum. Da kann man nicht viel machen. Ich schling es einfach in einen Knoten.“
„Du hast wunderschönes Haar, von der Art, wie die meisten Männer gerne ihre Finger hindurchgleiten lassen würden.“
Penny erschauerte bei dem Gedanken. Würde Rafiq zustimmen? Doch er gehörte nicht in die Kategorie „die meisten Männer“. Er war ein Prinz, und sie war ein Nichts.
„Nein, wir stecken es hoch, aber nicht in einen Knoten“, unterbrach Crystal ihre Überlegungen.
Penny sah ihr dabei zu und war froh, dass sie dadurch von den Schmetterlingen in ihrem Bauch abgelenkt wurde. In sehr kurzer Zeit hatte Crystal ihr Haar in eleganter Weise auf ihrem Kopf hochgetürmt, während sie ganz bewusst ein paar Strähnen herauszupfte, die sich weich um Pennys Gesicht kringelten. Das Arrangement verlieh ihr Größe und ließ ihren Hals länger wirken. Wer hätte gedacht, dass ein Lockenstab solche Wunder vollbringen konnte?
„Wow!“
„Ja“, stimmte Crystal zu, „ich bin gut.“
„Das bist du. Tja, dann werde ich jetzt wohl mal das Ballkleid anziehen.“
„Nicht so schnell. Zuerst werde ich dich noch schminken, meine Sachen habe ich dabei. Dreh dich herum und schließe die Augen.“
„Warum? Werde ich schreien und zurückspringen, wenn ich sehe, was du mit mir angestellt hast?“
„Du wirst atemberaubend aussehen. Hör auf, so negativ zu sein.“
Penny tat wie geheißen und lauschte der Stimme ihrer Freundin, die jeden einzelnen Schritt für sie erklärte: erst Feuchtigkeitscreme, dann Grundierung, Puder und Rouge.
„Jetzt zu deinen Augen“, sagte Crystal. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du freiwillig auf deine Brille verzichten, auch wenn du dann an deiner besten Freundin vorbeigehen wirst, ohne sie zu erkennen.“
„Ich trage Kontaktlinsen“, entgegnete Penny.
„Wirklich? Seit wann?“, wollte das Kindermädchen wissen, während sie Lidschatten und Mascara auftrug.
„Rafiq hat mich seinem persönlichen Leibarzt empfohlen, und der meinte, dass es mittlerweile viel bessere Kontaktlinsen gäbe und dass ich es doch noch mal versuchen sollte. Also habe ich es getan, und es war kein Problem. Ich hatte sie jetzt ein paar Mal drin, und meine Sicht ist damit sogar besser.“
„Wunderbar.“
Crystal arbeitete noch ein wenig länger und sagte schließlich: „Okay. Öffne die Augen. Es ist Zeit für das I-Tüpfelchen. Lippenstift.“ Nach dem Auftragen
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