Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
wie Rafiq tief Luft holte und sich mit zittrigen Fingern durchs Haar fuhr. War er genauso erregt wie sie? Das konnte nicht sein. Eine Frau wie sie erregte keinen Mann wie ihn.
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, kam Prinz Kamal um die Ecke gebogen. Und er war nicht allein.
Penny hatte die Frau früher am Abend schon einmal gesehen. Sie war sehr hübsch. Der Kronprinz wies sie auf die Schönheiten des Gartens hin.
„Also hierhin seid ihr beiden verschwunden. Mein Bruder Rafiq und seine Assistentin Penny Doyle – eine Landsmännin von Ihnen“, stellte er sie vor. „Das ist Alexandrite Matlock.“
„Ali“, meinte die Frau und streckte erst Rafiq, dann Penny ihre Hand hin.
„Alexandrite?“, fragte Rafiq. „Ist das nicht ein Edelstein?“
„Da meine Eltern mich nun einmal mit diesem Namen gestraft haben, habe ich ein paar Nachforschungen angestellt. Alexandrit kommt von Beryll, das manchmal als Schmuckstein benutzt wird. Aber eigentlich ist es ein hartes Mineral.“
Kamal lächelte seine Begleiterin an. „Wie passend. Sie ist nämlich eine knallharte Frau.“
Penny musterte sie. Sie war nicht groß. Ihr braunes Haar war in einer locker fallenden Frisur hochgesteckt. Braune Augen von der Farbe eines guten Whiskys funkelten vor Wärme und Humor.
„Ich bin keine knallharte Frau“, konterte sie. „Ich bin bloß nicht für Ihre Schmeichelei empfänglich. Will sagen, ich werde Ihrem Ansinnen nicht nachgeben.“
„Es ist keine Schmeichelei. Und ich versuche lediglich, die feineren Seiten von El Zafir zu demonstrieren. Ich bin sehr stolz auf mein Land.“
„Wozu Sie auch allen Grund haben“, gab Ali zurück.
„Tut mir leid, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie gerade reden“, meinte Penny.
„Entschuldigen Sie bitte“, sagte Kamal. „Unsere Tante hat Miss Matlock bei ihrer letzten Reise in die USA kennen gelernt. Ali ist Krankenschwester. Prinzessin Farrah bot ihr eine Stelle in dem Krankenhaus an, das derzeit in der Stadt gebaut wird.“
„Tante Farrah sollte die offizielle Arbeitsministerin unseres Landes werden“, äußerte Rafiq. „Sie hat ein bemerkenswertes Talent, fähiges Personal zu finden.“ Seine Augen funkelten, als er zuerst Ali, dann seinen Bruder anschaute.
„Tante Farrah lud Miss Matlock zu dem Ball heute Abend ein, um uns die Möglichkeit zu geben, ihren Widerstand zu brechen. Ich habe ihr ein Angebot gemacht, von dem ich hoffe, dass sie es nicht ausschlagen kann. Wir möchten, dass sie die Oberschwester im Frauenflügel des Krankenhauses wird.“
Ali lachte. „Es ist verführerisch. Eine wunderbare Ergänzung meines Lebenslaufs. Und ich bin beeindruckt und auch bezaubert von El Zafir.“
„Dann müssen Sie das Angebot annehmen“, drängte Kamal.
„Ich glaube nicht, dass mein Verlobter erfreut wäre, wenn ich einen Job am anderen Ende der Welt annehmen würde.“
„Sie wollen heiraten?“ Kamal wirkte überrascht.
„Ja.“
„El Zafirs Verlust ist ein Gewinn für einen glücklichen Mann“, meinte Kamal. „Dennoch. Ich glaube nicht, dass Sie eine Frau sind, die den ganzen Weg zurücklegt, wenn das Angebot vollkommen indiskutabel ist.“
„Sie glauben, Sie kennen mich so gut, Euer Hoheit?“
Penny hätte ihre Landsmännin am liebsten zur Seite gezogen und ihr geraten, sich von Prinzen und ihren Geschenken fern zu halten. Sie berührte ihre eigenen von Küssen geschwollenen Lippen und schaute zu Rafiq hinüber. Zum Glück waren sie unterbrochen worden, bevor sie eine noch größere Närrin aus sich machen konnte.
„Ich muss zurückgehen und nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Wenn Sie mich entschuldigen würden, Euer Hoheit?“, sagte Penny.
„Natürlich“, antwortete Kamal.
„Ali, es war nett, Sie kennen zu lernen.“
„Ganz meinerseits“, entgegnete diese.
Rafiq verbeugte sich leicht vor der Krankenschwester. „Auch mir war es ein Vergnügen, Miss Matlock. Ich werde Penny begleiten …“
„Nein!“ Sie musste ihm entkommen, doch sie hatte nicht beabsichtigt, dass ihr Ton so scharf klang. Die anderen drei sahen sie überrascht an. „Ich meine, ich möchte hier nichts unterbrechen. Wenn der Kronprinz Ali nicht überzeugen kann, dann gelingt es sicher Prinz Rafiq.“
Ehe jemand etwas erwidern konnte, eilte Penny zurück zum Ballsaal. Rafiq hatte gesagt, dass er sie beschützen würde, aber wer würde sie vor ihm beschützen? Sie hatte einmal den Fehler begangen, sich in einen Mann zu verlieben, der es nur auf ihr Geld
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