Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
während er mit einem Finger über den glatten Satin strich. „Wir sind nutzlos ohne den perfekten Partner.“
12. KAPITEL
Penny nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Es war wohl eine Ironie des Schicksals, dass sie El Zafir genauso müde wieder verlassen würde, wie sie angekommen war. Und wenn sie damals geglaubt hatte, dass schon ihr Nickerchen auf dem Sofa des Prinzen eine tiefe Demütigung gewesen war, dann war jetzt Rafiqs Vorschlag einer Ehe ohne emotionale Bindung die totale Katastrophe. Beides hatte sie verletzt – das erste hatte ihre Würde untergraben und das zweite ihr Herz gebrochen.
An ihrem ersten Tag war sie voller Enthusiasmus und Zuversicht gewesen, weil sie geglaubt hatte, ihren Traum der Vorschule verwirklichen zu können. Schon in den folgenden Tagen hatte sie dann angefangen, auf ihr persönliches Märchen zu hoffen. Aber beide Träume waren Punkt Mitternacht zerschlagen worden – oder besser gesagt, waren von Rafiq zerstört worden, als sie erkannt hatte, dass er sie nicht liebte und es auch niemals tun würde.
Penny stand an den Türen zu ihrem Balkon und blickte auf den Garten hinab. Sie hatte sich in El Zafir verliebt – das Land, die Menschen, die Mitglieder der königlichen Familie. Sich von Prinzessin Farrah zu verabschieden war schwieriger gewesen, als sie geahnt hatte.
Und dann war da Rafiq.
Sie wusste nicht, wie sie ohne ihn leben sollte, aber bleiben konnte sie auch nicht. Zumindest war Penny sich sicher, dass ihre Mutter verstehen würde, dass Rafiq jeden Tag zu sehen und dabei zu wissen, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte, mehr war, als sie ertragen konnte.
Es klopfte an die Tür. Wahrscheinlich war es ein Diener, der die Koffer zum Wagen bringen sollte. Auf dem Weg durch ihr Wohnzimmer bemerkte sie das schwarze Spitzenkleid, das sie am Abend zuvor doch nicht getragen und daher achtlos über einen Sessel gelegt hatte. Jetzt starrte sie es an, und dabei traten ihr Tränen in die Augen. In diesem Kleid hatte sie sich schön gefühlt. Oder vielleicht hatte es an dem Ausdruck in Rafiqs Blick gelegen, als er sie betrachtet hatte.
Sie blinzelte heftig, doch die Flüssigkeit trübte immer noch ihre Sicht. Sie stand kurz vor der Abreise. Was sollte es ihr jetzt noch ausmachen, dass sie ein Häufchen Elend war, wenn sie die Tür öffnete? Sie tat es und war vollkommen schockiert, als sie Rafiq dort stehen sah.
„Penny“, sagte er.
Er sah furchtbar aus – genauso, wie sie sich fühlte. Als wenn er Tage nicht geschlafen hätte. Seine Hosen waren zerknittert, genauso wie das weiße Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen aufgerollt hatte. Auf Wangen und Kinn lagen dunkle Schatten, da er sich nicht rasiert hatte. Sie hatte ihn bislang immer nur in absolut tadellosem Zustand gesehen. Lag es an dem, was sie vergangene Nacht zu ihm gesagt hatte? Mitleid erfasste sie, und nur mit Mühe schaffte sie es, eine Entschuldigung zu unterdrücken.
„Euer Hoheit.“
„Seit wann redest du mich derart formell an?“, fragte er, während er eintrat.
„Es ist besser als ‚Euer Gnaden‘.“ Sie war sarkastisch, doch das war ihre einzige Verteidigung.
„Das stimmt.“ Er stand mit den Händen auf dem Rücken zu ihr und blickte auf ihre gepackten Koffer. „Bitte schließ die Tür.“
„Ist das ein Befehl?“
„Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich dazu zu bringen, es zu tun, dann ja.“
Sie tat, wie ihr geheißen. „Was willst du? Ich dachte nicht, dass es noch etwas zu sagen gäbe.“
Er holte den Satinschuh hinter seinem Rücken hervor. „Du hast das vergessen.“
„Danke. Obwohl das nicht nötig gewesen wäre, ich habe den anderen im Schlafzimmer gelassen.“
Er stellte ihn auf dem Tisch neben der Tür ab. „Das Gegenstück?“
„Ja. Zusammen mit dem Rest der Kleidung, die Teil des Jobs war. Ich würde ja wirklich gerne hier bleiben und zusehen, wie dein Assistent einige der Sachen trägt, aber er hat vermutlich …“
„Nicht deine Größe“, unterbrach er sie. „Du wolltest gehen, ohne dich zu verabschieden.“ Er funkelte sie wütend an.
„Wir haben gestern alles gesagt, was es zu sagen gab.“
Er schüttelte den Kopf. „Kaum.“
„Was sollte es sonst noch geben?“
„Meine Tante hat dich ins Herz geschlossen. Sie gibt mir die Schuld für deine überstürzte Abreise. Und für die Tatsache, dass ich sie einer fähigen und amüsanten Assistentin beraubt habe.“
Penny wandte sich ab, um so die
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