Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
schade. Ohne diese Brille könnten Sie, glaube ich, wirklich sehr hübsch sein. Haben Sie jemals daran gedacht, Kontaktlinsen zu tragen?“
„Was für eine Rolle spielt denn das?“, unterbrach Fariq sie ärgerlich. „Sie ist gut so wie sie ist. Schönheit wird bei weitem überbewertet.“
Rafiq stützte seine Ellbogen auf dem Tisch auf und lehnte sich vor. „Also mein Bruder, du würdest wohl eine Frau mit einem Gesicht hässlich wie die Nacht bevorzugen?“
„Das habe ich nicht gesagt …“
„Wenn Schönheit dich nicht berührt, welche weiblichen Qualitäten dann?“, wollte nun Kamal wissen.
„Ehrlichkeit“, antwortete Fariq ohne zu zögern.
Crystal atmete scharf ein. Dieser Mann wurde mit einigen der schönsten Frauen dieser Welt in Verbindung gebracht, und er war mehr an Aufrichtigkeit als an Optik interessiert. Diese Erkenntnis war ganz schön schockierend.
Sie konnte nur hoffen, dass Prinzessin Farrah aufhören würde, ihren Typ ummodeln zu wollen. Und was sollte das überhaupt? Wofür dann das ganze Theater um ein „schlichtes Kindermädchen“? Es war doch mehr als offensichtlich, dass König Gamil es nicht guthieß, wenn einer seiner Söhne mit dem weiblichen Personal anbändelte.
Crystal entschied schließlich, dass es so ein typisches Frauending war. Frauen konnten einfach nicht widerstehen, wenn man etwas verschönern konnte. Aber sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn Fariq herausfand, dass sie besser aussehen konnte, wenn sie wollte.
3. KAPITEL
Fariq warf die Dokumente, die er gelesen hatte, auf den Schreibtisch in seiner Suite. Je mehr er versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, desto stärker schweiften seine Gedanken zu dem neuen Kindermädchen seiner Zwillinge ab. Beim Abendessen vor wenigen Stunden hatte er entdeckt, dass sie eine seltene und anziehende Mischung aus Mut und Intelligenz besaß.
Er betrachtete die offenen Flügeltüren, die zum Balkon führten, als ein Geräusch von draußen zu ihm drang. Er stand auf, ging zum Balkon hinüber und spähte hinaus. Die Nacht war finster, da Wolken den Mond verdeckten, doch in den Schatten zu seiner Rechten erkannte er eine Gestalt, die sich über das Geländer vor dem Zimmer seiner Kinder lehnte.
„Hallo“, sagte er in die Dunkelheit hinein.
Crystal zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. Das schwache Licht aus der Suite zeigte ihm, wie sie erschrocken eine Hand gegen die Brust presste. „Guter Gott“, flüsterte sie atemlos, „ich dachte, ich wäre allein.“
„Das waren Sie auch, bis ich hinausgekommen bin. Der Balkon verläuft um die ganze Länge meiner Wohnung. Alle Räume sind durch ihn miteinander verbunden, und von hier aus kann man das Meer sehen. Mein Schlafzimmer liegt dort drüben.“ Er deutete auf eine Stelle hinter dem Wohnzimmer.
„Oh, ich habe die Anlage gar nicht begriffen. Ich bin nur rausgekommen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.“
„Das haben Sie nicht“, log er.
Sie hatte ihn gestört, indem sie in seinen Gedanken herumgespukt war, und zwar bereits bevor er ihre einsame Gestalt auf dem Balkon ausgemacht hatte. Er bemerkte, dass ihr Haar nicht mehr in der extrem strengen Art, die sie bevorzugte, zurückgebunden war. Eine plötzlich aufkommende, frische Brise des Ozeans wehte ihr einige Strähnen ins Gesicht. Obwohl die exakte Tönung ihres Haars immer noch vor der Dunkelheit verborgen blieb, erkannte er, dass die langen Locken bis zu ihrer Taille reichten. Sein plötzlicher Drang, mit den Fingern durch diese schimmernde Fülle zu streichen, ärgerte ihn.
Während seine Augen sich allmählich an die Finsternis draußen gewöhnten, fielen ihm noch weitere Dinge an ihr auf. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, als er realisierte, was sie anhatte. Ihr Nachthemd war hochgeschlossen und züchtig. Doch als er näher hinsah, erkannte er, dass es weiß war und aus Seide und Spitze bestand. Irgendwie wurde es dadurch erotischer.
Er bewegte sich auf sie zu und stoppte erst, als er nahe genug war, um den verführerischen Duft ihrer Haut einatmen zu können.
„Es ist spät“, erklärte sie. „Ich gehe jetzt besser hinein.“
Ihre Stimme hatte einen rauchigen, heiseren Klang, den er viel zu anziehend fand.
„Natürlich. Sie müssen sich noch an die Zeitumstellung gewöhnen. Sie dürften müde sein.“
„Seltsamerweise konnte ich nicht schlafen.“
„Dann bleiben Sie bitte“, sagte er. „Leisten Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher