Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
macht.“
„Snobs?“
„Ihr Wort, nicht meines“, entgegnete sie höflich. „Aber ich habe mich getäuscht. Sie sind wie jede Familie, die sich liebt, respektiert und gegenseitig neckt.“
Stolz und Liebe für alle von ihnen erfüllten seine Brust. „Reichtum und Status verändern und verbessern nur die Umstände. Sie sollten keine Auswirkungen auf den grundsätzlichen Charakter einer Person haben.“
„Dem stimme ich zu. Jeder hat mir das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Selbst Johara scheint ein typischer Teenager zu sein. Begierig auf Abenteuer und vielleicht ein wenig aufbrausend. Obwohl verglichen mit Jugendlichen in Amerika hat sie sich bemerkenswert beherrscht gezeigt und geschwiegen, als man ihr das befohlen hatte.“
„Das liegt daran, dass man in meinem Land die Zunge verlieren könnte, wenn man es nicht tut.“
Sie holte erschrocken Luft und starrte ihn entgeistert an. „Sie scherzen, oder?“
„Ja.“
Sie lachte. „Ich bin froh, das zu hören. Aber ganz ehrlich, Prinzessin Johara geht wunderbar mit den Zwillingen um.“
„Die beiden beten meine kleine Schwester an.“
„Sie haben Glück, dass sie zwischen den einzelnen Nannys einspringen konnte.“
„Vielleicht. Aber sie ist zu rebellisch.“ Zu sehr wie die Mutter seiner Kinder für seinen Geschmack. „In jedem Fall ist es gut, dass Sie nun die tägliche Obhut der Kinder übernehmen. Hana und Nuri haben Sie sofort ins Herz geschlossen.“
„Das freut mich. Natürlich ist es gut, wenn ich ihnen als Vorbild dienen kann“, gab Crystal zurück.
„Mein Instinkt sagt mir, dass Sie ein beständiges, sensibles und extrem aufrichtiges Vorbild sind.“
„Ich würde nicht das Familiensilber mitgehen lassen, wenn es das ist, was Sie meinen.“
„Das wollte ich keineswegs andeuten. Um genau zu sein, wurde Ihr Hintergrund sorgfältig überprüft.“
„Natürlich.“ Ganz plötzlich zog sie sich von dem Geländer zurück.
„So wie bei jedem, der im Palast arbeitet. Farrah sagte mir, dass es in dem endgültigen Bericht nichts Unerwartetes gegeben hat.“
„Hat sie sonst noch etwas gesagt?“
„Nur, dass Sie perfekt für mich wären – das heißt, für die Stelle.“
„Gut zu wissen.“ Sie ging zu den Flügeltüren hinüber, und das Licht von drinnen betonte die Spannung um ihre vollen Lippen. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich glaube, es ist Zeit für mich, ins Bett zu gehen. Es war ein langer Tag, und morgen beginne ich meine Arbeit. Gute Nacht, Fariq.“
Plötzlich war sie verschwunden. Er fragte sich, ob er irgendetwas gesagt hatte, womit er sie beleidigt hatte. Doch das war unmöglich. Er hatte nur die Wahrheit gesprochen, wie er es immer tat. Aufrichtigkeit war das Wichtigste im Leben.
Die Begegnung mit Crystal ließ ihn bedauern, dass er für die nächsten Wochen so viele geschäftliche Auslandsreisen angesetzt hatte. Doch er war froh, dass er seine Kinder in den Händen von jemandem wusste, der ehrlich und verantwortungsbewusst war.
Einige Sekunden lang starrte er die Stelle an, an der sie eben noch gestanden hatte. Er hatte ihre Gesellschaft genossen und fühlte sich auf einmal sehr allein. Wie konnte das sein? Nichts Weltbewegendes hatte sich in seinem Leben verändert, dennoch verspürte er plötzlich eine drückende Einsamkeit. War es immer so gewesen? Oder hatte er es bis jetzt einfach nicht bemerkt?
Crystal räumte das Frühstücksgeschirr vom Küchentisch in Fariqs Suite und dann in die Spülmaschine. Sie hatte immer noch ein wenig Probleme mit dem Luxus und der Eleganz, die ihr überall im Palast begegnete.
Während sie Schüsseln und Porzellan kurz abspülte, bemerkte sie, dass sie mittlerweile schon sechs Wochen in El Zafir war und davon jede Minute genossen hatte. Die Kinder schienen in der täglichen Routine, die sie für sie geschaffen hatte, regelrecht aufzublühen.
Fariq hatte die meiste Zeit mit Reisen verbracht, was sie doch ein wenig erstaunte. Die erste Geschäftsreise hatte am Morgen nach ihrer zufälligen Begegnung auf dem Balkon stattgefunden und war nur von ein, zwei Nächten zu Hause unterbrochen worden. Seine damalige, beiläufige Bemerkung über die Prüfung ihrer Person hatte sie vollkommen kopflos gemacht, so dass sie schnellstens geflüchtet war. Erst als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, war ihr klar geworden, dass sie gar nicht erst eingestellt worden wäre, wenn man etwas Kritisches gefunden hätte.
Nach dieser Nacht, in der sie sich in der Dunkelheit
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