Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
Kinder der königlichen Familie“, betonte Crystal. „Nicht nur kleine Erwachsene. Wenn sie älter sind, werden sie mit den Erfordernissen von Etikette und Repräsentanz umgehen können. Aber sie sind erst fünf, kaum mehr als Babys.“
„Crystal, Sie haben ja so recht.“ Prinzessin Farrah tupfte sich elegant mit der Serviette die Mundwinkel ab und legte sie dann neben dem Teller ab. „Ich selbst habe ja wenig Erfahrung darin, Kinder großzuziehen, da ich selbst keine habe. Und Gamil ist sicher auch kein Experte, denn seine Kinder wurden von Nannys betreut und wuchsen später im Internat auf. Ich wusste, dass Sie perfekt wären, sobald ich Sie kennen gelernt hatte.“
Crystal war der Prinzessin dankbar, während sie durch die Runde blickte und sah, wie die Männer zustimmend nickten. Befriedigung, gemischt mit aufrichtiger Freude breitete sich in ihr aus.
Normalerweise war es ihr Äußeres, das ihr Aufmerksamkeit eintrug. Sie hätte sogar beinahe einen Mann geheiratet, der der Meinung gewesen war, sie wäre die perfekte, dekorative Frau für einen aufstrebenden Anwalt. Er hatte ihr sogar gesagt, sie solle ihre Gedanken für sich behalten und einfach nur neben ihm stehen und schön aussehen. Was für eine Unverschämtheit!
Es war sehr angenehm, wegen seines Verstandes ernst genommen zu werden. Doch die Erregung, die sie verspürte, wenn sich Fariqs dunkler Blick auf sie richtete, ließ sie wünschen, ein wenig Lippenstift, Mascara und ein hübsches Kleid tragen zu können.
„Vielen Dank, Euer Hoheit“, sagte sie zu der Prinzessin, während sie mühsam ein breites Grinsen unterdrückte.
„Warum haben Sie selbst keine Kinder?“, wollte die Prinzessin wissen.
Fariqs Augen funkelten, während er sie ansah, und ihr lief ein Schauer über den Rücken. „Miss Rawlins glaubt an Liebe, Heirat und Kinder. In dieser Reihenfolge“, bemerkte er.
„Ah“, meinte die Prinzessin. „Und Sie haben noch keinen Mann getroffen, der ihr Herz schneller schlagen lässt? Jemand, der Sie an Liebe denken lässt?“
Gegen ihren Willen wanderte Crystals Blick zu Fariq. Rasch schlug sie die Augen nieder und schaute dann zu der Schwester des Königs hinüber. „Nein, Euer Hoheit. Ich war einmal beinahe verlobt. Aber …“
„Beinahe?“, hakte Fariq nach. „Und jetzt?“
„Er ist nicht mehr in meinem Leben“, antwortete sie mit einem Achselzucken. Allmählich fühlte sie sich wie die Hauptakteurin in der spanischen Inquisition.
„Um also über ein gebrochenes Herz hinwegzukommen, haben Sie diese Position so weit von Ihrer Heimat entfernt angenommen?“, fragte Kronprinz Kamal.
Sie ignorierte den Teil über das gebrochene Herz. „Seit ich ein kleines Mädchen war, hat meine Mutter mir eingetrichtert, dass es besser ist, das Leben zu genießen und Erfahrungen zu sammeln, bevor man sich Verantwortungen zulegt.“
„Eingetrichtert? Eine interessante Wortwahl“, meinte Fariq.
„Ich habe vier Brüder, die dem Beispiel meiner Eltern gefolgt sind und jung geheiratet und Kinder bekommen haben. Ich bin die letzte Hoffnung meiner Mutter, dass eines ihrer Kinder es anders macht.“
„Also ist der Ratschlag Ihrer Mutter unser Gewinn“, bemerkte Fariq.
„Ich hoffe, Sie werden auch weiterhin so denken.“ Sie nahm für einen Moment die Brille ab und rieb sich über die Nase, wo sie Druckstellen von dem relativ schweren Gestell hatte. Sie vermisste ihre Kontaktlinsen …
Prinzessin Farrah beugte sich zu ihr hinüber. „Crystal, brauchen Sie wirklich eine Brille, um Ihre Sicht zu korrigieren?“
Die Frage verblüffte sie. Gerade als sie geglaubt hatte, es wäre sicher, ihr Schutzschild zu senken, kam eine neue gefährliche Wendung. Rasch setzte sie die Brille wieder auf und stach sich dabei beinahe ins Auge.
„W…warum fragen Sie?“
„Weil Sie sehr schöne Augen haben. Und Ihre Haut ist absolut makellos – soweit ich sehen kann, benutzen Sie gar keine Kosmetik.“
„Nein, das tue ich auch nicht.“ Sie seufzte und beschloss, es dabei zu belassen. „Ich bin so blind wie ein Fisch ohne Sehhilfe. Weitsichtigkeit kombiniert mit einem Astigmatismus.“ Zumindest das war die reine Wahrheit. „Ohne Brille könnte ich nicht mal über den Tisch hinwegsehen.“ Sie begegnete Fariqs funkelndem Blick und entschied, dass das vielleicht gar nicht so schlecht wäre. „Obwohl ich zu meiner Verteidigung sagen möchte, dass es ein wirklich großer Tisch ist.“
„Ja, das ist er“, stimmte die Prinzessin zu. „Aber wie
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