Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
Der Gedanke erschreckte sie. Und es half auch gar nicht, dass ihr Fariq in diesem Moment einen Blick zuwarf, so als wenn er ihre Gedanken gelesen hätte. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Das Leben im Palast war so viel einfacher, wenn er auf Reisen war.
Erst jetzt registrierte sie das Lob der Prinzessin und dass eine Reaktion von ihr erwartet wurde. Wahrscheinlich ein Dankeschön für das Kompliment.
„Sie sind zu freundlich, Euer Hoheit. Die Kinder machen es mir leicht. Es ist eine Freude, für sie zu sorgen.“ Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. In Fariqs Abwesenheit hatte sie die Instruktionen bezüglich ihrer Pflichten von der Prinzessin erhalten. Gab es etwa ein größeres Problem mit den Kindern, worüber Farrah mit ihnen beiden sprechen musste?
„Ist da etwas in Bezug auf Hana und Nuri, das mir entgangen wäre? Ich bin vollkommen offen für Anregungen, Euer Hoheit. Schließlich kennen Sie sie besser als ich, und man sagt ja …“
Sie unterbrach ihren Redeschwall, als Fariq einen Finger auf ihren Mund legte und sie so zum Schweigen brachte. Ihr Pulsschlag, der sich gerade wieder beruhigt hatte, machte einen doppelten Salto.
Er lächelte sie an. „Lassen Sie uns hören, was meine Tante zu sagen hat.“
„Okay.“ Sie sah zu der anderen Frau hinüber. „Warum haben Sie nach mir geschickt? Nach uns?“, verbesserte sie, während sie rasch zu Fariq hinüberschaute.
Die Prinzessin faltete die Hände in ihrem Schoß. „Crystal, können Sie reiten?“
Die Frage kam vollkommen unerwartet. „Ich bin einige Male geritten, aber ich bin sicher keine Expertin. Ist das ein Problem?“
Die Prinzessin lächelte, wie es schien, voller Zufriedenheit. „Überhaupt nicht. Aber es ist eine Fertigkeit, die Sie meistern sollten. Zugunsten der Kinder.“
Das war etwas, was sie immer hatte lernen wollen. Wie passend. Wenn sich Pflicht und Wünsche so gut vereinbarten, war das Leben wirklich toll. Damit hatte sie gar kein Problem.
Neben ihr nickte Fariq langsam. „Ich denke, ich verstehe, was du meinst, Tante. Und ich stimme zu. Ich werde Crystal persönlich beibringen, wie man mit einem Pferd umgeht.“
Crystal starrte ihn an. Damit hatte sie ein Problem.
4. KAPITEL
Fariq stand unter einem strahlend blauen Himmel vor den Ställen und genoss die frische Luft. Er hatte sein Zuhause vermisst und war froh, wieder hier zu sein. Ein ausgedehnter Ausritt war genau das Richtige nach der langen Zeit, die er auf Geschäftsreisen verbracht hatte.
Nach dem Besuch bei seiner Tante hatte er Crystal aufgetragen, sich umzuziehen und ihn hier zu treffen. Farrah und seine Schwester würden sich nach dem Unterricht um die Zwillinge kümmern, so dass er den ganzen Nachmittag nutzen konnte, um die Nanny seiner Kinder in der Kunst des Reitens zu unterweisen. Und die Vorstellung fand er amüsanter und angenehmer, als er erwartet hätte.
Eine wohlbekannte Spannung in seiner Magengegend warnte ihn jedoch davor, Zuneigung zu dieser oder irgendeiner anderen Frau zu fassen. Allerdings sah er Crystal in diesem Moment vor seinem geistigen Auge – mit ihrer großen Brille und der wenig schmeichelhaften Frisur, und er lachte. Es bestand keine Gefahr, dass sich mehr entwickeln würde. Sie entsprach der Jobqualifikation voll und ganz. Und dennoch schrillten ganz plötzlich wieder die Alarmglocken: Er hatte dieser Frau bereits mehr Aufmerksamkeit geschenkt als irgendjemandem in einer sehr langen Zeit. Selbst als er unterwegs war, hatte er sich auf ihre gemeinsamen, abendlichen Telefonate gefreut. Ihre verführerische Stimme hatte ihn jedes Mal erfolgreich von der Arbeit abgelenkt.
Und jetzt, wo er wieder zu Hause war, war sein Interesse an der Amerikanerin noch gewachsen. Besonders, da er sie gerade auf sich zukommen sah.
Sie trug eine kurzärmlige, weiße Bluse, die in erfreulich engen Jeans steckte. Die Form ihrer langen Beine, über die er sich ungewollt Gedanken gemacht hatte, war unter dem anschmiegsamen Stoff unschwer zu erkennen. Und die verführerischen Kurven ihrer Hüften, Schenkel und Knöchel übertrafen noch seine Erwartungen.
Eines der Pferde neben ihm schnaubte ungeduldig und schürfte mit seinem Huf Erde auf. Fariq streckte den Arm über den Zaun aus und streichelte dem Tier über die Nase. „Geduld, mein Freund. Bald werden wir ihr alles beibringen, was sie wissen muss.“
Der Gedanke brachte sein Blut zum Kochen, und er wunderte sich über diese Reaktion. Das hier war mehr als seine Pflicht. Dafür
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