Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
angezogen“, meinte sie, während sie bedeutungsvoll auf ihre Schlafanzüge schaute. „Und ihr habt eine zusätzliche Geschichte verlangt.“
„Ich kenne einen Geheimplatz, von wo wir alles beobachten können, uns aber keiner sehen kann“, erklärte er stolz.
Sie nickte. „Dadurch wird ein Problem gelöst.“
„Hana und ich verzichten auf die zweite Geschichte, wenn du uns zugucken lässt.“
„Wie wäre es, wenn wir heute die Geschichten ganz weglassen? Wir schauen uns an, was auf der Party los ist, und dann gehts direkt ins Bett. Ende der Diskussion.“
Er grinste. „Okay.“
„Dann lauft und zieht eure Morgenmäntel an.“
Während die Kinder eiligst ihrer Aufforderung nachkamen, stellte Crystal fest, dass sie genauso aufgeregt war. Als die zwei fertig waren, führte Nuri sie die Treppe hinunter und durch eine Reihe von Gängen und Türen und erklärte ihr dabei, dass es im Palast eine ganze Menge guter Verstecke gab. Crystal verlor jeglichen Orientierungssinn und hoffte nur, dass der Junge den Weg zurückfinden würde. Schließlich gelangten sie zu einem Balkon über dem großen Ballsaal.
„Gut gemacht.“ Sie grinste den Jungen an und hielt den Daumen hoch. Dann setzte sie sich auf den Fußboden und zog die beiden Kinder neben sich. „Wir wollen ja nicht, dass uns jemand sieht.“
Die drei spähten durch die schmiedeeisernen Stäbe des Balkongeländers und beobachteten das Geschehen unter ihnen. Leise Orchestermusik drang zu ihnen herauf.
„Schau, Nanny, da ist Onkel Kamal“, zeigte Hana.
Sie entdeckte den Kronprinz, wie er eine schöne, dunkelhaarige Frau anlächelte. Der Mann lachte nur äußerst selten, was sie dazu veranlasste sich zu fragen, wer die Frau war. „Ja, ich sehe ihn. Und da ist euer Großvater und eure Tante Farrah.“
„Ich sehe Onkel Rafiq“, meinte Nuri. „Er unterhält sich mit Penny Doyle.“
„Ich mag sie“, sagte Hana.
Crystal mochte sie auch und hoffte, dass Penny Spaß hatte.
„Ich kann Tante Johara nicht finden“, erklärte Hana.
„Oder Papa“, fügte Nuri hinzu, während er die Menschenmasse absuchte.
In diesem Moment öffnete sich die Tür hinter ihnen. „Was haben wir denn hier?“
Fariqs tiefe Stimme erzeugte einen sinnlichen Schauer in Crystal, der allerdings sehr schnell von Besorgnis abgelöst wurde. Verstieß sie mit dieser Aktion vielleicht gegen Palastregeln? Würde er wütend sein, dass sie die Kinder hierher gebracht hatte?
„Hallo Papa“, grüßte Nuri, während er aufstand. „Wir wollten uns nur die Party ansehen, deshalb habe ich Nanny gezeigt, wie man hierhin kommt.“
„Ich verstehe.“
Auch Crystal kam rasch auf die Füße und zog Hana mit sich, die sich an sie schmiegte. „Wir hatten eine harte Verhandlung. Sie haben die Geschichten aufgegeben und wollten sofort ins Bett gehen, nachdem sie einen Blick auf die Gäste geworfen hatten.“
„Soso.“
„Ich hoffe, du bist nicht wütend. Es schien …“
„Nein, ich bin nicht wütend.“ Sein Blick wanderte zu seiner Tochter, die ihn nicht ansah.
„Ich bringe sie jetzt zurück in ihr Zimmer.“
„Noch nicht. Ich habe eine Überraschung.“ Er winkte jemanden herbei, und ein Diener mit einem Tablett voller Köstlichkeiten erschien. Der junge Mann legte mehrere Servietten auf den Boden und arrangierte eine Art Picknick. Dann flüsterte Fariq ihm etwas zu, und der Bedienstete verschwand wieder.
„Danke, Papa!“ sagte Nuri.
„Gern geschehen, mein Sohn.“ Er schaute zu seiner Tochter hinüber und streckte ihr die Hand entgegen. „Darf ich um diesen Tanz bitten?“
Die Kleine blickte schüchtern zu ihm auf und nickte, dann legte sie ihre Hand in seine. Er ließ sie auf seine Füße steigen und drehte sich dann mit ihr zu einem Walzer im Kreis. Crystal fühlte einen Kloß im Hals, als sie den beiden zusah und feststellte, dass Hana ihrem attraktiven Vater nicht länger böse sein konnte.
Als die Musik endete, verbeugte er sich und dankte ihr. „Wenn du dich jetzt nicht beeilst, hat dein Bruder alles aufgegessen.“
„Danke, Papa.“ Sie streckte die Arme nach oben und drückte sich an ihn. Dann setzte sie sich neben ihren Bruder und sicherte sich ihren Anteil an den Leckerbissen.
Fariq lehnte sich gegen das Gitter neben Crystal. „Bist du immer so nachsichtig mit meinen Kindern?“
„Nur bei speziellen Gelegenheiten“, antwortete sie und starrte auf das schillernde Geschehen unter ihnen.
„Meine Tante hat mir Vorhaltungen gemacht, dass ich nicht dafür
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