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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Sellers
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Arash trank nur wenig davon.
    „Wir sind auf dem Weg in ein Tal. Dort werden wir Zuflucht finden.“
    Lana erkundigte sich nicht, wie lang der Weg war, der vor ihnen lag. Entweder würden sie es schaffen, ehe der Sturm ausbrach, oder nicht. Sie nickte, steckte den letzten Bissen Brot in den Mund und klopfte sich die Krümel von den Knien. Arash reichte ihr die Tasse mit der Suppe.
    „Trink den Rest.“
    Sie hatte wirklich Hunger. Vor nicht allzu langer Zeit, als sie im Reichtum gelebt hatte, hätte sie die Suppe getrunken, ohne lange nachzudenken. Doch heute nahm sie das Essen nicht mehr als so selbstverständlich hin. Zu oft hatte sie mitbekommen, wie die Armen im Dorf ihre letzten Bissen für die Gäste hergaben. Die Menschen hier waren so großzügig wie sonst nirgends.
    Lana stand auf und blickte auf Arash hinunter, der auf dem Felsen saß und sein rechtes Bein ausgestreckt hatte. Er war so viel dünner geworden, auch wenn jede Geste auf eine gewisse Kraft hindeutete. „Danke, Arash, ich habe genug gehabt.“
    Sie sah, wie seine Augen sich weiteten und er auf die Tasse in seinen Händen schaute. Er zögerte nur kurz, dann hob er sie an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
    Er reichte sie ihr erneut. „Der Rest ist für dich.“
    Arash hatte weniger als die Hälfte getrunken, aber Lana wollte ihm nicht widersprechen. Sie nickte und nahm die Tasse entgegen. Dankbar trank sie die Suppe, während Arash rasch und geschickt die Reste ihrer kargen Mahlzeit wegräumte.
    Er stand auf und zog seinen rechten Fuß zu sich heran. Unbewusst biss Lana sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass sich an Arashs Verletzung etwas ändern ließ. Sie hatte sich mit ein paar Chirurgen unterhalten, und die Prognose war ziemlich eindeutig. Warum wollte er sich die Operation nicht von ihrem Vater finanzieren lassen?
    Schweigend luden sie ihre Rucksäcke auf die Schultern. „Fertig?“, fragte Arash, und auf ihr Nicken trat er dem Wind entgegen. Lana folgte ihm, als das Seil, das sie verband, nicht mehr durchhing.
    Ihre Hände waren kalt. Sie trug nur zwei dünne Paar Handschuhe und konnte ihre Arme zwischendurch ein paarmal hochziehen, um sie zu wärmen. Natürlich hätte sie sie lieber in die Taschen gesteckt, aber das ging nicht, weil sie mit den Armen balancieren musste.
    Der Wind war heftig und blies ihnen eine schneidende Kälte ins Gesicht, wie Lana sie noch nie in ihrem Leben erlebt hatte. Zum Glück kam er bis auf ein paar vereinzelte Windböen jetzt von hinten. Sobald sie ihn im Gesicht spürte, nahm er ihr förmlich den Atem.
    Sie stiegen bereits seit einiger Zeit den Berg hinunter. Mehr als einmal wurde Lana gegen Arashs Rücken gedrückt. Jedes Mal blieb er sofort stehen, bot ihr Halt und wartete, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergewonnen hatte. Dann setzte er nach kurzem Zuspruch den Weg fort.
    „Ich nehme an, da gewöhnt man sich dran, wenn man in den Bergen aufwächst“, rief sie einmal zwischendurch. Falls er darauf etwas erwiderte, dann entriss ihm der Wind die Worte.
    Merkwürdig, sie mochte ihn nicht, aber sie vertraute ihm. Es gab niemanden, mit dem sie in einer solchen Situation lieber zusammen gewesen wäre oder dem sie mehr vertraut hätte.
    Sie überlegte, welchen Grund das haben mochte. Es lag wohl daran, dass er sich nichts vormachte. Er verschleierte nicht die Realität, um sich aufzuspielen.
    Wie selten kam das doch bei Männern vor.
    Lana wusste, dass Kavi niemandem so sehr vertraute. „Arash ist meine rechte Hand“, hatte sie ihn einmal zu Alinor sagen hören. „Wenn ich nur an etwas denke, ist es schon erledigt, als ob ich es selbst in die Hand genommen hätte.“
    Er war ein ebenso guter Krieger wie jeder seiner berühmten Vorfahren. Die Parvanis waren eine Nation von Geschichtenerzählern. Lana hatte von vielen Leuten eine Menge über Arashs Kriegszüge gehört, nur nicht von ihm.
    Sie hatte Respekt vor ihm als Mann. Sie hatte ihn nie anders als großzügig erlebt.
    Bis auf ein einziges Mal.
    Schade, dass sie sich nicht leiden mochten. Doch manchmal war das einfach so. Trotz aller Vernunft spielte dabei immer etwas Primitives eine Rolle.
    Sie erreichten einen Weg, der steil anstieg und hier, wo die Vegetation ein wenig dichter wurde, war der Pfad sichtbar. Arash bog in einen Engpass. Im selben Moment änderte der Wind seine Richtung und blies ihnen umso heftiger entgegen. Der Schnee, den er mit sich brachte, war beißend kalt.
    Lana verlor ihr Gleichgewicht, stolperte

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