Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
hatte.
„Ich gehöre einem Kriegerstamm an, Lana. Wir haben für unser Heimatland gekämpft, wie wir das immer gemacht haben. Wir haben unser Volk und unseren Besitz verteidigt. Ich habe Verwundungen erlitten wie alle meine Landsleute. Aber solche Erinnerungen wie die, von denen du sprichst, gibt es bei uns nur selten.“
Sie nickte, gebannt von seinem Blick und seiner Stimme.
„Aber du bist doch nicht dumm, Lana.“
„Es passte nicht zu dir. Aber … was hätte es denn sonst sein können?“, flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf und griff nach seiner Tasse Tee.
„Warum willst du mir nicht sagen, was es war?“
Sie hörte, wie er die Tasse auf den Unterteller setzte.
„Warum drängst du? Was willst du wissen?“ Er klang hörbar gereizt. „Wir sind allein hier! Du weißt genau, was da passieren kann.“
Sie starrte ihn betroffen und ungläubig an, als ihr klar wurde, auf was er damit hindeutete.
„Was soll das heißen?“ Ärger stieg in ihr hoch.
Arash schwieg zunächst und presste ungeduldig die Lippen aufeinander, während er beobachtete, dass sie trotz seiner ganzen Warnungen auf den Rand des Abgrunds zusteuerte.
Lana sah ihn ungläubig an. „Du behauptest, du bist in dieses Unwetter hinausgelaufen, hast dein Leben riskiert, um uns eine Anstandsdame zu besorgen? Das kann ich kaum glauben.“
6. KAPITEL
„Was glaubst du nicht?“ Arash schaute ihr in die Augen.
„Und was schlägst du jetzt vor?“, reagierte Lana mit einer Gegenfrage.
„In Parvan halten sich ein unverheirateter Mann und eine unverheiratete Frau nicht allein auf, Lana, das weißt du doch. Besonders nicht nachts.“
Was für eine alberne, überholte Vorstellung! Nach dem Stress des Tages war das einfach zu viel! Sie richtete sich gerader auf und warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Warum nicht? Doch nicht etwa, weil du mich verführen könntest? Du magst mich doch nicht mal! Was fürchtest du dann? Dass ich dich verführen könnte?“
„Ist das unmöglich?“
Sie schnappte nach Luft und wich zurück, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst.
„Nun, du hast natürlich recht. Es wäre ja nicht das erste Mal, oder?“, erwiderte sie bitter. „Wir lernen aus unseren Erfahrungen, Arash. Ich bin deinem Charme gegenüber immun und werde mich dir kein zweites Mal an den Hals werfen.“
„Ich habe auch nicht behauptet, dass du dich mir absichtlich an den Hals wirfst!“, entgegnete er erzürnt.
„Es hat aber so geklungen.“
„Nur weil du bereit bist, wütend auf mich zu sein.“
„Nein, das glaube ich nicht. Ich meine eher, ich habe eine vollkommen vernünft…“
„Was immer du geglaubt hast, Lana, es ist nicht das, was ich gemeint habe. Warum heizt du unsere Gefühle so auf? Merkst du nicht, wie gefährlich das in einer solchen Situation ist?“
„Wie heftig meine Gefühle auch werden mögen, Arash, sie werden sich bestimmt nicht von Zorn in unsterbliche Liebe verwandeln!“, schleuderte sie ihm aufgebracht entgegen.
Stumm betrachtete er sie, bis es sie unangenehm berührte.
„Dafür bist du zu klug. Ich will mich nicht mit dir streiten“, meinte er und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich bin der Erbe meines Vaters, der geistige und zurzeit rechtmäßige Führer des Stammes von Aram. Das Volk meines Vaters wäre zutiefst entsetzt, wenn es erfahren würde, dass ich eine Frau mit ins Tal und in dieses Haus gebracht hätte, die nicht mit mir verheiratet ist. Dass ich mit ihr allein die Nacht verbringe, davon wollen wir gar nicht erst sprechen.“
„Draußen herrscht ein Unwetter!“
„Dass solche Unwetter unerwartet aufkommen, ist genau der Grund, warum wir nicht hätten allein reisen sollen.“
„Was willst du damit wirklich sagen, Arash? Dass wir vergessen könnten, wer wir sind, oder dass das Volk deines Vaters sich ausmalen wird, was wir getan haben?“
„Um was es mir ging, ist nicht mehr wichtig. Wir sind allein, daran können wir nichts ändern. Nur uns davor schützen …“
„Ja, du hast es geschafft!“, unterbrach sie ihn, ohne sich zu entschuldigen. „Vermutlich hast du uns das Leben gerettet, indem du uns hier hergeführt hast, Arash! Schade, dass wir nicht im Wagen geblieben sind. Wir wären erfroren oder in einer Lawine umgekommen.“
„Warum willst du mich mit solch albernem Gerede erzürnen, Lana? Merkst du denn nicht, was passiert?“
Sie verspürte eine innere Warnung, aber sie lehnte es ab, sich danach zu richten. Gleichmütig erwiderte sie: „Deine Arroganz muss
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