Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
ausgesehen haben.“
Arash erwiderte nichts darauf, sondern öffnete die nächste Tür. Abgesehen davon, dass überall die Kunstschätze fehlten, waren einige der Räume weitgehend in gutem Zustand, und Lana konnte sich nicht zurückhalten, etwas dazu zu sagen: „Es wäre besser, wenn diese Räume bewohnt wären, Arash. Die Möbel leiden unter der Vernachlässigung.“
Er nickte. „Ja, ich werde bald hierher zurückkehren.“
Was hatte Kavi ihm gesagt? Wenn du bei meinem Cousin Omar bist, Arash, dann bleib ein wenig dort, ehe du in das Tal von Aram zurückkehrst und die Aufgabe übernimmst, die dich dort erwartet …
Arash runzelte die Stirn. Was für ein Motiv mochte Kavi haben, dass er so etwas von ihm verlangte? Wenn er Lana Glauben schenken sollte und sie nicht von ihm hatte begleitet werden wollen, aus welchem Grund sollte Kavi dann eine solche Forderung stellen?
Während sie durch die Räume seiner Vorfahren schritten, musterte er Lana von Zeit zu Zeit. Lächelnd betrachtete sie hier die verzierten Torbögen, da die Intarsienarbeiten an einem Bettpfosten oder an einem Tisch, wie auch die Bodenfliesen, die der Lieblingsdesigner seiner Ururgroßmutter entworfen hatte … warum musste er in dieser Enge mit ihr hausen? War das Zufall, oder steckte ein Sinn dahinter, der sich erst mit der Zeit zeigen würde?
Es war schließlich verständlich, dass Kavian ihm nicht gern vor der Abreise alle Einzelheiten einer Mission mitteilen wollte.
Lieb mich, Arash.
Er schloss die Augen, als die Erinnerungen ihn bestürmten. Lichterglanz auf heller Haut, klare dunkle Augen, die ihn mit offener Sehnsucht anschauten, das Gewicht von ihren Brüsten in seinen Händen und die betörende Leidenschaft, die sie ihm schenkte.
Diese Erinnerungen hatte er mit sich auf die Schlachtfelder getragen. Jeden Abend hatte er von Lana geträumt, als ob seine Seele sich daran laben könnte.
Arash holte tief Luft und biss die Zähne aufeinander. Er würde eine eiserne Beherrschung brauchen, um die kommenden Tage durchzustehen. Und gestern Abend hatte er erlebt, wie schnell seine Beherrschung ins Wanken geraten konnte.
Arash öffnete eine Tür. „Das ist das Ankleidezimmer meiner Mutter. Es ist bestimmt noch einiges von ihrer Garderobe hier.“
Er ging durch die Tür, und Lana folgte ihm in einen Flur, in dem Kommoden und Schränke standen. Licht fiel durch die hohen Fenster am anderen Ende herein. Arash öffnete die Schranktüren.
„Ich weiß nicht, was meine Mutter mitgenommen hat, als sie gegangen ist, aber vielleicht ist noch etwas dabei, was du benutzen kannst.“
Lana trat näher und fand etliche Kleidungsstücke in Kleidersäcken verpackt vor. Über allem hing der starke Duft nach Gewürzen und Moschus.
Entlang der Wand standen mehrere Schränke, aber bis auf einen waren sie leer oder fast leer. Am anderen Ende, wo etwas mehr Platz war, stand ein Frisiertisch, und Spiegel hingen an den Wänden.
„Wo ist denn deine Mutter?“, fragte Lana einen Moment später.
„Als der Krieg vorbei war, ist sie zu meiner Schwester gezogen. Hier wollte sie nicht bleiben, allein und ohne meinen Vater.“
„Und du bist von widerstreitenden Pflichten zerrissen“, bemerkte Lana leise.
Sichtlich widerstrebend begegnete Arash ihrem Blick, und er wandte sich rasch ab, ehe sie den Ausdruck in seinen Augen erkennen konnte.
„Such dir aus, was du gebrauchen kannst“, meinte er.
„Danke“, erwiderte Lana leise und griff in den Kleiderschrank. Sie nahm sich ein Teil heraus und öffnete den Reißverschluss des Kleidersacks. Unter dem seidenen Bezug befand sich ein violettes Kleidungsstück aus hauchzartem Stoff, der mit Diamanten bestickt war. Lächelnd hängte sie es wieder weg.
Wenn ich so etwas anziehe, kann er mir möglicherweise nicht widerstehen, dachte sie unwillkürlich und spürte die Versuchung. Ja, das mag sein, aber das kann ich nicht bei der Kälte tragen.
„Hier ist etwas Warmes“, meinte Arash. Er hatte in einen anderen Schrank gegriffen, zog einen Kleiderbeutel heraus und hängte ihn an den nächsten Haken. Schwungvoll öffnete er den Reißverschluss und holte den Inhalt heraus.
Aber es war nichts Warmes, sondern ein weiches, glitzerndes Negligé in kräftigem Türkis. Es schien aus Tausenden von sich überlappenden Federn zu bestehen, die selbst Ärmelkanten und Halsausschnitt zierten.
Parfümduft wehte ihr aus dem Kleiderbeutel entgegen und trug eine aufreizende Kraft mit sich, die ihr sagte, dass eine Frau dieses
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