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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Sellers
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im Stamm von Aram hieß es heute noch, dass ein Junge, der Parfüm liebte, einmal ein guter Ehemann werde, denn gleich dem Propheten würde er Frauen lieben und sich immer von der Wahrheit leiten lassen …
    Arash hatte die Macht der Stammesbräuche erst in jener Nacht verstanden, als er Lana in die Arme geschlossen hatte. Da war er von seinen Sinnen überwältigt worden. Er war von ihr ebenso betört gewesen wie von dem Duft, den er als Kind so begeistert genossen hatte …
    Aber das war zu einer anderen Zeit gewesen, in einem anderen Leben.
    Heute war das vorbei. Nur noch ein Dutzend Flaschen dieser Düfte standen auf dem niedrigen Tisch, der einmal übervoll gewesen war.
    Als er sie fast ärgerlich musterte, stellte Lana die Flasche nervös auf den Tisch zurück und folgte ihm. Sie kamen an weiteren Räumen vorbei, die sicherlich einmal sein Vater und sein Bruder bewohnt hatten und die er nicht leer stehen sehen konnte. Noch nicht.
    Bald schon erreichten sie eine Tür, die nach draußen führte. Sie waren in den Teil des Hauses gelangt, der getroffen und fast restlos zerstört worden war. Sie standen zwischen Wänden ohne Dach. Es war der am höchsten gelegene Teil des Hauses.
    Lana schaute sich in der Ruine um. Schnee bedeckte den Schutt und die Überreste. Durch die klaffenden Öffnungen von Fenstern und Türen wehte der Schnee und unterstrich die Trostlosigkeit des Anblicks.
    Trotz des Donnerns des Wasserfalls hörte sie es. Einen Laut in der Ferne …
    „Hier brauchen wir nicht weiterzusuchen“, meinte Arash.
    Sie umfasste seinen Arm. „Arash, was war das?“
    „Hast du das gehört?“, fragte er und neigte den Kopf zur Seite.
    Ein leiser Schrei, verklungen, kaum dass sie ihn wahrgenommen hatten.
    „Als ob jemand weint“, flüsterte sie.
    „Aus welcher Richtung kam es?“
    Lana deutete nach Osten zum Wasserfall hinüber. Arash stieg über den schneebedeckten Schutt und ging durch einen Türrahmen in einer dicken Mauer, die Jahrhunderte überdauert und selbst dem Angriff noch getrotzt hatte. Sie folgte ihm und fand sich in dem ummauerten Hof wieder.
    In der Mitte des Bereichs stand ein quadratisches Gebäude, dessen Kuppel sie gestern schon erspäht hatte. Seine Fenster waren mit hölzernen Läden verschlossen und die Wände mit Schnee zugeweht.
    Durch das Rauschen des Wasserfalls und die dämpfende Wirkung des dichten Schneetreibens war es schwer, sich zu orientieren, aber der klagende Laut war deutlicher zu hören als zuvor.
    „Es ist möglich, dass jemand hier Schutz gesucht hat, da er nicht wusste, welcher Teil des Hauses bewohnbar ist“, erwiderte Arash gelassen. „Lass uns im majlis nachsehen.“
    Der majlis war ein Versammlungsraum des Stammes, den der Scheich seinen Leuten für Zusammenkünfte und Beratungen zur Verfügung stellte.
    Der Kuppelbau schien weitgehend intakt. Während Lana Arash folgte, hämmerte ihr Herz aufgeregt. War das etwa ein Baby gewesen, das sie gehört hatte? Wenn jemand hier draußen bei den Temperaturen die Nacht verbracht hatte, wäre es ein Wunder, dass er noch lebte.
    Die massiven Doppeltüren aus geschnitztem Holz ließen sich leicht öffnen. Arash zog sie weit auf und trat ein.
    Lana war dicht hinter ihm. Die Dunkelheit wurde nur von ein paar Lichtstreifen erhellt, die durch die Ritzen der Läden fielen. Nichts minderte jedoch den Gestank, der von den Tieren ausging, deren Blöken ihnen an die Ohren drang.
    „ Ya Allah “, bemerkte Arash mehr zu sich selbst als zu ihr. „Ist aus dem majlis meines Vaters ein Stall geworden?“
    „Sind das Schafe?“, wollte Lana wissen und blinzelte nervös zu den unruhigen Tieren hinüber, die in der dunkelsten Ecke zusammengepfercht waren.
    „Warte“, sagte Arash und hastete nach draußen. Gleich darauf hörte sie ihn die Läden aufklappen, und gedämpftes Tageslicht fiel in den Raum.
    Eine kleine Herde Schafe drängte sich in einer Ecke des wunderschön gefliesten Raumes zusammen. Dort war etwas Stroh für sie ausgelegt worden. Ein paar Hühner und ein Hahn spazierten herum und pickten hier und da im Stroh. Ein Esel, der geduldig neben einem Fressnapf stand und kaute, beobachtete sie.
    „Gott sei Dank haben sie überlebt!“, rief Lana aus.
    „Sieh mal!“, bemerkte Arash.
    In der hintersten Ecke, das Gesicht den Ankömmlingen zugewandt, stand ein Mutterschaf schützend vor zwei kleinen neugeborenen Lämmern, die hungrig saugten und wild mit den Schwänzen dazu wedelten.
    „Oh!“, rief Lana begeistert und lachte

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