Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
gehört, die ihr gesagt hatte, dass sie sich damit in Gefahr begab?
Sie zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken, und begann, sich nach etwas Essbarem fürs Frühstück umzusehen. Als Arash schließlich von draußen hereinkam, sich die kalten Hände rieb, war der Tee bereits gekocht, naan getoastet und mit Butter bestrichen. Lana hatte es allerdings nicht geschafft, ihre Gedanken unter Kontrolle zu bekommen.
„Großartig!“, bemerkte Arash, streifte die Stiefel ab und hängte seine Jacke auf. „Hier ist es schön warm!“
Er ließ sich auf die Kissen sinken, die Lana neben dem Tisch ausgebreitet hatte. Er deutete mit dem Kopf zu dem Nebenraum hinüber. „Nebenan stehen ein paar Ölheizkörper. Wir können nach dem Frühstück mal überprüfen, ob Öl dafür da ist.“
„Woher hast du denn das Plastikstück fürs Dach bekommen?“
„Das war schon dort. Der Wind hatte es gelöst“, antwortete er, während Lana das Brot mit bloßen Fingern von der Kohlenpfanne zog und es rasch auf den Teller fallen ließ. „Au!“
Sie schüttelte ihre Hand, als könnte sie die Hitze damit loswerden, ehe sie nach dem zweiten Stück griff.
Arash lachte.
„Da liegt ein Topflappen“, bemerkte er.
Lana schaute in sein lächelndes Gesicht und verstand selbst nicht, wie sie sich hatte einreden können, dass sie nichts für diesen Mann empfand.
Jetzt erschien es ihr, als hätte sie ihn schon immer geliebt. Und dabei hatte sie gehofft, dass dieser Gedanke bei Tageslicht schwinden würde, ebenso wie die Bilder eines Traumes. Aber ein Blick in Arashs Augen machte ihr klar, dass sie sich nicht länger hinter Gleichgültigkeit verstecken konnte.
„Arash …“, begann sie und brach erschrocken ab. Hatte sie etwa sagen wollen: „Mir ist gerade eingefallen, ich liebe dich“? Einfach so. Als ob er das hören wollte.
Wie sollte sie die Worte zurückhalten? Sie hatte sich so stark glauben gemacht, dass sie nichts für ihn empfände. Jetzt, nachdem ihr klar geworden war, was sie wirklich für ihn empfand, würde sie sich nicht mehr zurückhalten können.
„Ja?“
„Möchtest du noch etwas Tee?“
„Danke.“
Sie schenkte ihm nach. Schweigend aßen sie das einfache Frühstück. Lana war jedoch zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, um das zu bemerken.
„Wie lange werden wir hierbleiben, Arash?“, fragte sie.
„Wenn wir Schneeschuhe finden, können wir vielleicht morgen aufbrechen.“ Es klang, als hoffte er das. „Doch wir müssen warten, bis es aufhört zu schneien.“
„Glaubst du, dass wir irgendwo Lebensmittelvorräte finden werden?“, fragte Lana.
„Ich bin überzeugt, irgendetwas wird da sein. Sicherlich finde ich auch eine Waffe und Munition“, meinte Arash nachdenklich.
„Soll das heißen, du willst auf die Jagd gehen, damit wir zu essen haben?“
„Wenn notwendig, ja. Ich möchte mir gern das Haus ansehen. Die Vorräte können wir anschließend überprüfen. Willst du mitkommen?“
Sie interessierte sich für sein Zuhause, den Ort seiner Kindheit und Jugend. Vielleicht würde sie ihn dann besser verstehen können.
Arash führte sie in den Flur und durch den angrenzenden Raum, den sie schon kannte, an der Toilette vorbei.
Am Ende des Korridors führte eine kurze Treppe zu einem anderen Torbogen hinauf in einen riesigen Saal, der mit bemalten Fliesen ausgekleidet war.
Es standen nur ein paar vom Krieg beschädigte Möbel in dem ansonsten leeren Raum. Nichts konnte die Tatsache verbergen, dass dies früher einmal ein luxuriöser Ort gewesen war, und Lana erkannte im Nachhinein, dass sie die vergangene Nacht in den Räumen der Dienstboten verbracht hatten.
Dann schritten sie durch eine Reihe von Räumen, von denen ein paar beschädigt waren und ein paar unbewohnt, aber alle zeigten deutliche Anzeichen von Vernachlässigung. An den Wänden, wo einstmals Bilder oder andere Schätze gehangen hatten, zeigten sich verblasste Rechtecke. Lana schüttelte den Kopf.
„Sind deine Bilder …?“, wollte sie schon fragen, doch sie brach mitten im Satz ab, als er sie ansah.
„Sie wurden verkauft, um Waffen anzuschaffen“, erwiderte er kurz, und Lana erinnerte sich an jene bedrückende Nacht in London, als er diese Tragödie vorhergesehen hatte.
Hätte ich ihn da getröstet, anstatt ihm nur zuzuhören, dachte sie plötzlich. Hätte ich ihn in die Arme genommen und ihm gesagt, dass ich ihn liebe … habe ich da meine Chance verpasst?
„Es tut mir leid“, bedauerte sie. „Das muss alles wunderbar
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