Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
es als vollkommen richtig, hier mit Arash zu liegen, mit dem Kopf auf seiner Brust zu ruhen und von ihm im Arm gehalten zu werden.
Doch als sie aufgewacht war, war sie allein. Lächelnd setzte sie sich auf, schaute sich im Raum um und bemerkte nur ihre eigenen Sachen, die ordentlich gefaltet auf einem Stuhl lagen. Selbst ihre kleine Handtasche, die sie zuletzt auf einem Sofa in dem Raum gesehen hatte, in dem die Party stattgefunden hatte, fehlte nicht.
Der Stapel Gepäck war weg. Arashs Kleidung auch. Es gab weder ein Zeichen noch ein Geräusch von einem anderen Lebewesen.
Sie sprang vom Bett, schlüpfte in ihre Sachen und stürmte aus dem Zimmer in die Wohnung. Bis auf eine kleine Gruppe Putzfrauen war niemand da. Prinz Kavian und die anderen waren schon vor einer Stunde zum Flughafen gefahren.
Lana kehrte in Arashs leeres Schlafzimmer zurück und suchte dort nach einer Nachricht, einem Zettel, fand jedoch nichts. Sie erkundigte sich bei den Reinemachefrauen. Doch keine hatte etwas gesehen, weder ein Blatt Papier noch sonst eine Nachricht.
So wurde sie sich in dem aufwendig verzierten Hauptsaal der Parvanischen Botschaft inmitten verständnisloser Fremder ihrer wahren Gefühle bewusst.
Zögernd und ganz in Gedanken hatte sie die Wohnung verlassen, sich unten auf der Straße ein Taxi gerufen … und war nach Hause zurückgekehrt.
Auf ihrem Anrufbeantworter fand sie eine Nachricht von Alinor. „Wo warst du? Es tut mir leid, aber wir haben uns gar nicht voneinander verabschieden können …“
Keine Nachricht jedoch von Arash. Jetzt wurde ihr auch klar, was er gemeint hatte: „Ich kann dir nichts bieten, Lana.“
Liebe, hatte er gemeint. Er liebte sie nicht.
Sie hatte sich in ihn verliebt. Hals über Kopf und restlos. Und als sie begriffen hatte, dass sie ihm nichts bedeutete, hatte ihr diese Liebe beinahe das Herz zerrissen.
Jetzt erinnerte Lana sich wieder an viele Dinge, die sie inzwischen schon vergessen und verdrängt hatte. Arash hatte geglaubt, dass eine Invasion seines Landes unvermeidlich war und er in den Krieg ziehen müsse, während Prinz Kavian gehofft hatte, eine solche Konfrontation ließe sich umgehen. Aber Lana hatte den Zweifel in Arashs Augen gesehen, wenn Kavi von diplomatischen Lösungen sprach.
Einmal hatte sie ihn gefragt, wie der Krieg wohl ausgehen würde. Lange hatte sie seine Reaktion auf seine Frage verdrängt. Aber jetzt fiel sie ihr umso deutlicher wieder ein. Absolute Hoffnungslosigkeit hatte in seinem Blick gelegen, als ob er bereits alles verloren hätte, was ihm etwas bedeutete.
„Für uns wird es die absolute Zerstörung bedeuten, Lana“, hatte Arash erwidert. „Wir sind eine kleine Nation, und unsere Ölreserven sind nicht leicht abzubauen. Im Gebirge ist das schwer. Kaljukistan hat viel Öl und Märkte, die der Westen ausschöpfen will. Darüber hinaus haben sie auch die Waffen, die die Sowjets zurückgelassen haben. Wer will uns in dem Krieg helfen?
Unsere Kultur ist viele Jahrhunderte alt. Sie wird ausradiert werden. Unseren Reichtum, der bereits seit Generationen besteht, werden wir beleihen müssen, um die Waffen zu kaufen, die wir brauchen … uns wird nichts bleiben. Am Ende werden wir nur noch die Oberherrschaft besitzen, sonst nichts.“
Lana hatte gefragt: „Aber sie werden nicht gewinnen?“
„Sie werden niemals gewinnen“, hatte Arash geantwortet. „Dafür müssten sie jeden Parvani umbringen. Solange nur einer von uns noch atmet, wird Parvan kämpfen.“
Hätte er ihr die kleinste Chance geboten, sie hätte sofort gesagt: „Lass mich an deiner Seite kämpfen“, so verliebt war sie gewesen. So sehr hatte sie sich nach ihm gesehnt, dass sie ihm helfen wollte. Aber er hatte keinerlei Andeutung gemacht.
Lana hatte ununterbrochen an Arash gedacht, nachdem er abgereist war, manchmal hatte sie lange Zeit nicht gewusst, ob er noch lebte oder schon umgekommen war. Der Krieg zwischen Parvan und Kaljukistan wurde in den Medien der westlichen Welt nicht besonders beachtet. Lana hatte gelernt, dass keine Nachrichten nicht gleichbedeutend waren mit guten Nachrichten. Solange sie keine Nachrichten erhielt, fühlte sie sich hilflos, nervös und fürchtete, jeden Moment könnte das Schicksal zuschlagen.
Eines Tages hatte eine Kommilitonin ihr atemlos berichtet: „Hast du schon gehört, dass einer von Prinz Kavians Freunden vor ein paar Tagen umgekommen ist? Einer der Leute, die mit ihm hier waren.“
Im ersten Moment hatte Lana das Gefühl, ihr müsse das
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