Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
sie verantwortlich.
„Du hättest es mir sagen sollen“, meinte er anklagend.
Er klang kühl und distanziert. Katrina kam sich mit einem Mal schutzlos und ausgeliefert vor. Sie war den Tränen nahe, ihr Glücksgefühl war verschwunden.
„Ich habe dir doch gesagt, dass Richard nicht mein Liebhaber ist“, verteidigte sie sich.
„Ja, aber du hättest mich bitten können aufzuhören.“ Er sah mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck auf sie hinab.
Offensichtlich schob er ihr die Schuld an dem zu, was passiert war. Aber warum? Natürlich hatte er recht, sie hätte ihm sagen müssen, dass sie noch Jungfrau war. Aber wäre es dann so weit gekommen? Wahrscheinlich nicht. War sie selbst so versessen darauf gewesen, mit ihm zu schlafen, dass sie deshalb einen Fehler gemacht hatte? Plötzlich fühlte sie sich sehr verunsichert, zurückgewiesen und verzweifelt. Ein Schauer durchlief sie, und sie fröstelte.
„Hier, zieh das an.“
Er reichte ihr seine Gewand, sie wickelte sich darin ein. Offensichtlich erwiderte er ihre zärtlichen Gefühle nicht, und das machte sie vollends unglücklich.
„Dir ist hoffentlich klar, dass das alles zwischen uns ändert. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch Jungfrau bist, hätte ich dich niemals …“
Sie konnte die Tränen nur noch mit Mühe zurückhalten.
„Weißt du eigentlich, wie unmöglich du bist?“, fragte sie empört. „Du hast geglaubt, dass ich … Du hast die ganze Zeit über gedacht, ich hätte …“ Ihr fehlten die Worte. Sie holte tief Luft und versuchte es noch einmal.
„Als du dachtest, ich wäre Richards Geliebte, hast du wohl nichts dabei gefunden, mit mir ins Bett zu gehen. Jetzt, da du weißt, dass ich noch Jungfrau war, sieht alles ganz anders aus. Nun, das gilt vielleicht für dich, aber meine Gefühle dir gegenüber haben sich deshalb nicht verändert. Im Gegenteil, jetzt verachte ich dich sogar noch mehr. Ich kann nur den Mann respektieren, der mich als Mensch wertschätzt und dem es egal ist, ob ich noch Jungfrau war oder nicht. Du bist grässlich, und ich verabscheue dich!“
Sie spürte, wie sehr sie ihn mit ihren Worten getroffen hatte, aber es kümmerte sie nicht. Sein Blick war zum Fürchten, doch sie ließ sich davon nicht einschüchtern. Schließlich hatte sie genauso das Recht zu sagen, was sie dachte, wie er. Sie hatte sich eingeredet, er wäre anders als andere Männer. Sie hatte sich selbst etwas vorgemacht, und jetzt zahlte sie den Preis dafür. Nicht mit ihrer Jungfräulichkeit, sondern mit ihrem Herzen und ihren Gefühlen.
Doch wenigstens würde sie nun endlich in der Lage sein, die Liebe zu ihm im Keim zu ersticken. Denn sie könnte nie im Leben vergessen, wie grausam er zu ihr gewesen war.
Ihre ärgerlichen Worte trafen Xander genauso unvorbereitet, wie sein Verlangen für sie ihn getroffen hatte. Das Bild, das sie von ihm hatte, verletzte seinen Stolz mehr, als er sich eingestehen wollte.
Er hatte sie angelogen, als er behauptet hatte, er habe sie nur deshalb geliebt, weil sie schon Erfahrung mit Männern gehabt habe. In Wahrheit hatte er sich nicht mehr zurückhalten können. Aber er war zu stolz gewesen, dies ihr gegenüber zuzugeben. Jetzt war es zu spät, ihr die Wahrheit zu gestehen. Es war auch zu spät, sich Vorwürfe zu machen, weil er keinerlei Vorsorge getroffen hatte.
Dabei machte er sich keine Sorgen wegen der gesundheitlichen Gefahr. Im Gegensatz zu dem, was andere Leute von ihm dachten, schlief er nicht wahllos mit Frauen. Aber natürlich gab es noch andere Risiken, und er war sie eingegangen.
Er sah Katrina an. Sie sah blass aus, die Augen wirkten groß in ihrem Gesicht.
Obwohl sie sich in das Gewand eingewickelt hatte, zitterte sie noch immer leicht.
Ohne ein weiteres Wort stand er auf und hob sie hoch.
„Was soll das?“, fragte sie alarmiert. „Lass mich auf der Stelle herunter!“ Aber ihr Protest verhallte ungehört, als er sie durch das Zelt trug.
Was hatte er vor? Wortlos ging er mit ihr in das kleine Bad, nahm ihr das Gewand ab und stellte das warme Wasser für sie an.
„Warum tust du das?“
„Dir ist kalt, und du stehst wahrscheinlich noch immer unter Schock“, sagte er. Es stimmte, sie fröstelte am ganzen Leib und genoss es daher sehr, als das warme Wasser ihren Körper hinablief. Aber ihr Zustand hatte mehr mit Xanders distanzierter Reaktion zu tun als mit allem anderen.
Sie riskierte einen kurzen Blick auf ihn. Er seifte sie gerade ein, und es schien ihr nicht, als wäre damit
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