Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
durch die Erzählungen ihrer Mutter auf das Erlebnis dieses Wüstentrips vorbereitet zu sein. Doch sie hielt staunend den Atem an, als sie schließlich mit dem Jeep die Kuppe einer weiteren hohen Sanddüne erklommen und hinunterblickten. Unterhalb tauchten vor ihnen wie eine Fata Morgana die Oase auf und das Beduinenlager, das eigens für die Touristen rekonstruiert worden war, um ihnen einen Eindruck davon zu geben, wie die Nomaden in alten Zeiten gelebt hatten, als sie von Oase zu Oase durch die Wüste gezogen waren.
Blaize parkte den Jeep neben einer ganzen Reihe von Geländewagen, die bereits dort abgestellt waren. „Warte hier“, sagte er. „Ich werde erst einmal nachfragen, welches Zelt uns zugeteilt worden ist.“
Uns? Xenia schluckte und wartete angespannt, bis Blaize kurz darauf zurückkehrte. Er führte sie zu einer Art großem Pavillon am entgegengesetzten Ende des Lagers, der innen in drei völlig getrennte Bereiche unterteilt war: einem typisch orientalischen Wohnbereich samt kunstvollen Teppichen und seidenbezogenen Diwans sowie zwei getrennten Schlafzimmern. Dusch- und Waschgelegenheiten waren in einem eigenen, hochmodernen Bau untergebracht, wie Blaize Xenia erklärte.
Doch sie hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Sie hatte nämlich den Türbehang zu einem der Schlafzimmer beiseitegezogen und blickte sich staunend und hingerissen um. Anders als ihr ultramodernes Hotelzimmer war dies ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Die Seiten des Pavillons waren mit bunt bestickten, Gold durchwirkten orientalischen Seidentüchern behangen, die im sanften Licht der Öllampen schimmerten. Letztere standen, überall in dem überraschend großen Raum verteilt, auf niedrigen, kunstvoll geschnitzten Holztruhen. Das flache Bett, das sich nur wenig von dem mit kostbaren Teppichen bedeckten Boden erhob, bedeckte eine wunderschöner Überwurf aus schwerer Seide, und von der Decke hingen Vorhänge aus hauchzartem Musselin, die augenblicklich zurückgebunden waren, aber vermutlich das ganze Bett einhüllten, wenn man sie löste. Das alles zusammen wirkte so unvergleichlich prunkvoll und sinnlich, dass Xenia fast fürchtete, sie bräuchte nur zu blinzeln, und der ganze Raum würde sich wie eine Fata Morgana in Luft auflösen.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Blaize hinter ihr.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist … einfach wundervoll.“
„Hollywoods Vorstellung von Tausendundeiner Nacht“, sagte Blaize spöttisch und spähte über ihre Schulter in den Raum.
„Es ist schön“, verteidigte Xenia ihre vorübergehende Unterkunft.
„Nun, offiziell ist es die Hochzeitssuite“, meinte Blaize trocken und fügte hinzu: „Aber keine Sorge, das dritte Zimmer ist sicherheitshalber auch als Schlafzimmer eingerichtet … falls die Suite nicht gerade von Flitterwöchnern gebucht wird oder diese sich zerstreiten.“
Die Hochzeitssuite! Hatte Blaize bewusst danach gefragt, um den Eindruck zu untermauern, dass sie beide ein Liebespaar waren?
„Wenn du einen Kamelritt machen willst, dann solltest du das jetzt tun“, lautete Blaizes lakonischer Rat. Ganz anders als Xenia schien ihn die sinnlich erotische Atmosphäre des orientalischen Schlafgemachs nicht im Geringsten zu beeindrucken.
„Noch Kaffee?“
Xenia schüttelte lächelnd den Kopf und bedeckte ihre Tasse mit der Hand, dem traditionellen Zeichen, dass sie genug habe.
Es war fast elf Uhr abends, das üppige Abendessen war abgetragen, und das Unterhaltungsprogramm konnte beginnen. Eine erwartungsvolle Stimmung machte sich unter den Zuschauern breit, als die Musiker eine neue Weise anstimmten und aus einem der Zelte eine atemberaubend schöne Frau herbeitanzte, bekleidet mit einem traditionellen Tanzkostüm. Juwelen funkelten an ihren schlanken Händen und natürlich in ihrem Nabel, dunkle Augen leuchteten verführerisch über dem Gesichtsschleier, während sie die wohlgerundeten Hüften aufreizend sinnlich zu den Klängen der Musik kreisen ließ.
Neben Xenia saß eine größere Touristengruppe. Gut gelaunt ließ man eine Wasserpfeife kreisen, die einen süßlichen Erdbeerduft verströmte. Einer reichte die Pfeife an Xenia weiter, die sichtlich zögerte.
„Wenn Sie es nicht versuchen, müssen Sie zum Ausgleich eine Runde mit unserer Bauchtänzerin tanzen“, warnte sie der Reiseleiter, der zu der Gruppe gehörte, neckend.
Xenia wollte keine Spielverderberin sein, nahm einen kleinen Zug und wandte sich dann zur Seite, um die Pfeife Blaize anzubieten. Doch
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