Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
so hatte sie diesen Traum für immer zerstört. Nie wie der würde er sich derart täuschen lassen.
„Was, wenn …?“ Sienna zögerte, denn sie hatte das Ge fühl, um mehr als ihren Selbstrespekt zu kämpfen. Sie konnte es nicht ertragen, wenn er sie so anblickte – mit solch kalter Verachtung. „Was, wenn du meine Motivation für die Fotos verstehen könntest?“
„Gier ist niemals schwer zu verstehen!“
„So war es nicht, wirklich nicht! Ich habe das Geld dringend gebraucht.“ Sie holte tief Luft, in ihrer Kehle brannte es wie Feuer. Würde er ihr glauben? „Ich musste eine Operation für meine Mutter bezahlen.“
Es entstand eine Pause, dann sagte er: „Bravo!“ Leise klatschte er in die Hände und blickte sich dabei um. Spott stand in seinem Gesicht.„Aber was ist mit den Violinen?“, höhnte er. „Ich kann sie nicht hören. Genauso wenig wie die himmlischen Chöre.“
„Es ist wahr, hörst du – es ist wahr!“ Am liebsten wäre sie aufgesprungen, um sich auf ihn zu stürzen und mit den Händen gegen seine Brust zu trommeln. Sie wollte schrei en und flehen und toben, trotz allem, was sie sich vorher vorgenommen hatte.
„Ob du mir glaubst oder nicht, das liegt bei dir – aber ich lüge dich nicht an. Warum sorgst du nicht dafür, dass deine Lakaien es überprüfen?“
Er verengte die Augen. „Was für eine Operation? Plas tische Chirurgie vielleicht? War sie einst so schön wie du, Sienna, und konnte es nicht ertragen, dass die Zeit ihre Schönheit verwelken ließ?“
Oh, wie sehr er sie verachten musste! Geh nicht darauf ein. Reagiere mit Stolz und Würde. Sienna biss sich auf die Lippe, während sie an die Schmerzen ihrer Mutter dachte und – beinahe genauso schlimm – an ihre Sorgen. „Es war sicher keine Frage der Eitelkeit, aber auch keine Sache auf Leben und Tod. Obwohl – in gewisser Weise war es das vielleicht doch. Sie brauchte eine künstliche Hüf te – sie betreibt eine Reitschule, weißt du. Ohne die Opera tion wäre sie im Rollstuhl gelandet und hätte ihre geliebte Reitschule schließen müssen.“
Sienna blickte nieder auf ihre Hände, die zu zittern begonnen hatten. „Sie wusste nicht mehr weiter, Hashim, und ich genauso wenig. Also habe ich den einfachen Weg gewählt – das gebe ich zu. Man hatte mir einst gesagt, dass ich eine Menge Geld machen könnte – dass ich für den Laufsteg nicht groß genug sei, aber dass mein Gesicht und mein Körper mir ein Vermögen einbringen könnten. Damals war ich nicht im Mindesten interessiert, aber ich habe mich daran erinnert, als es nötig war. Und dann habe ich es getan. Als einmalige Ausnahme, ich habe es niemals wiederholt, und ich werde es auch nie wieder tun.“ Sie sah ihn an und hielt seinem kritischen Blick stand. „Und das ist die Wahrheit, ich schwöre es.“
Für einen Moment herrschte Schweigen, während er über das nachdachte, was sie ihm erzählt hatte. Eine in teressante Entwicklung – wenn es stimmte. In diesem Fall wäre ihr Tun etwas weniger verachtenswert. Aber änderte es tatsächlich etwas? Konnte er ihr verzeihen, was sie ge tan hatte?
Niemals!
In der Welt, in der Hashim lebte, waren die Frauen sitt sam und unterwürfig, und es war absolut undenkbar, dass sie für Geld und das Vergnügen von Männern nackt po sierten. Er schloss die Augen und erinnerte sich an den Kalender, dessen Fotos er so deutlich vor sich sah, als hät te sie jemand auf dem Tisch ausgebreitet. Egal, was ihre Gründe gewesen waren, sie hatte für aufreizend erotische Fotos posiert!
Leider änderte dies nichts an der Tatsache, dass er sie begehrte – und er würde nicht eher ruhen, bis er sich in ihrem weichen, nachgiebigen Körper verloren hatte. Erst wenn das geschehen war, würde er sie fallen lassen und vergessen können.
Als er sprach, war er wieder ruhig. „Und deine Mutter – hat sie dein Tun gutgeheißen? Hat sie dich vielleicht sogar auf die Idee gebracht?“
„Natürlich nicht! Sie wusste es nicht. Ich habe es ihr erst hinterher erzählt.“ Sienna zuckte die Schultern und starrte auf den Fisch, der auf ihrem Teller verdarb. Sie hätte gerne gesagt, dass sie es seitdem bitter bereut habe – aber das stimmte nicht. Sie war froh gewesen, ihrer Mut ter helfen zu können, nur gegen Hashim verspürte sie Bit terkeit, weil er ihr das Gefühl vermittelte, schmutzig zu sein. Doch nicht einmal das schien sie davon abhalten zu können, sich nach ihm zu sehnen.
Dumme, hoffnungslose Sehnsucht. Wie konnte es sein,
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