Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
hast beschlossen, sie so zu nutzen, wie es Frauen seit Anbeginn der Zeit tun – nämlich als Kö der.“
Sienna schluckte. Am liebsten hätte sie ihren Körper in diesem Moment verlassen und die schreckliche kleine Szene von oben betrachtet, wo sie seine Worte nicht so un mittelbar hätten treffen können.
„Du meinst, ich hätte meine Schönheit als Köder be nutzt – für dich vermutlich?“
Er zuckte die Schultern. „Für mich, ja – oder für ir gendjemand anderen, der in dein Schema passte. Sicher hättest du mich achtlos fallen lassen, wenn dir jemand mit noch mehr Geld über den Weg gelaufen wäre. Du wolltest einen wohlhabenden Sponsor und hast dafür die Aschen puttelrolle übernommen.“
„Und ich muss sagen, dass du wirklich gut warst“, fuhr er nachdenklich fort. „Selbst ich habe mich durch deinen Betrug täuschen lassen. Du hast wirklich wie ein junges unschuldiges Mädchen gewirkt. Vermutlich sollte ich dich zu deinen schauspielerischen Fähigkeiten beglückwün schen!“
„Dein Englisch ist perfekt, Hashim“, sagte sie mit zit ternder Stimme.
„Das weiß ich“, gab er arrogant zurück. „Ich hatte be reits als kleines Kind einen Englischlehrer und beherr sche deine Sprache genauso gut wie meine eigene. Aber warum wechselst du das Thema, Sienna?“
„Was glaubst du wohl?“ Sienna hatte einfach genug, sie fühlte sich von seinen Worten entsetzlich gedemütigt.
Hashim blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Und du widersprichst mir immer noch nicht?“
„Was hätte es für einen Sinn? Du bist so bigott und scheinheilig – denn du bist nicht bereit, auch nur die Mög lichkeit in Betracht zu ziehen, dass du dich irren könn test. Du hast etwas für dich entschieden, und deshalb muss es so sein. Ich bin ein Nacktmodell ohne Moral und noch dazu darauf aus, mir einen reichen Mann zu angeln. Nichts wird deine Meinung von mir je ändern – warum sollte ich es also auch nur versuchen?“
„Weil du weißt, dass es wahr ist und du nichts zu deiner Verteidigung sagen kannst – das ist alles!“, sagte er ankla gend.
„Wir sind hier nicht in einem Gerichtssaal!“
„Nein, aber da hättest du ganz schnell enden können!“, stieß er heftig hervor. „Am Ende hast du dich doch für einen anderen Weg entschieden – auch wenn du hart für deinen Lebensunterhalt arbeiten musstest. Dir ist wahr scheinlich klar geworden, dass Frauen in diesem Geschäft sehr leicht in der Gosse landen können. Beim nächsten Mal wären deine Fotos nicht mehr so geschmackvoll ge wesen. Du wärst älter und mit dem Schwinden deiner Ju gend immer verzweifelter geworden. Bald hättest du im mer weniger für mehr und mehr nackte Haut akzeptiert. Und eines Tages hättest du vollkommen nackt im Spind schrank eines Automechanikers gehangen …“
„Du Bastard! “, zischte sie.
„Na, na, na, Sienna, da täuschst du dich. Deine Beleidi gung trifft mich nicht, denn sie ist falsch – meine Geburt war absolut legitim. Wohingegen das, was ich zu dir sage, wahr ist. Die Fakten sprechen für sich.“
Sienna hob eine Hand und winkte dem Kellner. „Ein Glas Rotwein, bitte.“
„Ja, Madam.“
„Du läufst nicht davon“, bemerkte Hashim. „Das hatte ich eigentlich erwartet.“
Sienna schüttelte den Kopf. Selbst wenn sie hätte fort rennen wollen – ihre Beine hätten sie nicht getragen. Sie nahm das Glas Rotwein entgegen und trank einen großen Schluck.
„Warum beschäftigt dich diese Sache so?“, fragte sie dann. „Hattest du noch nie zuvor eine Beziehung zu einer Frau mit zweifelhafter Vergangenheit?“
„Natürlich hatte ich das. Aber keine von ihnen hat vor gegeben, etwas anderes zu sein, als sie ist.“
Es waren Frauen dabei gewesen, die keinen Hehl daraus machten, dass es sie nach seinem Körper und seinem Geld gelüstete. Doch das waren nur flüchtige Affären gewesen. Er hatte genau gewusst, auf was er sich einließ, und hatte es akzeptiert.
Mit Sienna war es anders gewesen – oder zumindest hat te er das geglaubt. Sie hatten sich ernsthaft zueinander hingezogen gefühlt, und als sich die schmutzige Wahrheit enthüllte, hatte er eine ungeheure Wut verspürt. Er musste sich selbst infrage stellen – er, der nie in seinem Leben an etwas zweifeln musste.
Es war eine harte und lehrreiche Lektion gewesen, dass sein Urteilsvermögen versagt hatte, doch schließlich hat te es ihn stärker gemacht. Und wenn er vorher insgeheim immer noch von der für ihn perfekten Frau geträumt hat te,
Weitere Kostenlose Bücher