Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
Chauffeur hielt bereits die Tür auf. „Ich nehme an, dass Ihnen alles von irgendjemandem abgenommen wird, Khalim“, sagte sie amüsiert. Doch statt einer Antwort versperrte er ihr den Weg. Sie sah in seinen Augen sexuelles Verlangen glimmen.
„Ich habe noch nie mein Recht in Anspruch genommen, gebadet zu werden“, erwiderte er leise.
„Ihr Recht?“, lautete die ungläubige Gegenfrage.
„Natürlich. Alle Prinzen von Maraban haben einen Herrn oder eine Herrin der Badegemächer.“ Er zuckte mit den Achseln, als er ihr verständnisloses Gesicht sah. Ihr halb geöffneter Mund lud ihn zu einem Kuss geradezu ein.
„Wo sollen wir nun hinfahren, Rose?“, fragte er mit verführerischer Stimme. „Möchten Sie zurück zu Ihrer Arbeit? Oder zusammen mit mir im Granchester einen Kaffee einnehmen?“
Letzteres sagte er so zögerlich, dass an seinen Absichten kein Zweifel blieb. Rose spürte die Versuchung, dennoch entschied sie sich zum Selbstschutz. Es war auch ihr Stolz, der sie vor einer Affäre zurückhielt. Er hatte sie nur einmal zum Mittagessen eingeladen und erwartete bereits, dass sie bereitwillig mit ihm ins Bett ging.
„Bitte nach Hause“, sagte sie. Khalim sah sie für einen Moment verblüfft an. „Ich habe noch einen Berg Arbeit vor mir.“
4. KAPITEL
Die Sprechanlage auf ihrem Schreibtisch summte und riss Rose aus einem Tagtraum, in dem sie ein dunkelhaariger Mann in Seidengewändern auf ein Bett legte …
„Hallo?“, sagte sie leise.
„Rose?“, fragte die Stimme ihrer Chefin Kerry MacColl. „Ich bin es, Kerry.“
„Hallo, Kerry.“
„Es gibt aufregende Neuigkeiten, deshalb muss ich mit dir reden. Kannst du einen Augenblick herüberkommen, bitte?“
„Aber sicher.“ Rose schob das Formular zurück, das sie vor sich liegen hatte, und ging über den Flur zu Kerrys Zimmer hinüber.
„Headliners“ war eine der erfolgreichsten kleinen Agenturen für die Vermittlung von Führungskräften der Wirtschaft. Rose arbeitete schon seit zwei Jahren dort. Sie waren auf die Vermittlung von Leuten innerhalb der Werbebranche spezialisiert. Junges Personal, Dynamik und die individuelle Vorgehensweise begründeten den hervorragenden Ruf der Firma, die von ihren talentierten, aber oft eigenwilligen Kunden hoch geschätzt wurde.
Die Geschäftsräume lagen in Maida Vale in einem hübsch umgebauten ehemaligen Kutscherhaus und waren bewusst so gestaltet worden, dass das Ambiente eher einer Wohnung als einer Arbeitsstelle entsprach. Die Firmenphilosophie besagte, dass in einer entspannten Umgebung Menschen bessere Leistung erbringen konnten. Die Praxis schien diese Theorie bestens zu bestätigen.
Kerry saß am Schreibtisch, als Rose einfach wie üblich ohne anzuklopfen ins Zimmer trat. Obwohl Kerry ihre Chefin war, war sie nur ein paar Jahre älter als Rose. Sie hatte nie auf die Hierarchie gepocht, weil die acht Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Headliners ohnehin im Team arbeiteten.
Nun sah sie von ihren Papieren auf. „Hi!“
Rose erwiderte ihr Lächeln. „Du wolltest mit mir sprechen.“
Kerry nickte. „Wie geht es dir, Rose?“
Rose zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Ausgezeichnet.“ Es ging ihr wirklich ganz gut, einmal davon abgesehen, dass sie die ganze Woche über an Khalim gedacht hatte.
Sie hatte bereits eine Verdrängungstherapie versucht, indem sie sich fieberhaft in Aktivitäten gestürzt hatte. Sie hatte einen Frühjahrsputz in ihrem Schlafzimmer veranstaltet, obwohl es schon auf den Herbst zuging. Sie war ins Kino und ins Theater gegangen. Sie war bei der Eröffnung einer Ausstellung avantgardistischer Kunst gewesen und hatte ihre Eltern in deren weitläufigen alten Bauernhaus besucht.
Dennoch gab es eine große Lücke in ihrem Leben.
Kerry sah sie fragend an. „Bist du sicher?“, fragte sie sanft. „Du hast diese Woche etwas blass gewirkt. Du scheinst auch abgenommen zu haben.“
Einen Moment überlegte Rose, ob sie sich ihrer Chefin anvertrauen sollte. Doch sie hielt Arbeit und Privatleben lieber streng getrennt. „Ach, komm. Nenn mir eine Frau, die nicht abzunehmen versucht“, scherzte sie.
„Das stimmt“, sagte Kerry und wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
„Danke.“ Rose wurde langsam neugierig. Kerry schien ganz aus dem Häuschen zu sein, also musste es sich um eine wirklich große Sache handeln.
„Ich habe eben mit einem Klienten zu Mittag gegessen …“
„Wie schön für dich. Ich musste mich mit einem langweiligen Sandwich am
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