JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
Gott sei Dank hatte sie ihn fortgeschickt. Nicht auszumalen, was sie nach einer Flasche Wein und unter dem Zauber von Raphaels Charme alles ausgeplaudert hätte! Um nichts in der Welt wollte sie Etta oder ihrem Projekt Schaden zufügen. Zumindest war ihr jetzt klar, warum Raphael heute Abend hierhergekommen war, warum er sie so leidenschaftlich geküsst hatte, dass für einen kurzen Moment das Verlangen in ihr erwacht war.
Er war so hinterhältig …
„Bryony? Bist du dort draußen?“ Ettas Stimme, die aus dem Wohnzimmer zu ihr drang, riss sie aus ihren Grübeleien.
Hastig ging Bryony hinein und verriegelte die Fenstertür so gründlich, als wolle sie den Teufel aussperren.
„Warst du ganz allein, meine Liebe?“
„Nun, nicht ganz. Raphael kam vorbei.“
„Raphael? Du hast ihm doch gesagt, du willst ihn nicht sehen.“
„Deshalb ist er ja hier aufgetaucht. Er hatte beschlossen, sich selbst zum Essen einzuladen.“
Etta war erschrocken. „Hast du ihn zum Bleiben aufgefordert?“
„Nein.“ Bryony schüttelte den Kopf. „Aber ich habe darüber nachgedacht, weshalb er gekommen ist und mich um eine Verabredung gebeten hat.“
„Wahrscheinlich, weil er dich bewundert. Er wollte …“ Etta verstummte stirnrunzelnd. „Welche Gründe vermutest du dahinter?“
„Ich glaube, er wollte mich veranlassen, dich auszukundschaften.“
„Oh Himmel.“ Etta sank auf einen zierlichen vergoldeten Stuhl. „Meinst du wirklich, er würde so etwas tun?“
„Ich bin mir ziemlich sicher. Raphael hat bereits Leute, die dir hinterherspionieren. Er erzählte mir, du würdest nach der Party noch Freunde besuchen. Woher sollte er das sonst wissen?“
„Das ist leicht zu beantworten. Es handelte sich heute Abend um eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Einer der Organisatoren sagte mir, Raphael sei ebenfalls eingeladen gewesen, habe jedoch nur eine Spende geschickt, statt selbst zu erscheinen. Viele meiner Freunde waren dort, und es war gewiss nicht schwer, festzustellen, ob ich danach noch verabredet bin. Man trifft immer die gleichen Leute.“
„Trotzdem scheint er sich für deine Aktivitäten zu interessieren. Er war beispielsweise auch über deine Reise nach London informiert.“
„Das stimmt. Aber dich als Spitzel zu benutzen …“ Etta mochte es nicht glauben. „Was hat er genau gesagt?“
„Er versucht, herauszufinden, in welcher Beziehung ich zu dir stehe, wie lange ich bleiben werde und so weiter. Ich habe ihm erzählt, dass wir weitläufig miteinander verwandt sind, sonst nichts.“
„Ich denke, er ist nur neugierig. Allerdings könnte er misstrauisch werden, sofern wir nicht vorsichtig sind. Am besten wäre es, wenn wir ihm irgendeine harmlose Geschichte auftischen“, überlegte sie laut.
„Wir könnten behaupten, ich sei nach Italien gekommen, um meine Sprachkenntnisse aufzufrischen“, schlug Bryony vor.
„Raphael würde sich bestimmt wundern, warum du ihm gegenüber das nicht sofort erwähnt hast“, gab die Contessa zu bedenken und fügte versonnen hinzu: „Natürlich können wir ihm jederzeit die Wahrheit sagen.“
„Über das Hotel? Wolltest du das nicht vor ihm geheim halten?“
„Selbstverständlich. Ich meinte, wir können ihm von dir erzählen. Dass du gerade mit Jeff Schluss gemacht hast und hierhergekommen bist, um ihn zu vergessen.“ Sie warf Bryony einen scharfen Blick zu. „Das ist doch einer der Hauptgründe für deine Anwesenheit, oder?“
Bryony nickte widerstrebend. „Aber das ist etwas, das nicht die ganze Insel erfahren soll – und schon gar nicht Raphael.“
„Andererseits wäre damit unser Problem gelöst, Raphaels Neugier befriedigt und sein Misstrauen zerstört.“
„Etta!“ Bryony sah sie empört an. „Die Leute sollen mich nicht für ein liebeskrankes Geschöpf halten, denn das bin ich nicht.“
„Natürlich nicht. Aber niemand auf Sizilien kennt dich, wen interessiert es also, was die Leute glauben?“
Raphael kennt mich. Dieser Gedanke schoss Bryony plötzlich durch den Kopf. Warum kümmerte es sie, was er dachte? Er war nur ein arroganter Störenfried, der sich in alles einmischte und den sie nicht brauchten. Etta hatte recht – es war die ideale Möglichkeit, ihn loszuwerden. Zögernd nickte Bryony. „Einverstanden.“
Etta eilte zu ihr und schloss sie in die Arme. „Danke, Liebes. Es wird bestimmt klappen. In ein paar Tagen findet eine Sitzung des Wohltätigkeitskomitees statt. Die Mitglieder sind alles Frauen. Wir werden dafür sorgen, dass
Weitere Kostenlose Bücher