JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
bedrohlichen Kombination. Fröstelnd überlegte sie, wie es wohl sein mochte, ständig mit dieser Gefahr vor Augen zu leben.
Trotz des Zaubers, den der Vulkan auf sie ausübte, war sie froh, wieder nach unten zu fahren und Giovanni im Café vorzufinden. Nachdem sie sich bei einer Tasse Kaffee aufgewärmt hatte, kehrten sie zum Wagen zurück.
„Wohin jetzt, Signorina?“, erkundigte sich der Chauffeur.
Bryony studierte den Reiseführer, und ihr Blick fiel auf den Namen Taormina. Das war die Stadt, die Raphael ihr hatte zeigen wollen. Spontan sagte sie: „Zunächst würde ich gern etwas essen und anschließend Taormina besichtigen.“
Während des Lunch übte Bryony ihr Italienisch, indem sie Giovanni über die Insel ausfragte. Es stellte sich heraus, dass er nur sehr wenig über Sizilien wusste und lieber über Rom sprach, wo Maria und er aufgewachsen waren.
Die Fahrt führte sie später auf der Autostrada die Küste entlang, vorbei an gepflegten Hotelanlagen, bis sich die Straße steil nach Taormina hinaufwand. Bryony hatte nicht erwartet, dass die Stadt rund zweihundert Meter über dem Meeresspiegel lag.
Nach der kalten Luft auf dem Ätna empfand Bryony die warme Nachmittagssonne als besonders angenehm. Sie stieg aus dem Wagen und zog sich die Jacke aus. „Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs sein werde.“
„Das ist kein Problem. Lassen Sie sich nur Zeit.“
Eigentlich hatte Bryony in Taormina zunächst das berühmte griechische Amphitheater besichtigen wollen, doch als sie durch die malerischen Gassen mit ihren Boutiquen und Läden schlenderte, vergaß sie schnell ihre guten Vorsätze. Sie bewunderte die in den Schaufenstern ausgestellten Schmuckstücke und Keramikgegenstände. Da ihre Eltern in einigen Wochen ihren Hochzeitstag feierten, beschloss Bryony, ihnen ein Geschenk zu kaufen. Es gab so viele wunderschöne Dinge, dass ihr die Wahl schwerfiel. Schließlich entschied sie sich für silberne Serviettenringe, die leicht mit der Post zu verschicken waren.
Inzwischen war es merklich kühler geworden. Bryony streifte ihre Jacke über und eilte zum Theater. Glücklicherweise war das Tor noch geöffnet. Sie bezahlte den Eintrittspreis und folgte dem Pfad, der sie zu einer Reihe steinerner Stufen führte. Ihr stockte der Atem, als sie plötzlich in einer offenen Arena stand, die zum Meer hin einen traumhaften Blick auf die Küste bot.
Hinter ihr erklangen Schritte. Bryony wanderte weiter, erst als sie sich umwandte, bemerkte sie, dass es Raphael war, der ihr folgte.
Er schien sie schon längst erkannt zu haben, denn seine Miene zeigte keinerlei Erstaunen. „Weiter oben ist die Aussicht noch viel schöner“, meinte er und legte die Hand unter ihren Ellbogen, um ihr beim Erklimmen der Stufen behilflich zu sein.
„Ich schaffe es allein“, wehrte sie kühl ab und entzog sich ihm.
Oben angekommen stieß sie einen leisen Schrei des Entzückens aus. Die untergehende Sonne tauchte die Ruine in ein rosiges Licht. Dahinter erstreckte sich ein breiter Streifen tiefgrüner Zypressen bis zu den Klippen, hinter denen die dunkelblaue See bis zum Horizont reichte.
Raphael berührte ihren Arm und deutete nach rechts.
Bryony schaute in die angegebene Richtung und erblickte den Ätna, dessen schneebedeckte Kuppe bis in den Himmel zu ragen schien, während die Hänge hinter dem zarten Schleier des Abendnebels verschwunden waren. Beinahe andächtig ließ sie sich auf eine steinerne Bank sinken. Bei dem Gedanken, dass bereits vor zweitausend Jahren Menschen hier gesessen und sich an diesem malerischen Bild erfreut hatten, rann eine einzelne Träne über ihre Wange. Rasch wischte sie sie mit der Hand fort, in der Hoffnung, Raphael möge ihre Rührung nicht bemerken.
Nachdem er ihr einiges über die Geschichte des Theaters erzählt hatte, drehte er sich zu ihr um. „Sind Sie wieder in Ordnung?“
Verdammt! Es war ihm also nicht entgangen. „Woher wussten Sie, dass ich hier sein würde?“, wechselte sie abrupt das Thema.
„Jeder besucht irgendwann einmal Taormina und das Theater“, erwiderte er leichthin.
„Das beantwortet aber nicht meine Frage.“
„Nein.“ Er hob die Schultern. „Man hat Sie beobachtet, wie Sie mit dem Wagen wegfuhren.“
„Ihr Spion in der Stadt“, stellte sie kühl fest.
„Ja“, bestätigte Raphael zu ihrer maßlosen Überraschung. „Ich bin gern stets über die Pläne von Etta und ihren Freunden informiert und habe jemanden gebeten, nach Ihnen Ausschau zu halten. Er rief
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