JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
würde sie begehren, dennoch hatte er keine Eile gehabt, sie zu nehmen. Sein Liebesspiel hatte nichts Unbeherrschtes, nichts Ungeduldiges an sich gehabt. Stattdessen hatte es besonnen gewirkt. Mit der gleichen Bedachtsamkeit hatte er an Etta geschrieben und drei Tage gewartet, bis er das Boot in die Bucht brachte. Wahrscheinlich hatte er sogar gewusst, dass Maria und Giovanni frei hatten und Bryony unbemerkt das Haus verlassen konnte.
Ein Schauer durchrann Bryony. Hastig ergriff sie Raphaels Jackett und zog es über. Sie schmiegte ihr Gesicht in den rauen Stoff und atmete tief den würzigen Duft seines After-Shaves ein. Sosehr sie sich auch bemühte, die frühere Euphorie wollte sich nicht einstellen. „Sizilianische Männer heiraten niemals ihre Geliebte …“ Auf einmal schoss ihr dieser Satz durch den Kopf. Hatte sie nicht von vornherein vermutet, Raphael würde ein Spiel mit ihr treiben? Wollte er sie noch immer manipulieren und gegen Etta einsetzen? Hatte er sie deshalb in sich verliebt gemacht? Bryony stockte der Atem. Verliebt? Bin ich verliebt in ihn?, fragte sie sich verwundert. Oder täuscht mich nur mein Körper, der sich nach der Erfüllung sehnt, die allein Raphael ihm geben kann?
Oh Gott, dachte sie verzweifelt, ich darf mich nicht in ihn verlieben. Nicht in Raphael. Doch wenn es nicht Liebe gewesen war, was hatte sie dann wie ein Magnet in seine Arme gezogen? Und was ist, wenn ich mich in ihn verliebt habe?, überlegte sie. Ist es denn nicht möglich, dass er für mich genauso viel empfindet? Vielleicht war es gar kein Spiel für ihn. Vielleicht wollte er nicht nur Sex. Schließlich hat er sich sogar die Mühe gemacht, mich zu suchen …
Plötzlich stieß sie in der Jackentasche auf etwas Metallisches. Zögernd nahm Bryony die Hand heraus und blickte verwirrt auf ein schweres goldenes Armband. Der Verschluss war defekt und ließ sich nicht befestigen. Welcher von Raphaels Freundinnen auch immer dieses Schmuckstück gehörte, sie hatte es offenbar in seine Jacke gesteckt und dort vergessen. Doch wer würde angesichts Raphaels Leidenschaft nicht alles vergessen?
Fröstelnd schob Bryony das Armband in die Tasche zurück und warf das Jackett von sich. Dann schlüpfte sie in ihr Nachthemd und ging ins Bett. Obwohl sie sich körperlich völlig erschöpft fühlte, wollte sich ihr Verstand nicht entspannen. Zweifel und Selbstvorwürfe quälten sie bis zum frühen Morgen.
„Bryony! Bryony, Liebes, geht es dir gut?“
Ettas Stimme riss Bryony nur wenigen Stunden später aus dem Schlaf. Seufzend bat sie die Contessa herein.
„Bist du in Ordnung, Bryony? Es ist reichlich spät.“
„Wirklich?“ Abrupt richtete sie sich auf und griff nach der Uhr auf dem Nachttisch. „Tut mir leid, ich habe verschlafen. Die Gäste warten bestimmt auf ihr Frühstück. Ich stehe sofort auf.“
„Ist schon gut. Nur der alleinstehende Amerikaner ist heute früh nach unten gekommen, und ich habe ihm das Essen serviert. Die anderen schlafen wohl noch. Aber Mrs. Brewster wünscht, um neun Uhr das Frühstück in ihrem Zimmer einzunehmen.“ Sie musterte Bryony besorgt. „Wenn du dich nicht wohlfühlst …“
„Nein, mir geht es wirklich gut. Ich bin gleich unten.“
Bryony war fast froh, dass sie sich beeilen musste. So blieb ihr wenigstens keine Zeit für Grübeleien. Nachdem alle gefrühstückt hatten und die Küche aufgeräumt war, machte sie die Betten in den Gästezimmern, die allesamt zum Meer zeigten. Als sie an einem Fenster vorbeikam, fiel ihr Blick zufällig auf die Bucht. Die Yacht lag noch immer am Steg, doch am Mast wehte keine Fahne. Im hellen Sonnenlicht schienen die Ereignisse der vergangenen Nacht unwirklich. War alles nur ein Traum gewesen? Ihre Müdigkeit und die Schwere ihres Körpers bewiesen Bryony, dass es Wirklichkeit war. Rasch beendete sie ihre Arbeit, und als Etta erschien, um ihr zu sagen, dass die Gäste Taormina besichtigen wollten, begleitete sie sie erleichtert auf dem Ausflug.
Raphael meldete sich nicht, zwei Tage später traf allerdings für Bryony ein Päckchen mit der Post ein. Rasch eilte sie damit nach oben in ihr Zimmer. Mit fliegenden Fingern entfernte sie das Papier und hielt ein Etui in den Händen, das von einem Juwelier stammte. Darin befand sich ein Paar kostbarer goldener Ohrringe sowie eine Karte mit einer kurzen Mitteilung: „Danke für die wundervolle Nacht.“ Unterzeichnet war die Botschaft nur mit einem „R“.
Wütend klappte Bryony die Schachtel zu und
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