JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
gestapelt lagen. Alessandros Schwester würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie sich einen davon auslieh. Sie wollte ihn ihr von England zurückschicken.
Zielstrebig begab sie sich in Giulias Zimmer. Die Reiseutensilien lagen tatsächlich noch auf dem Schrank. In dem Moment, als Francine das erste Gepäckstück herunterhob, öffnete sich die Tür des anschließenden Badezimmers, und herein trat eine junge Dame.
Sie war dunkelhaarig und außergewöhnlich hübsch. Sie kam offensichtlich gerade aus der Dusche, denn sie war in einen Bademantel gehüllt, und ihre blanken Füße hinterließen nasse Abdrücke auf dem Teppich. „Hallo“, rief sie erschrocken aus und sah Francine mit ihren großen grauen Augen neugierig an. „Wer bist du – und wohin willst du mit meinen Koffern?“ Dann warf sie die Arme in die Luft. „Ach ja, du musst die frischgebackene Ehefrau meines Bruders sein!“
Francine sah sie erstaunt an. „Dann bist du – Giulia?“
Das Mädchen grinste. „Richtig. Ich bin heute Morgen ganz überraschend hier hereingeschneit. Alessandro weiß noch nicht einmal, dass ich hier bin.“
Giulia sprach so perfekt Englisch wie ihr Bruder. Sie hatte einen leichten amerikanischen Akzent, den sie sich während ihres Amerika-Aufenthalts angeeignet haben musste. Doch dann fiel Francine schlagartig ein, was Giulia in Amerika sonst noch widerfahren war. Sachte setzte sie den Koffer ab.
„Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt zu dir sagen soll“, entgegnete Francine etwas verschämt.
„Nein? Wieso denn das?“, wunderte sich Giulia.
„Weil – nun, weil ich ja jemand Bestimmtes bin“, deutete Francine vorsichtig an und fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut.
„Alessandros Frau?“ Giulia lachte. „Damit habe ich keine Probleme. Ich wusste, er würde irgendwann einmal heiraten. Dagegen hatte ich auch nie etwas einzuwenden.“
„Nein, darauf wollte ich auch nicht hinaus.“ Francine spürte, wie sie leicht errötete. „Sondern auf den Umstand, dass ich die Tochter von Paul James bin, wie du sicher inzwischen weißt. Ich würde es dir nicht verdenken, wenn du irgendwie auch mit mir Probleme hättest – nach dem, was du mit meinem Vater erlebt hast. Ich weiß darüber Bescheid. Alessandro hat mich aufgeklärt.“ Francine war es extrem unangenehm, Giulia mit diesem Thema zu konfrontieren.
Doch zu ihrer großen Verblüffung reagierte Alessandros Schwester merkwürdig gleichgültig. Sie ging zu ihrem Schminktisch und begann mit aller Gelassenheit, sich das Haar zu bürsten. „Mach dir keine unnötigen Gedanken“, sagte sie wie beiläufig. „Dein Vater hat mir nichts Schreckliches zugefügt.“
„Wie kommst du plötzlich zu so einer Haltung?“ Francine war verwirrt und noch immer voller Schamgefühl.
Giulia warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. „Schau, ich möchte, dass wir Freunde werden. Das könnten wir niemals, wenn du glauben würdest, dein Vater habe mir etwas Schlimmes angetan.“ Sie lächelte Francine an. „Kann ich dir vertrauen?“
„Ja – natürlich …“ Francine war verunsichert, was sie nun wohl zu hören bekam.
„Versprichst du mir, niemals und nichts von dem, was ich dir jetzt sage, Alessandro zu erzählen?“
„Nichts von was?“
„Der Wahrheit.“ Giulia seufzte. „Ich verehre meinen Bruder. Aber er betrachtet mich immer noch als seine kleine Schwester, die er beschützen muss. Die Wahrheit ist, dass ich inzwischen erwachsen bin. Und Männer mag, die älter sind. Dein Vater war nicht der erste und wird mit Sicherheit auch nicht der letzte ältere Mann in meinem Leben gewesen sein.“
„Was willst du damit sagen?“
Giulia kicherte keck. „Er verführte nicht mich – ich verführte ihn. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, auch wenn das Ganze natürlich von vornherein nur ein Techtelmechtel war. Ich bin schließlich noch viel zu jung, um mich endgültig zu binden. Doch da platzte plötzlich Alessandro herein …“ Giulia rollte theatralisch mit den Augen, „… und ich ahnte, jetzt bekomme ich Ärger. Ich wusste mir in dem Moment nicht anders zu helfen als mich in seine Arme zu werfen, zu jammern und so zu tun, als sei ich ganz gegen meinen Willen in jenem Bett gelandet. Und er hat mir zu meinem Glück sofort geglaubt!“ Ihre Augen glänzten vergnügt. „Das war natürlich ganz schön gemein deinem Vater gegenüber. Aber ich dachte: So viel wird es ihm auch nicht ausmachen. Denn alle Welt weiß ja, dass er immer mal wieder eine
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