JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
über sich nachdenken konnte. Sie gab zu, dass sie sich nach Sebastians Liebe sehnte, die er ihr jedoch nicht geben konnte oder wollte.
Während sie langsam immer müder wurde, erinnerte sie sich plötzlich flüchtig daran, wie er sie am Vorabend ausgezogen und was sie dabei empfunden hatte. Sie war bereit gewesen, sich von ihm die ganze Nacht lieben zu lassen, was ihm, so erfahren, wie er war, bestimmt nicht entgangen war. Trotzdem hatte er sich zurückgehalten. Nun, es war ihm schon immer leichtgefallen, sich von ihr zu lösen und sie allein zu lassen, denn er hatte sie ja nie geliebt.
Ihr letzter Gedanke war, bevor sie einschlief, dass sie eigentlich froh sein konnte, dass er nicht gemerkt hatte, wie sehr sie sich danach sehnte, von ihm geliebt zu werden. Vielleicht glaubte er ja sogar, sie sei von den Schmerztabletten so betäubt gewesen, dass sie gar nicht mehr mitbekommen hatte, was um sie her geschehen war. Dieser Gedanke tröstete sie sehr.
Langsam fuhr Charley sich mit der Hand über die Wange, um eine lästige Mücke zu verscheuchen. Doch der kleine Quälgeist dachte gar nicht daran wegzufliegen und kam immer wieder. Schläfrig drehte sie sich auf die andere Seite und bedeckte das Gesicht mit den Armen.
Nun schien das Insekt, hartnäckig, wie es war, sich ihren Nacken ausgesucht zu haben. Das einzig sichtbare Zeichen für meinen Aufenthalt in Spanien sind dann die Mückenstiche, dachte Charley irritiert und drehte sich auf den Rücken. Als sie die Augen öffnete, sah sie Sebastian neben sich im Gras sitzen. Er hatte das Kinn auf die Knie gestützt und hielt einen Grashalm in der Hand.
„Oh, du bist gemein!“, sagte sie, darüber verärgert, dass er sie im Schlaf beobachtet hatte. Doch er lächelte sie so verständnisvoll an, dass sie eine Gänsehaut bekam und ein Kribbeln im Bauch verspürte.
Er sah ihr zu, wie sie aufstand und sich das Gras von der leicht zerknitterten Hose klopfte. Keine Sekunde wandte er den Blick von ihr ab, bis sie sich richtig unbehaglich fühlte.
„Wohin gehst du?“, fragte er heiser.
„Mich ein bisschen abkühlen.“ Ich muss unbedingt einen klaren Kopf bekommen, damit ich so tun kann, als wäre ich der Situation gewachsen, fügte sie insgeheim hinzu.
Am Flussufer zog sie die Leinenschuhe aus und krempelte die Hosenbeine hoch. Dann watete sie ins eiskalte Wasser, das ihr bis zu den Waden reichte. Genau das Richtige für meine momentane Verfassung, dachte sie und ging langsam flussabwärts, wobei sie sorgfältig darauf achtete, auf den flachen Steinen nicht auszurutschen.
„Nimm dich in Acht, die Steine sind tückisch“, hörte sie plötzlich Sebastian hinter sich rufen und erstarrte. Dann drehte sie sich zu ihm um. Er stand höher als sie, sodass sein Schatten auf sie fiel. Und zu allem Überfluss lächelte er sie strahlend an. Die leichte warme Brise, die von Süden über die Hügel wehte, fuhr ihm durchs dichte schwarze Haar und zerzauste es.
Als sie ihn so dastehen sah, wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr sie ihn liebte. Du liebe Zeit, hört es denn nie auf, fragte sie sich verzweifelt und biss sich auf die Lippe. Sekundenlang war sie unaufmerksam, trat unvermittelt einen Schritt zurück und rutschte plötzlich auf einem glitschigen großen Stein aus. Sie schrie laut auf, als sie ins eiskalte Wasser stürzte.
Das hat mir gerade noch gefehlt, sagte sie sich entsetzt, während Sebastian besorgt nach ihren Händen griff und Charley vorsichtig auf die Füße und dann aus dem Wasser zog. „Hast du dir weh getan?“
„Nein.“ Es ist mir nur schrecklich peinlich, fügte sie insgeheim hinzu. Von der Taille abwärts war sie total durchnässt und erstarrte vor Kälte. Morgen würde sie wahrscheinlich überall blaue Flecke haben und sich nur auf Kissen hinsetzen können. „Nein“, wiederholte sie und stieß seine Hände zurück. „Du kannst mich loslassen, ich habe nicht vor, dir eine Wiederholung des Schauspiels zu bieten.“
„Freut mich zu hören. Eine Wiederholung wäre bestimmt nicht halb so lustig.“ Er lächelte sie wieder an, und in seinen schwarzen Augen blitzte es auf. „Am besten ziehst du die Hose aus und lässt sie in der Sonne trocknen.“
„Nein, lieber nicht“, entgegnete sie steif. Sie würde bestimmt nicht vor ihm die Hose auszuziehen und in dem winzig kleinen Slip herumlaufen.
Nicht dass sie ihm so sehr misstraute, denn er hatte am Vorabend seine Chance gehabt und sie nicht wahrgenommen. Nein, sie misstraute vor allem sich
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