JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
Möglichkeit, diese Nacht zu überstehen.
Es dauerte lange, bis sie den Hof überquert hatten, denn Alex blieb immer wieder stehen, um einige Worte mit Nachbarn zu wechseln. Endlich auf der Straße angekommen, nahm er Carries Hand. Carrie ließ es zu, um im Gedränge nicht von ihm getrennt zu werden. Es wimmelte nur so von Menschen – Spanien erwachte erst nachts richtig zum Leben.
Das Restaurant lag in einer gepflasterten Gasse. Wie Carrie erleichtert feststellte, handelte es sich um kein elegantes Lokal. Dafür wäre sie nicht richtig angezogen gewesen. Ihr Kleid war zwar aus Seide, aber sehr schlicht. Es hatte ein anliegendes Oberteil, Spaghettiträger und einen Glockenrock, der um die Knie schwang. Dazu trug Carrie grüne Schuhe mit hohen Absätzen. Der Gastraum befand sich im Keller. Die Luft war rauchgeschwängert, und es herrschte ziemlicher Lärm. Obwohl bereits mehrere Gäste auf einen Platz warteten, führte ein Kellner Alex und Carrie sofort zu einem Tisch am Rand der kleinen Tanzfläche, der gerade frei geworden war.
„Was möchtest du essen und trinken?“, fragte Alex wenig später. Er musste sich vorbeugen und laut sprechen, um sich verständlich zu machen.
„Hunger habe ich keinen“, antwortete Carrie. „Ein Glas Wein genügt mir.“ Sie war nun froh, der Atmosphäre des Hauses entronnen zu sein.
Während Alex die Bestellung aufgab, schaute Carrie sich um. Wieder einmal staunte sie. Dass er in einem solchen Restaurant verkehrte! Und er schien häufig hierher zu kommen, denn sonst hätte man sie nicht auf Anhieb zu diesem Tisch geführt.
Carrie nahm die Gäste näher in Augenschein. Größtenteils Einheimische, einige Touristen.
Auf einmal wurde es ruhig im Lokal, eine Flamencogruppe hatte die Tanzfläche betreten.
Carrie war dann so fasziniert, dass sie vorerst alles andere vergaß. Sie merkte nicht einmal, dass der Wein gebracht wurde. Die Mitglieder der Gruppe waren Zigeuner, und die Gruppe bestand aus zwei Gitarristen mit wettergegerbten Gesichtern, zwei Tänzern, beide nicht mehr ganz jung, und zwei Tänzerinnen. Die Tänzer trugen enge schwarze Hosen, weiße Hemden und einen breiten roten Kummerbund. Die Tänzerinnen, schwarzhaarige Schönheiten in goldgelben Rüschenkleidern, wirkten streng, doch sobald die Frauen sich bewegten und mit ihren Kastagnetten klapperten, zogen sie die Zuschauer in ihren Bann.
Kastagnettengeklapper, Füßestampfen, Herumwirbeln – der Tanz schien überhaupt nicht wieder aufzuhören. Wenn Carrie gelegentlich zu Alex schaute, sah sie, dass sein Blick unverwandt auf sie gerichtet war. Anscheinend wollte Alex abschätzen, welche Wirkung der Flamenco auf ihre Sinne hatte. Jedes Mal wandte sie sich rasch wieder ab. Alex sollte nicht merken, dass sie allmählich von der Erregung dieser leidenschaftlichen Menschen angesteckt wurde.
Unvermittelt endete der Flamenco. Tänzer und Tänzerinnen zogen sich zurück, doch die Gitarristen blieben und spielten eine Sevillana, einen formelleren Tanz. Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Paare auf der Tanzfläche einfanden. Sie hoben die Arme wie Stierkämpfer und stampften rhythmisch mit den Füßen auf, aber insgesamt verlief alles weniger dramatisch als beim Flamenco.
„Hast du schon einmal eine Sevillana getanzt?“, erkundigte Alex sich und schob die Weingläser zur Seite, damit der Kellner Schüsseln mit Hühnchen in Weinsoße, Salat und spanischem Reis auf den Tisch stellen konnte.
„Nein. Und du?“ Carrie betrachtete das Essen, das Alex trotz ihrer Weigerung bestellt hatte, und stellte fest, dass sie schrecklichen Hunger hatte. Offenbar kannte Alex sie inzwischen besser als sie sich selbst.
„Es ist ein sehr erotischer Tanz, findest du nicht?“, fragte er beiläufig, während er das Essen auf den Tellern verteilte.
Ein sehr erotischer Tanz – der Meinung war Carrie auch, aber sie sagte es nicht. Hastig leerte sie ihr Weinglas, aß dann schweigend und bemühte sich, Alex nicht anzuschauen. Der Flamenco hatte sie ihren Schmerz vorübergehend vergessen lassen. Was auch immer sie von Alex halten mochte, er hatte recht gehabt, als er darauf bestand, dass sie ausgingen. Hier herrschte ein solcher Trubel, dass sie gar nicht zum Grübeln kam.
Plötzlich waren die Flamencotänzer wieder da und gingen von Tisch zu Tisch.
„Was passiert denn jetzt?“, entfuhr es Carrie.
„Sie wollen die Gäste zu einen gemeinsamen Tanz animieren, ihnen eine Unterrichtsstunde in der Sevillana geben“, antwortete Alex
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