JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
oft meilenweit nicht gab.
In der Luft hing der betörende Duft von Rosen, Lilien, Rosmarin und Oleander, ein Duft, der einem die Sinne vernebelte und berauschender war als Wein. Zu dem Plätschern des Springbrunnens gesellte sich aus den angrenzenden Gärten das leise Rauschen der Palmen im Wind. Und das weiche Licht, das die schmiedeeisernen Lampen verbreiteten, gab der ganzen Atmosphäre etwas Geheimnisvolles.
Charley rief sich zur Ordnung. Damals hätte es ihr bestimmt viel Freude bereitet, allein mit Sebastian in einer so romantischen Atmosphäre zu Abend zu essen.
Doch glücklicherweise hatte sie diese kindischen Gefühle schon lange überwunden. Als er schließlich aus dem Schatten einer Säule auf sie zukam, durchfuhr sie ein tiefer Schmerz. Das kommt von meinen überreizten Nerven, fand sie sogleich eine plausible Erklärung. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen zwang er sie, bei ihm zu bleiben, obwohl sie lediglich seine Zustimmung haben wollte, diese Ehe, die ihm genauso zuwider war wie ihr, zu beenden.
„Nur zwei Gedecke?“ Charley ließ die Finger leicht über die weiße Damasttischdecke auf dem runden Tisch gleiten. „Ist Olivia nicht hier?“ Sebastian hatte bereits zum Ausdruck gebracht, wie sehr sie, Charley, sich äußerlich verändert hatte. Nun wollte sie ihm noch beweisen, dass sie sich auch sonst gewandelt hatte. Sie war eine erwachsene Frau geworden, die ihr Leben fest im Griff hatte, und kein naiver und unerfahrener Teenager mehr. Sie konnte jetzt den Namen der anderen aussprechen, ohne gleich hysterisch zu werden.
Er trat auf Charley zu und zog einen Stuhl heran. Dabei hob er beredt die schwarzen Augenbrauen. „Setz dich. Soweit ich weiß, ist Olivia schon lange nicht mehr in Cadiz gewesen. Trinkst du Wein?“
Sie glaubte ihm nicht, wollte ihm jedoch nicht die Genugtuung verschaffen, ihm zu widersprechen. Außerdem spielte es sowieso keine Rolle.
Er schenkte ihr einen zwölfjährigen Rioja ein, der, wie sie sogleich feststellte, herrlich schmeckte. Sebastian setzte sich ihr gegenüber, und noch während er das Windlicht anzündete, brachten Teresa und Pilar große zugedeckte Schüsseln.
Es gab drei köstliche Salate, Paprikaschoten mit Anchovis, Artischockenherzen mit Thunfisch und „Sevillana“ – frischer Kopfsalat mit Tomaten, Estragon, Oliven und hartgekochten Eiern. Außerdem gab es Mandel-Rosinen-Spinat, gewürzt mit Zimt und Muskat, ein köstliches Erbe der Mauren. Und wer konnte schon den Riesengarnelen widerstehen, die Teresa in Olivenöl mit Chili und Knoblauch zubereitet hatte? Charley vermochte es jedenfalls nicht. Wahrscheinlich würde Greg bei so viel verschwenderischem Übermaß die Stirn runzeln, dachte sie belustigt.
Die entspannte Atmosphäre, das köstliche Essen und der herrliche Wein und nicht zuletzt Teresas aufmerksame Bedienung ließen Charley vergessen, weshalb sie hergekommen war. Erst als Teresa und Pilar den Tisch abräumten, fiel es ihr wieder ein.
Das gedämpfte Licht der Kerze fiel auf Sebastians cremefarbenes Jackett und seine schlanken gebräunten Hände, mit denen er geschickt eine Orange schälte, von der er ihr dann ein Stück anbot. Obwohl sie wusste, wie gut die Früchte hier schmeckten, lehnte sie ab.
Greg wäre in Ohnmacht gefallen, hätte er sie so gesehen, denn alles glich einem Fest der Sinne: die Umgebung, das gedämpfte Licht, die dezenten Geräusche und der herrliche Duft, der in der Luft lag. Genau die richtige Atmosphäre für eine Romanze. In einer solchen Umgebung würde Greg sich bestimmt nicht wohl fühlen.
Aber es ist ja alles nur eine Illusion, dachte Charley seufzend. „Vermisst du deinen Liebhaber, Charlotte? Wäre es dir lieber, er wäre jetzt an meiner Stelle hier?“, erkundigte Sebastian sich.
„Natürlich“, antwortete sie nicht ganz wahrheitsgemäß und straffte die Schultern.
Irgendwie vermisste sie Greg mit seinem gesunden Menschenverstand und seiner aufrichtigen Art tatsächlich. Aber sie wünschte sich nicht, dass er hier wäre, denn er hielt nichts von unklaren Verhältnissen. Bei einem Essen wie diesem, in einer so romantischen Atmosphäre, würde er sich nur unbehaglich fühlen. Er zog hellerleuchtete Räume vor, gut bürgerliches Essen und dazu ein Bier. Außerdem hätte er nicht verstanden, warum es ihr hier so gut gefiel. Er würde ihre Freude nicht teilen und sich nur darüber ärgern.
„Liebst du ihn?“, fragte Sebastian ernsthaft. Doch als er sich über den Tisch und mehr zum Licht
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