Julia Quinn
lächelte trocken. »Ich wünschte nur, sie
wäre ein Junge.«
»Die meisten Männer würden die
Aussicht begrüßen, der Nächste in der Erbfolge für den Titel eines Viscount zu
sein.«
»Ich bin nicht wie die meisten Männer.«
»Ja, das habe ich auch schon begriffen.«
Blake musterte sie aus
zusammengekniffenen Augen eindringlich. »Was soll das heißen?«
Sie zuckte bloß die Achseln.
»Caroline ...«, begann er drohend.
»Es ist ganz offensichtlich, dass
Sie Kinder lieben, und doch sind Sie entschlossen, keine eigenen zu bekommen.
Dieses Paradebeispiel einer Beweisführung offenbart einen noch größeren Mangel
an Logik, als man es von den Männern unserer Spezies gewohnt ist.«
»Jetzt fangen Sie an, sich wie meine
Schwester anzuhören.«
»Ich werde das als Kompliment
werten. Ich mag Ihre Schwester sehr.«
»Das tue ich auch, aber das heißt
nicht, dass ich immer tue, was sie sagt.«
»Da bin ich wieder!« Penelope kam in
den Raum gesegelt. »Worum dreht sich die Unterhaltung?«
»Kinder«, erwiderte Caroline
aufrichtig.
Penelope blieb kurz stehen, und in
ihre Augen trat ein erfreuter Ausdruck. »Wirklich? Wie faszinierend.«
»Penelope«, sagte Blake gedehnt, »Was
wolltest du Caroline zeigen?«
»Ach das«, antwortete sie
abschätzig. »Ich konnte es einfach nicht finden. Ich werde wohl später danach
suchen müssen und Caroline für morgen noch einmal einladen.«
Blake hätte am liebsten Einspruch
erhoben, aber er wusste genau, dass Tee mit Caroline die einzige Möglichkeit
war, anständiges Essen vorgesetzt zu bekommen.
Caroline lächelte und wandte sich an
Penelope. »Haben Ihr Bruder und seine Gattin schon
einen Namen für ihre neugeborene Tochter ausgesucht?«
»Ach, Sie haben über ihr Kind
gesprochen«, bemerkte Penelope und klang dabei mehr als vage enttäuscht. »Ja,
das haben sie. Daphne Georgina Elizabeth.«
»So viele
Namen?«
»Ach, das ist doch noch gar nichts.
Die älteren Mädchen haben sogar noch mehr Namen – die älteste heißt Sophie
Charlotte Sybilla Aurelia Nathanaele – aber David und Sarah gehen langsam die
Namen aus.«
»Sollten sie noch eine Tochter
bekommen«, erwiderte Caroline lächelnd, »dann wird ihnen nichts anderes übrig
bleiben, als sie einfach Mary zu nennen.«
Penelope lachte. »O nein, das ist
unmöglich. Mary haben sie schon verbraucht. Ihre zweite Tochter trägt den Namen
Katharine Mary Claire Evelina.«
»Ich wage mir gar nicht auszumalen,
wie ihr drittes Kind heißt.«
»Alexandra
Lucy Caroline Vivette.«
»Eine
Caroline! Wie schön.«
»Ich bin erstaunt«, warf Blake ein, »dass
du dir all diese Namen merken kannst. Mir gelingt es nur gerade so, mich an
Sophie, Katharine, Alexandra und jetzt Daphne zu erinnern.«
»Wenn du
selber Kinder hättest ...«
»Ich weiß, ich weiß, liebste
Schwester. Du musst dich nicht wiederholen.«
»Ich wollte bloß sagen, dass du,
wenn du eigene Kinder hättest, bestimmt keine Schwierigkeiten hättest, dir ihre
Namen zu merken.«
»Ich weiß,
was du sagen wolltest.«
»Haben Sie
auch Kinder, Lady Fairwich?« fragte Caroline.
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte
kurz über Penelopes Züge, bevor sie leise antwortete: »Nein. Nein, leider
keine.«
»Es tut mir so Leid«, stammelte
Caroline. »Ich hätte nicht fragen dürfen.«
»Das macht nichts«, erklärte
Penelope mit einem unmerklich zitternden Lächeln. »Der Earl und ich sind noch
nicht mit Kinder gesegnet. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum ich in
meine Nichten so vernarrt bin.«
Caroline schluckte verlegen, da sie
wusste, dass sie ein schmerzliches Thema angeschnitten hatte. »Mr. Ravenscroft
sagt, er sei ebenfalls in Ihrer beider Nichten vernarrt.«
»Ja, das stimmt. Er ist ein ganz
wunderbarer Onkel. Er würde einen ausgezeichneten V ...«
»Sag es nicht, Penelope«, fiel Blake
ihr warnend ins Wort.
Eine weitere Erörterung dieses
Themas wurde dankenswerterweise durch das Eintreten von Perriwick unterbunden, der unter dem Gewicht eines übervoll beladenen Teetabletts schwankte.
»Ach du liebe Güte!« rief Penelope.
»Ja«, antwortete Blake, »das ist in
der Tat ein wahres Festmahl, das wir hier zum Tee serviert bekommen, nicht
wahr?«
Caroline lächelte bloß und
gestattete es sich nicht, sich wegen des lauten Knurrens ihres Magens zu
schämen.
Während der nächsten Tage wurde es offensichtlich, dass
Carolines Anwesenheit von entscheidender Bedeutung für die Qualität des Essens
in Seacrest Manor war: Die Dienstboten
Weitere Kostenlose Bücher