Julia Quinn
bitten, die doppelte Menge
anzurichten.«
Caroline seufzte erleichtert auf.
»Wenn du es sagst«, gab Penelope
nach. »Schließlich war das Frühstück heute Morgen wunderbar.«
Die beiden Fragen »Du hattest
Frühstück?« und »Sie hatten Frühstück?« erklangen gleichzeitig.
Falls es Penelope seltsam vorkam,
dass ihre Besucherin sich nach ihren Essgewohnheiten erkundigte, ließ sie sich
nichts davon anmerken, oder vielleicht hatte sie es auch gar nicht gehört. Sie
zuckte lediglich die Schultern und erklärte: »Ja, und es war im Grunde genommen
sogar ausgesprochen seltsam. Ich habe es heute Morgen auf einem Tablett, nicht
weit von meinem Schlafzimmer gefunden.«
»Tatsächlich?« bemerkte Caroline und
gab sich Mühe, so zu klingen, als frage sie nur aus Höflichkeit. Sie würde ihr
Leben darauf verwetten, dass das Essen für sie bestimmt gewesen war.
»Nun, um ganz ehrlich zu sein, war
es nicht in der Nähe meines Zimmers. Eigentlich war es eher näher an deinem,
Blake, aber da ich wusste, dass du schon aufgestanden warst, dachte ich mir,
die Diener hätten sich nicht näher an meine Tür gewagt, aus Sorge, mich
aufzuwecken.«
Blake warf ihr einen derart
zweifelnden Blick zu, dass Penelope sich genötigt sah, rechtfertigend die Hand
zu heben und zu sagen: »Ich wusste nicht, was ich sonst glauben sollte.«
»Ich glaube, dass es vielleicht mein
Frühstück war, das da auf dem Tablett war«, verkündete er.
»Oh. Ja, das würde Sinn machen. Ich
dachte mir schon, dass es ziemlich viel Essen war, aber ich war so hungrig nach
dem frugalen Abendessen gestern, da habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht lange
überlegt.«
»Es ist ja nichts Schlimmes
geschehen«, antwortete Blake. Doch dann strafte ihn sein Magen durch ein
deutlich vernehmbares Knurren Lügen. Er verzog das Gesicht. »Ich werde mich
einfach an den Tee halten. Und ... äh ... an all das Gebäck.«
Caroline hustete.
Blake blieb stehen und drehte sich
zu ihr um. »Miss Dent, sind Sie etwa auch hungrig?«
Sie lächelte entschuldigend. »Fast
verhungert. Wir hatten ein kleines Missgeschick in unserer Küche zu Hause, so
dass ich heute noch nichts zu essen hatte.«
»Ach du liebe Güte«, entfuhr es
Penelope, und sie umfasste tröstend Carolines Hände. »Wie
schrecklich für Sie. Blake, warum gehst du nicht nachsehen, ob deine Köchin uns
nicht etwas Gehaltvolleres als Biskuits zubereiten kann? Wenn du denkst, dass
sie dazu in der Lage ist, natürlich nur.«
Caroline kam der Gedanke, dass jetzt
vielleicht eine höfliche Bemerkung wie »Bitte machen Sie sich nicht die Mühe«
angebracht wäre, aber sie fürchtete, Penelope könnte sie tatsächlich beim Wort nehmen.
»Oh, noch
etwas, Blake!« rief ihm Penelope hinterher.
Er blieb auf der Türschwelle stehen
und drehte sich langsam zu ihr herum, eindeutig verärgert, erneut aufgehalten
worden zu sein.
»Keine
Suppe.«
Das
würdigte er keiner Antwort.
»Mein Bruder kann manchmal ein wenig
unwirsch sein«, erklärte Penelope, nachdem er verschwunden war.
»Brüder
können das«, stimmte Caroline ihr zu.
»Oh, dann
haben Sie auch einen Bruder?«
»Nein«, erwiderte sie wehmütig, »aber
ich kenne Leute, die einen haben.«
»Blake ist eigentlich nicht wirklich
schlimm«, fuhr Penelope fort und bedeutete Caroline, sich hinzusetzen,
während sie selbst Platz nahm, »und sogar ich muss zugeben, dass er verteufelt
gut aussieht.«
Mit leicht geöffnetem Mund starrte
Caroline ihr Gegenüber erstaunt an. Versuchte Penelope sie zu verkuppeln? Ach
du liebe Güte. Wie unglaublich ironisch.
»Meinen Sie
nicht auch?«
Caroline
zwinkerte und setzte sich. »Wie bitte?«
»Glauben
Sie nicht, dass Blake gut aussieht?«
»Nun ja,
natürlich. Jeder würde das.«
Penelope runzelte die Stirn,
offensichtlich von dieser Antwort nicht zufrieden gestellt.
Caroline wurde eine weitere
Bemerkung zu diesem Thema erspart, da in genau dem Moment in der Halle eine
Unruhe entstand. Sie und Penelope schauten auf und entdeckten Mrs. Mickle in
Begleitung eines finster blickenden Blake auf der Türschwelle.
»Sind Sie
jetzt zufrieden?« brummte er.
Mrs. Mickles Blick war geradewegs
auf Caroline gerichtet, bevor sie sagte: »Ich wollte nur ganz sicher gehen.«
Penelope wandte sich an Caroline und
vertraute ihr flüsternd an: »Mein Bruder hat die seltsamsten Dienstboten.«
Nachdem die Haushälterin fortgeeilt
war, erklärte Blake: »Sie wollte sich nur vergewissern, ob wir Gäste haben.«
Penelope zuckte die Schultern.
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