Julia Quinn
ankam. Sie hob die Hand und klopfte
leise an das Holz des Türrahmens. James stand auf, sobald er sie gesehen hatte.
»Darf ich hereinkommen?« fragte sie.
»Natürlich«, sagte Penelope. »Hier,
setzen Sie sich doch neben mich.«
Caroline schüttelte den Kopf. »Ich
möchte lieber stehen bleiben, danke.«
»Wie Sie wünschen.«
»Wissen Sie, wo Blake ist?« erkundigte
sich Caroline, während sie so stolz und aufrecht wie eine Königin dastand. »Ich
möchte das, was ich zu sagen habe, nur einmal sagen müssen.«
»Ich bin hier.«
Carolines Kopf fuhr herum. Blake
stand auf der Schwelle, seine Körperhaltung verriet gleichzeitig Anspannung und
Wachsamkeit. Seine Wangen waren leicht gerötet, und sie fragte sich, ob er
vielleicht an der kühlen Nachtluft spazieren gegangen war.
»Gut. Ich möchte gerne etwas sagen,
wenn ich darf.«
»Bitte sehr«, erwiderte Blake.
Caroline sah alle drei anderen im
Raum befindlichen Personen der Reihe nach eindringlich an und verkündete
schließlich: »Ich brauche keinen Ehemann. Und ganz bestimmt brauche ich
keinen Ehemann, der in Wahrheit gar keine Ehefrau haben möchte. Alles, was
ich will, ist, bis zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag hier bleiben zu
dürfen.«
»Aber Caroline!« erhob Penelope
Einwände. »Sie sind durch diese beiden Herren hier kompromittiert worden. Sie
müssen einem von ihnen erlauben, es wieder gutzumachen.«
Caroline schluckte. Sie besaß nicht
viel in ihrem Leben, aber ihr Stolz war ihr bisher nicht genommen worden, und
sie war nicht bereit, sich von Blake Ravenscroft noch weiter demütigen zu
lassen, als er es bereits getan hatte. Sie sah ihm geradewegs in die Augen, auch
wenn sie ihre Worte an seine Schwester richtete. »Lady Fairwich, diese Herren
haben nichts getan, was mich kompromittiert hätte.«
»Nichts?« fragte Blake.
Caroline bedachte ihn mit einem
finsteren Blick und wunderte sich, welcher Teufel ihn dazu trieb, jetzt davon
anzufangen, wo er sich doch sonst lang und breit darüber äußerte, dass er
niemals heiraten wollte. »Nichts von Bedeutung«, entgegnete sie in vernichtendem Tonfall.
Ihre Augen trafen sich, und beide wussten, dass sie von dem Vorfall am Strand sprach. Der
einzige Unterschied war, dass Caroline wusste, dass sie log.
Die Zeit, die sie mit Blake
verbracht hatte, bedeutete ihr alles. Jede Minute jedes ihrer Zusammensein trug
sie in ihrem Herzen.
Sie blinzelte die aufsteigenden
Tränen zurück. Bald schon wäre sie fort, und alles, was sie dann noch hätte, um
sich zu wärmen, waren Erinnerungen. Da würde es keinen Mann geben, um sie zu
halten, keine Freunde, sie zu necken, und kein Herrenhaus an der Küste, das in
nur ein paar kurzen Wochen ihr ein Zuhause geworden war.
Aber von allen Dingen, die sie
vermissen würde, war es Blakes Lächeln, dessen Verlust sie am meisten schmerzen
würde. Es war so selten, doch wenn seine Mundwinkel zuckten und sich dann
langsam hoben ... und dann, wenn er wirklich lachte, hätte sie vor Freude am
liebsten gesungen.
Doch jetzt lächelte er nicht. Seine
Gesichtszüge waren hart, er starrte sie an, als wäre sie eine Art Gift, und sie
wusste, wenn sie nicht augenblicklich das Zimmer verließe, würde sie sich
völlig zum Narren machen. »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie rasch und
eilte zur Tür.
»Sie können doch jetzt nicht gehen!«
rief Penelope entsetzt und sprang auf.
Caroline drehte sich nicht um,
während sie verkündete: »Ich habe gesagt, was zu sagen ich hergekommen bin.«
»Aber wo
wollen Sie denn hin?«
»Nach
draußen.«
»Caroline.«
Es war Blakes Stimme, und allein sie
zu hören, trieb ihr die Tränen in die Augen. »Was?« gelang es ihr zu sagen.
Vielleicht war es nicht die höflichste Antwort, aber es war das Beste, wozu sie
imstande war.
»Draußen ist es dunkel. Oder haben
Sie das nicht bemerkt?«
»Ich gehe
nach draußen, um mir die Sterne anzusehen.«
Sie hörte seine Schritte hinter
sich, und dann fühlte sie seine Hand auf ihrer Schulter. Mit leichtem Druck zog
er sie von der Tür fort.
»Heute Nacht ist es wolkig«,
bemerkte er mit überraschend sanfter Stimme. »Sie werden die Sterne gar nicht
sehen können.«
Ohne sich umzudrehen oder ihn
anzusehen, erwiderte sie: »Ich weiß, dass sie da sind, und das ist alles, was
zählt.«
Blake schloss die Augen, als sie aus
dem Zimmer lief, da er aus irgendeinem Grund nicht sehen konnte oder wollte,
wie sie ging.
»Jetzt sieh dir an, was du getan
hast«, hörte er seine Schwester
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