Julia Quinn
gebracht, weil er weiß, dass ich Recht habe.«
Ein Muskel begann in Blakes Wange zu
zucken, und er würdigte James keines Blickes, als er sagte: »Du hast keine
Schwester, nicht wahr, Riverdale?«
»Nein.«
»Dann schätze dich glücklich.« Damit
drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
James und Penelope starrten
schweigend auf die Tür, durch die Blake eben hinausgegangen war, bis Penelope
zwinkerte, sich zu James umdrehte und bemerkte: »Ich glaube, er ist im Augenblick nicht
gerade gut auf uns zu sprechen.«
»Bestimmt
nicht.«
»Haben Sie
es ernst gemeint?«
»Dass ich
Caroline heiraten will?«
Penelope
nickte.
»Ich würde wohl kaum eine solche Ankündigung
machen, wenn ich nicht bereit wäre, es tatsächlich zu tun.«
»Aber Sie wollen sie nicht
heiraten«, erwiderte Penelope und kniff die Augen zusammen.
»Gewiss
nicht so, wie Blake es will.«
»Hmmm.« Sie durchquerte das Zimmer
und setzte sich wieder. »Sie sind sehr gewitzt, Riverdale, aber Ihr Plan kann
auch nach hinten losgehen. Blake kann sehr dickköpfig sein.«
James ließ sich ihr gegenüber
nieder. »Eine Tatsache, derer ich mir sehr wohl bewusst bin.«
»Davon bin ich überzeugt.« Ihre
Lippen kräuselten sich, verzogen sich aber nicht zu einem echten Lächeln. »Sind
Sie sich ebenfalls der Tatsache bewusst, dass ich denselben Charakterzug
besitze?«
»Dickköpfigkeit meinen Sie? Meine
liebe Penelope, ich würde mitten im Winter nackt durch halb England laufen, um
einem Willenskampf zwischen Leuten wie Ihnen und Blake zu entkommen.«
»Hübsch gesagt, aber wenn Ihre
kleine Erklärung nicht zum gewünschten Resultat führt, dann werden Sie
Caroline heiraten.«
»Ich hege keinen Zweifel daran, dass
Sie mir die Pistole auf die Brust setzen werden, bis ich das tue.«
Penelope erwiderte mit erhobener
Stimme: »Das hier ist kein Witz, Riverdale.«
»Ich weiß. Doch ich habe gemeint,
was ich vorhin gesagt habe. Ich muss sowieso irgendwann heiraten, und Caroline
zur Ehefrau zu bekommen ist tausend Mal besser als alles, was mir London zu
bieten hat, wenn ich mich entschließe, dort auf die Jagd zu gehen.«
»Riverdale!«
Er zuckte die Achseln. »Es stimmt
doch aber. Ich mag Caroline wirklich sehr, und wenn ich schon heiraten muss,
weil Blake zu feige ist, es selbst zu tun – nun gut, dann sei es eben so. Offen
gesagt, ich kann mir ein schlimmeres Schicksal vorstellen.«
»Was für ein Durcheinander.«
Penelope seufzte auf.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Blake
wird um sie anhalten«, erklärte James mit einer zuversichtlichen Geste seiner
Hand. »Es würde ihn umbringen, mit ansehen zu müssen, wie ich sie heirate.«
»Ich hoffe inständig, Sie behalten
Recht. Der Himmel weiß, dass er ein wenig Glück braucht.« Und dann seufzte
Penelope noch einmal und ließ sich nach hinten gegen die Rückenlehne ihres
Sessels sinken. »Ich möchte doch nur, dass er glücklich wird. Ist das denn
wirklich zu viel verlangt?«
Draußen vor der Tür stand Caroline mit brennenden Wangen, die Hand vor den Mund geschlagen. Sie hatte gedacht, ihre Verlegenheit
hätte ihren Höhepunkt erreicht, als Penelope verlangt hatte, dass jemand –
irgendjemand! – sie heiraten sollte. Aber dies hier ...
Sie unterdrückte ein Schluchzen. Das
hier ging über bloße Verlegenheit hinaus. Verlegenheit kannte sie und konnte
damit umgehen. Sie konnte sie ertragen und irgendwann hinter sich lassen.
Doch dies hier war anders. Etwas in
ihr starb, doch Caroline konnte nicht sagen, ob es ihr Herz oder ihre Seele
war.
Es kommt ohnehin nicht darauf an,
was es nun war, wurde ihr klar, während sie nach oben auf ihr Zimmer lief.
Alles, worauf es ankam, war, dass es schmerzte, und sie wusste, der Schmerz
würde nicht vergehen, solange sie lebte.
Es dauerte zwei Stunden, aber schließlich hatte
Caroline sich wieder in der Gewalt. Etwas kaltes Wasser hatte die Schwellungen
um ihre geröteten Augen zurückgehen lassen, und mehrmaliges tiefes Durchatmen
hatte das verräterische Zittern aus ihrer Stimme vertrieben. Unglücklicherweise
jedoch gab es nicht viel, was sie tun konnte, um den Schmerz aus ihren Augen
zu verbannen.
Sie ging die Treppe hinab und war
nicht sonderlich überrascht, als sie entdeckte, dass Penelope und James noch
immer im Empfangssalon saßen. Ihre Unterhaltung drang bis in die Eingangshalle,
und Caroline nahm dankbar zur Kenntnis, dass sie sich allgemeineren Themen
zugewandt hatte.
Sie sprachen gerade über das
Theater, als sie an der Tür
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