Julia Quinn
davon auch nur im Entferntesten mit Heirat und Ehe zu tun.
»Warum machst du denn so ein
Gesicht?« fragte Blake in dem Moment und strich ihr zärtlich das Haar aus der
Stirn.
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts.
Ich war nur in Gedanken.«
»Und die haben sich um mich gedreht,
kann ich mir vorstellen«, sagte er leise. »Und meine Absichten.«
Entsetzt wich sie ein Stück zurück. »Mir
würde es im Traum nicht einfallen, dich zu manipulieren, nur damit du ...«
»Schsch!« entgegnete er mit sanfter
Bestimmtheit. »Ich weiß.«
»Ach ja?«
»Wir werden so schnell wie möglich
heiraten, sobald ich eine Spezialgenehmigung habe besorgen können.«
Ihr schlug das Herz vor Freude
höher. »Bist du dir sicher?«
»Was für eine Frage ist denn das?«
»Eine dumme«, räumte sie ein. Hatte
sie nicht gerade erst beschlossen, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn er
sie nur deshalb heiraten wollte, weil es das Richtige war?
Nein, das stimmte nicht. Es machte
ihr etwas aus. Sie würde ihn bloß trotzdem heiraten.
»Caroline?« Die Belustigung war
deutlich aus seiner Stimme herauszuhören.
»Ja?«
»Hast du vor, mir irgendwann eine
Antwort auf meine Frage zu geben?«
Sie blinzelte verwundert. »Hast du
mir denn eine gestellt?«
»Ich habe dich gerade gefragt, ob du
mich ...« Er hielt inne. »Nein, eigentlich habe ich dich gar nicht gefragt.«
Bevor Caroline begriff, was er
vorhatte, rollte er sich schon zur Seite und ließ sich neben ihr auf ein Knie
nieder. »Caroline Trent, bald schon Ravenscroft«, sagte er mit feierlicher
Stimme, »wirst du mir die Ehre erweisen und meine Ehefrau werden?«
Wären ihre Augen nicht in Tränen
geschwommen, hätte sie vielleicht wirklich bei seinem Anblick gekichert, wie er
splitterfasernackt vor ihr im Sand kniete und ihr einen Heiratsantrag machte.
»Ja«, sagte sie und nickte bekräftigend. »Ja, ja, ja.«
Er hob ihre Hand an die Lippen und
küsste sie zart. »Gut.«
Caroline schloss die Augen für ein
paar Sekunden. Sie wollte alle ihre Sinne ausschalten und sich ganz auf diesen Augenblick konzentrieren, ihn genießen und in ihr Gedächtnis einbrennen.
Sie wollte nichts mehr sehen, nichts hören oder riechen, sich in keiner Weise von
der köstlichen Freude in ihrem Herzen ablenken lassen.
»Caroline?«
»Pst.« Sie gab ihm durch einen Wink
zu verstehen, ruhig zu sein. Dann, nur kurze Zeit später, schlug sie die Augen
auf und verkündete: »So. Was wolltest du sagen?«
Sein Gesichtsausdruck zeigte
Neugier. »Was sollte das?«
»Nichts, ich habe bloß ... oh, sieh
nur!« Sie deutete zum Himmel empor.
»Was denn?« fragte er und folgte mit
seinem Blick ihrem Finger.
»Die Wolkendecke muss aufgerissen
sein. Man kann die Sterne wieder sehen.«
»Stimmt«, murmelte er, und der
Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen. »Aber auf der anderen Seite hast
du ja selbst vorhin gesagt, dass sie immer da sind, ob wir sie nun sehen können
oder nicht.«
Caroline drückte fest seine Hand. »Ja«,
pflichtete sie ihm bei. »Das sind sie.«
Eine halbe Stunde später waren sie
wieder angezogen – wenn auch ziemlich unordentlich – und versuchten mit so
wenig Aufsehen wie nur möglich ins Haus zu schlüpfen.
Ihre Mühen waren allerdings
vergebens, denn James erwartete sie in der Eingangshalle.
»Ich habe dir doch gesagt, wir
hätten besser die Seitentreppe nehmen sollen«, meinte Caroline mit leichtem
Vorwurf in der Stimme.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass
ihr zur Nacht zurückgekehrt seid?« erkundigte sich James in milder Neugier. »Perriwick
wollte die Tür schon absperren, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob ihr
einen Schlüssel mitgenommen hattet.«
»Wir haben beschlossen zu heiraten«,
verkündete Blake, anstatt auf die Bemerkung einzugehen.
James hob eine Augenbraue und
bemerkte: »Das habe ich mir fast gedacht.«
21. KAPITEL
Ge/ne/se (Substantiv). Entstehung, Entwicklung.
Ich kann gewiss nicht mit Fug und Recht behaupten, die Genese der Liebe zu verstehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man das auch gar nicht muss. Man sollte Liebe einfach mit Freude annehmen und in Ehren halten.
Aus dem persönlichen Wörterbuch von Caroline Ravenscroft
Eine Woche später heirateten sie, sehr
zur Freude von Penelope, die darauf bestand, der Braut eine Aussteuer zu
kaufen. Caroline hatte bis dahin die beiden fertig geschneiderten Kleider,
die Blake ihr gekauft hatte, für den Gipfel des Luxus gehalten, aber sie
verblassten gegen Penelopes Vorstellung von
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