Julia Quinn
wirklich grässlich.
Ich vermute, Sie könnten mir nicht eventuell ein Tröpfchen Tee besorgen?«
Blake richtete sich auf und
betrachtete sie. »Sehe ich wie eine Krankenpflegerin aus?«
»Nicht im Mindesten«, erwiderte sie,
unübersehbar ein Kichern nur mit Mühe zurückhaltend. »Es ist nur so, dass Mrs.
Mickle ins Dorf gegangen ist, nachdem sie dieses köstliche Frühstück
zubereitet hat, der Himmel allein weiß, wo Ihr Butler ist, und ich kann mir
nicht vorstellen, dass Ihr Kammerdiener es zu seinen Pflichten zählt, Tee zu
holen.«
»Wenn ich das tun kann, dann darf
ich das verdammt noch einmal auch von ihm erwarten«, entgegnete Blake
aufgebracht.
»O wie schön!« rief sie und
klatschte in die Hände. »Dann werden Sie mir welchen bringen?«
»Das werde ich wohl müssen. Und wie
zum Teufel kommt es eigentlich, dass Sie mit meinen Dienern nach so kurzer Zeit
bereits auf so gutem Fuß stehen?«
Sie zuckte die Schultern. »Genau
genommen habe ich bislang nur Mrs. Mickle getroffen. Wussten Sie, dass sie eine
neunjährige Enkelin im Dorf hat? Sie hat ihr eine ganz reizende Puppe zum
Geburtstag gekauft. Ich hätte so eine Puppe geliebt, als ich ein Mädchen war.«
Blake schüttelte verwundert den
Kopf. Mrs. Mickle arbeitete für ihn jetzt schon fast drei Jahre und hatte in
all der Zeit nie eine Enkelin oder etwas Ähnliches ihm gegenüber erwähnt. »Ich
bin gleich mit dem Tee wieder hier«, sagte er »Danke schön. Und vergessen Sie
nicht, genug für und beide zu machen.«
Er blieb auf der Türschwelle stehen.
»Ich werde Ihnen keine Gesellschaft leisten.«
Carolines Miene wurde betrübt. »Nein?«
»Nein, ich ...« Er stöhnte. Er hatte
erfolgreich gegen einige der bösartigsten und verschlagensten Verbrecher
gekämpft, aber angesichts ihres niedergeschlagenen GeSichtsausdruckes war er
machtlos. »Na gut, ich werde mich zu Ihnen setzen, aber nur kurz.«
»Wundervoll. Ich bin sicher, wir
werden uns köstlich unterhalten. Und Sie werden herausfinden, dass eine Tasse
Ted Ihre Stimmung heben wird.«
»Meine
Stimmung heben!«
»Vergessen
Sie, was ich gesagt habe«, murmelte sie.
Mrs. Mickle war weit und breit nicht zu entdecken, als
Blake in der Küche ankam. Nachdem er ungefähr eine Minute erfolglos nach der
Haushälterin gerufen hatte, fiel ihm wieder ein, dass Caroline erzählt hatte,
sie wäre ins Dorf gegangen.
»Verflixtes Frauenzimmer«, stieß er
aus, nicht ganz sicher, ob er damit Mrs. Mickle oder Caroline meinte.
Blake setzte einen Kessel Wasser auf
und durchforstete die Schränke nach Tee. Anders als viele Männer seines Standes
kannte er sich in der Küche aus. Soldaten und Spione lernten beizeiten zu
kochen, wenn sie etwas zu essen haben wollten, und Blake bildete da keine
Ausnahme. Mahlzeiten für Feinschmecker überstiegen sein Können zwar bei weitem,
aber Tee und etwas Gebäck konnte er zu Stande bringen. Besonders, da Mrs.
Mickle die Teekuchen schon gebacken hatte. Alles, was Blake tun musste, war,
sie auf einen Teller zu legen.
Es war ein seltsames Gefühl, solche
Arbeiten für Caroline Trent zu verrichten. Es war einige Zeit her, dass er sich
um jemand anderen als sich selbst gekümmert hatte, und es lag etwas
Beschwichtigendes darin zu hören, wie der Teekessel knackte und blubberte,
während das Wasser darin zu kochen begann. Beschwichtigend und doch
gleichzeitig beunruhigend. Tee zuzubereiten, ihren verstauchten Knöchel zu
versorgen – das waren nicht sonderlich intime Tätigkeiten, und doch spürte er,
wie sie ihn fester an sie banden.
Er bekämpfte den Drang, sich gegen
die Stirn zu schlagen, letzt wurde er auch noch philosophisch! Er würde ganz
gewiss Caroline Trent nicht näher kommen und hatte auch gar nicht das
Verlangen danach. Sie hatten sich einmal geküsst, nur ein einziges Mal, und das
war außerdem ein dummer Einfall seinerseits gewesen. Und was sie betraf, sie
wusste es wahrscheinlich nicht besser. Er würde sein Vermögen und seinen
ganzen Besitz darauf verwetten, dass sie noch nie zuvor geküsst worden war.
Das Wasser kochte, und Blake goss es
in die Teekanne aus Porzellan, wobei ihm das würzige Aroma der Teeblätter, als
der Tee zu sieden begann, in die Nase stieg. Nachdem er ein Kännchen Milch und
eine Zuckerdose auf das Tablett gestellt hatte, nahm er es und trug es zum
Empfangssalon. Im Grunde genommen machte es ihm nichts aus, den Tee zu holen; aber Miss Trent würde es
in ihren hartnäckigen kleinen Schädel kriegen müssen, dass er nicht
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