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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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Caroline Trent
    Bis zur Mitte des Nachmittags war
Caroline zu zwei Erkenntnissen gelangt. Erstens war James wieder einmal
verschwunden, mutmaßlich, um Oliver Prewitt und seine betrügerischen
Aktivitäten zu erforschen. Und zweitens hatte sie sich in Blake Ravenscroft
verliebt.
    Nun, das stimmte nicht ganz. Um
genau zu sein, dachte sie, es könnte sein, dass sie sich in Blake
Ravenscroft verliebt hatte. Es fiel ihr selbst nicht leicht, das zu glauben,
aber es schien keine andere Erklärung für die jüngsten Veränderungen bei ihr
und in ihrem Verhalten zu geben.
    Caroline war daran gewöhnt, dass sie
häufig sprach, ohne vorher nachzudenken, aber heute hatte sie das Gefühl, ständig mit unglaublichem
Blödsinn herauszuplatzen. Außerdem hatte sie ihren üblicherweise herzhaften
Appetit verloren. Nicht davon zu reden, dass sie immer, wenn sie nicht
aufpasste, wie eine Schwachsinnige zu grinsen begann.
    Und als ob das noch nicht genug
Beweise für die Richtigkeit ihrer Schlussfolgerungen wären, ertappte sie sich
mehrfach dabei, wie sie murmelte: »Caroline Ravenscroft. Caroline Ravenscroft,
Mutter von Trent Ravenscroft. Caroline Ravenscroft, Ehefrau von ... o nein!
Das reicht.«
    Es fehlte nicht mehr viel, und sie
würde die Geduld mit sich selbst verlieren.
    Wenn Blake ihre Gefühle erwiderte,
so ließ er sich nichts davon anmerken. Auf jeden Fall durchstreifte er nicht
das Haus wie ein liebeskranker Narr oder besang ihre Schönheit, Anmut oder
Klugheit. Und sie bezweifelte ernsthaft, dass er in seinem Arbeitszimmer an
seinem Schreibtisch saß und müßig »Mr. und Mrs. Blake Ravenscroft« auf ein
Blatt Papier kritzelte.
    Und selbst wenn er das täte, gab es
für sie doch keinen Grund zu der Annahme, sie könnte mit der fraglichen Mrs.
Blake Ravenscroft gemeint sein. Der Himmel allein wusste, wie viele Frauen in
London sich einbildeten, in ihn verliebt zu sein. Und was, wenn er glaubte,
sich in eine von denen verliebt zu haben?
    Das war ein ernüchternder Gedanke.
    Natürlich konnte man die Küsse nicht
einfach beiseite schieben. Ihre Küsse hatte er eindeutig genossen, aber Männer waren nun einmal anders als Frauen. Caroline hatte ein reichlich
abgeschirmtes Leben geführt, doch diese nicht zu leugnende Tatsache hatte sie
schon früh erkannt. Ein Mann mochte eine Frau küssen wollen, ohne auch nur das
Geringste für sie zu empfinden.
    Eine Frau dagegen ... Nun, Caroline
wollte sich nicht anmaßen, für alle Frauen zu sprechen, aber sie wusste, dass
sie unmöglich einen Mann küssen konnte, wie sie heute Nachmittag Blake
Ravenscroft geküsst hatte, ohne eine ganze Menge für ihn zu empfinden.
    Was sie wieder zum Ausgangspunkt
ihrer Überlegungen zurückbrachte: Sie hatte sich in Blake Ravenscroft verliebt.
    Während Caroline damit beschäftigt war, die reichlich verworrenen Tiefen ihres Herzens zu ergründen, saß Blake auf der Ecke seines
Schreibtisches und warf kleine spitze Pfeile auf das Dartbrett in seinem
Arbeitszimmer. Dieser Zeitvertreib entsprach seiner Laune aufs Vortrefflichste.
    »Ich werde sie«, wumm, »nicht
wieder küssen.«
    »Es hat mir nicht«, wumm, »gefallen.«
    »Nun, na gut, das hat es, aber auf
einer rein«, wumm, »körperlichen Ebene.«
    Er stand mit entschlossener Miene
auf. »Sie ist wirklich ein sehr nettes Mädchen, doch sie bedeutet mir nichts.«
    Er zielte, warf und beobachtete
missmutig, wie der Dartpfeil sich in seine erst kürzlich frisch tapezierte
Wand bohrte.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«,
fluchte er und ging zur Wand, um den Pfeil herauszuziehen. Wie konnte er sein
Ziel nur verfehlt haben? Er verfehlte sein Ziel nie. Er warf beinahe täglich
diese Pfeile und verfehlte das Ziel nie. »Verdammt.«
    »Heute wohl etwas gereizt, was?«
    Blake sah auf und entdeckte James
auf der Türschwelle. »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt?«
    »Ich habe unsere Nachforschungen
bezüglich Oliver Prewitt vorangetrieben, was mehr ist, als man von dir
behaupten kann.«
    »Ich habe alle Hände voll zu tun mit
seinem Mündel.«
    »Ja, so viel hatte ich mir auch
schon zusammengereimt.«
    Blake riss den Dartpfeil so heftig
aus der Wand, dass sich etwas Putz um das kleine Loch löste und zu Boden
rieselte. »Du weißt genau, was ich gemeint habe.«
    »Absolut«, erwiderte James, und ein
Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus, »aber ich bin mir nicht
ganz sicher, ob du weißt, was du gemeint hast.«
    »Hör auf, mich zu reizen, Riverdale,
und erzähl mir endlich, was du

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