Julia Quinn
Schwierigkeiten haben, sie zu meiden. Es mag nicht leicht sein, die Eingangshalle
unentdeckt zu passieren, aber da ich ja bei Ihnen bin ...«
»Augenblick! Sie werden nicht bei
uns sein. Wir werden Sie auf keinen Fall mitnehmen«, unterbrach Blake sie
grimmig.
»Aber .. . «
»Ich sagte, wir werden Sie auf
keinen Fall mitnehmen.«
»Ich bin mir sicher, wenn Sie erst
einmal in Ruhe darüber nachged ...«
»Sie werden nicht mitkommen«,
brüllte er, und sogar James blinzelte verwundert angesichts der Lautstärke
seiner Antwort.
»Nun gut«, erwiderte Caroline
verärgert. Sie war davon überzeugt, dass Blake im Unrecht war, aber es schien
ihr weder klug noch ihrer Gesundheit zuträglich, weiter auf ihrem Standpunkt zu
beharren.
»Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie
einen verletzten Knöchel haben«, gab James ihr zu bedenken. »Sie würden sich
nicht mit Ihrer gewohnten Schnelligkeit und Behändigkeit bewegen können.«
Caroline hatte das Gefühl, dass
James mit Blake vollkommen einer Meinung war, es ihr aber behutsamer beibringen wollte, um ihre Gefühle zu schonen – besonders, da sie ihnen ja gerade erst
gesagt hatte, dass ihr Knöchel so gut wie verheilt war – doch sie war ihm für
seine Bemühungen dennoch dankbar. »Die Haushälterin ist überaus schwerhörig
und zieht sich schon früh zurück«, teilte sie ihnen mit. »Ihretwegen brauchen
Sie sich keine Sorgen zu machen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Blake. »Und
die anderen?«
»Es gibt zwei Dienstmädchen, die
allerdings im Dorf wohnen und zum Schlafen abends nach Hause gehen. Sie sind
schon längst fort, wenn mein Vormund zum Kartenspielen fährt. Der Stallbursche
schläft über den Ställen, so dass Sie ihn vermutlich nicht stören werden,
solange Sie sich dem Haus nicht von der gegenüberliegenden Seite nähern.«
»Und was ist mit dem Butler?«
forschte Blake.
»Farnsworth wird am schwierigsten zu
umgehen sein. Er hat scharfe Ohren und ist Oliver Prewitt bedauerlicherweise
völlig ergeben. Sein Zimmer befindet sich im dritten Stock.«
»Dann sollte es kein zu großes
Problem werden«, bemerkte James.
»Nun, vielleicht nicht, aber ...«
Carolines Worte verklangen, und sie presste die Lippen zu
einer dünnen Linie zusammen. Blake und James waren ins Gespräch versunken,
und sie hätte genauso gut ein Möbelstück sein können, so viel Beachtung wurde
ihr geschenkt.
Und dann gingen sie, ohne sich auch
nur zu verabschieden, in Blakes Arbeitszimmer. Caroline blieb sich selbst
überlassen zurück. »Von allen unhöflichen ...«
»Ach,
Caroline?«
Sie blickte hoffnungsvoll auf. Blake
hatte seinen Kopf wieder zur Bibliothekstür hineingestreckt. Vielleicht hatte
er es sich anders überlegt und wollte ihr jetzt sagen, dass sie sie doch nach
Prewitt Hall begleiten durfte. »Ja?«
»Wissen Sie, ich hatte vergessen,
Sie nach dem seltsamen kleinen Buch zu fragen, das Sie mit sich herumtragen.«
»Wie bitte?
Wovon sprechen Sie?«
»Das mit all den merkwürdigen
Wörtern. Hat es irgendetwas mit Prewitt zu tun?«
»Ach so. Nein. Tatsächlich habe ich
Ihnen die Wahrheit gesagt, als Sie mich zum ersten Mal danach gefragt haben. Es
handelt sich um ein kleines persönliches Wörterbuch. Ich notiere mir gerne neue
Wörter. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass ich später oft
vergesse, was sie bedeuten.«
»Dann schreiben Sie sich doch kleine
Beispielsätze dazu auf. Damit verhindern Sie am besten, dass Sie ihre Bedeutung vergessen.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand.
Caroline musste zugeben, dass sein
Vorschlag gut war, doch im Augenblick hatte sie diesbezüglich nur den einen
brennenden Wunsch, die Wörter unerträglich, arrogant und ärgerlich in
einem einzigen Satz unterzubringen.
Sechs Stunden später war Caroline in überaus missmutiger Stimmung. James und Blake hatten sich den ganzen Nachmittag in das
Arbeitzimmer zurückgezogen und ihre »Attacke« auf Prewitt Hall geplant.
Ohne sie.
Und jetzt waren sie fort, waren im
Schutz der mondlosen Nacht losgeritten. Sogar die Sterne verbargen sich, wie um
Blake und James zu Gefallen zu sein, hinter Wolken.
Diese verfluchten Männer. Sie
hielten sich für unbesiegbar, aber Caroline wusste es besser. Jeder konnte
bluten.
Am schlimmsten von allem war, dass
sie so taten, als wäre alles ein riesiger Spaß. Sie hatten
ihre Pläne sehr angeregt erörtert, sich über Zeitabläufe, Transportmittel und
Vorgehensweise ausgelassen. Und um allem noch die Krone aufzusetzen, hatten
sie
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