Julia Quinn
herum nach
Sachgebieten ordne, belaste ich auch meinen Knöchel nicht, der im Übrigen fast
verheilt ist. Meinen Stock habe ich seit heute früh nicht ein einziges Mal
benutzt, und es hat nicht ein einziges Mal wehgetan.« Sie wandte sich zu James
herum und strahlte ihn an. »Wie schön, Sie zu sehen, Mylord.« Der Marquis
lächelte und machte eine Verbeugung in ihre Richtung. »Es ist mir stets ein
Vergnügen, meine liebe Caroline.«
Blake runzelte die Stirn. »Wir sind
aus einem bestimmten Grund hier, Miss Trent.«
»Ich wäre nie auf die Idee gekommen,
dass es anders sein könnte.« Sie richtete ihren Blick wieder auf James. »Haben
Sie bemerkt, dass er mich immer Miss Trent nennt, wenn er sich über mich
geärgert hat?«
»Caroline«, sagte Blake, und in
seinem Tonfall schwang eine deutliche Warnung mit.
»Natürlich«, fuhr sie unbekümmert
fort, »kehrt er, wenn er wirklich böse auf mich ist, zu Caroline zurück. Wahrscheinlich fällt es ihm schwer, meinen vollen Namen zu knurren.«
James bedeckte den Mund mit seiner
Hand, vermutlich um seine Erheiterung zu verbergen.
»Caroline«, sagte Blake erneut,
diesmal aber lauter, ohne auf ihre Spöttelei einzugehen. »Wir brauchen Ihre
Hilfe.«
»Ehrlich?«
»Es ist an der Zeit, dass wir
stichhaltige Beweise gegen Oliver Prewitt zusammentragen.«
»Gut«, erwiderte Caroline. »Ich
würde ihn gern für seine Verbrechen zahlen sehen.«
James schmunzelte und sagte: »Blutrünstiges
kleines Biest.«
Sie wandte sich mit gekränkter Miene
zu ihm um. »Es ist schrecklich, so etwas zu sagen. Ich bin nicht im Mindesten
blutrünstig. Doch es ist nun einmal so, dass wenn Oliver Prewitt all die
grässlichen Dinge getan hat, von denen Sie behaupten, dass er sie getan hat,
dann ...«
»Caroline, das war bloß ein Scherz«,
unterbrach James sie.
»Oh ... gut, dann tut es mir Leid,
dass ich überreagiert habe. Ich hätte wissen müssen, dass Sie niemals so gemein
wären ...«
»Wenn ihr beide euch etwas beeilen
könntet, euch eurer gegenseitigen Wertschätzung zu versichern«, bemerkte
Blake beißend. »Wir haben wichtigere Sachen zu besprechen.«
Caroline und James fuhren
gleichermaßen verärgert zu ihm herum.
»Riverdale und ich werden in Prewitt
Hall einbrechen«, teilte Blake Caroline mit. »Wir brauchen von Ihnen alle Einzelheiten über die Gewohnheiten
der Familienmitglieder und der Dienstboten, so dass wir möglichst nicht
entdeckt werden.«
»Sie brauchen gar nicht alle
Einzelheiten«, sagte sie sachlich. »Sie könnten es einfach heute Abend tun.«
Beide Männer beugten sich
interessiert vor und sahen sie fragend an.
»Mittwochabends spielt Oliver
Prewitt regelmäßig Karten. Er versäumt nie eine Partie. Und er gewinnt immer.
Meiner Meinung nach betrügt er.«
James' und Blakes Blicke trafen
sich, und Caroline konnte beinahe sehen, wie ihre Gehirne zu arbeiten begannen,
um ihr weiteres Vorgehen zu planen. »Wie Sie sich gewiss erinnern«, fuhr sie
fort, »war es Mittwochnacht, als ich fortlief. Vor genau einer Woche. Oliver
Prewitt hat ganz offensichtlich seinen Kartenabend für Percys
Vergewaltigungsversuch auserkoren, vermutlich damit seine Ohren nicht von
meinen Schreien belästigt würden.«
»Wird Percy Prewitt zu Hause sein?«
erkundigte sich James.
Caroline schüttelte den Kopf. »Er
geht fast immer ins Wirtshaus und betrinkt sich. Mein Vormund verurteilt übermäßigen Alkoholkonsum. Er sagt, dass es einen Mann schwach macht. Darum nutzt
Percy die Mittwochabende, um einen über den Durst zu heben, weil er da dem
wachsamen Auge seines Vaters entkommen kann.«
»Was ist mit den Dienstboten? Wie
viele sind es?« Diesmal war es Blake, der die Fragen stellte.
Caroline überlegte einen Augenblick.
»Insgesamt sind es fünf. Und die meisten davon werden wahrscheinlich auch im
Haus sein. Letzte Woche hat Oliver Prewitt ihnen den Abend freigegeben, aber
ich bin davon überzeugt, dass er das nur getan hat, damit mir niemand zu Hilfe
eilen konnte, als Percy mich angegriffen hat. Er ist schrecklich geizig, wenn
es um etwas anderes als seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse geht, so dass ich
bezweifle, dass er ihnen ohne guten Grund noch einmal freigeben würde.«
»Es ist gut zu wissen, dass Ihre
Vergewaltigung als guter Grund zählte«, bemerkte Blake.
Caroline sah auf und nahm überrascht
und auch ein wenig erfreut zur Kenntnis, wie verärgert er um ihretwillen
aussah. »Aber wenn Sie vorsichtig sind«, fügte sie hinzu, »dann dürften Sie
keine
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