Julia Quinn
guten Tag, Mr. Ravenscroft!« Warum
war sie jetzt nur so enttäuscht?
»Miss Hotchkiss.« Er nickte.
»Ist meine Frau bei Ihnen?«
»Ja, sie sitzt mit Lady Danbury im
Wohnzimmer.«
Blake wich zurück. »Vielleicht
sollte ich lieber später ...«
»Blake?« hörten sie Caroline
ziemlich verzweifelt rufen. »Bist du das?«
Elizabeth versetzte Blake einen freundschaftlichen Schubs
gegen den Arm. »Zu spät!«
Blake
betrat das Wohnzimmer mit dem Gesichtsausdruck eines
Achtjährigen, der sich für irgendeinen Streich zu verantworten
hatte, in dem ein Frosch und ein Kissenbezug eine Rolle
spielten.
»Blake!«
stieß Caroline erleichtert hervor.
»Lady
Danbury«, murmelte er.
»Blake
Ravenscroft!« rief Lady Danbury. »Ich habe Sie nicht mehr
gesehen, seit Sie ein kleiner Junge waren!«
»Ich habe
mich versteckt.«
»Hm. Für
meinen Geschmack werdet ihr alle immer vorlauter.«
»Wie geht
es Ihnen denn so, Madam?« erkundigte sich Blake.
»Versuchen
Sie nicht, das Thema zu wechseln!« warnte Lady
Danbury.
»Haben wir
denn ein Thema?« wisperte Caroline Elizabeth ins
Ohr.
Lady Danbury drohte Blake mit dem
Finger. »Ich habe mit Ihnen immer noch nicht das letzte Wort geredet über
damals, als Sie der armen Miss Bowater einen Frosch in den Kopfkissenbezug
getan haben!«
»Sie war eine schreckliche
Gouvernante«, verteidigte er sich. »Und außerdem war das James'
Idee.«
»Das bezweifle ich nicht; trotzdem
hätten Sie so viel Rückgrat beweisen müssen und ... » Lady Danbury verstummte
abrupt und warf Elizabeth einen ungewohnt erschrockenen Blick zu.
Erst jetzt fiel es dieser ein, dass
ihre Arbeitgeberin ja gar nicht wusste, dass sie James' wahre Identität kannte.
Nun, sie hatte keine Lust, das zu einem möglichen Gesprächsthema
werden zu lassen, daher tat sie, als konzentrierte sich ganz auf ihre
Fingernägel. Nach einer Weile hob sie mit gespielter Überraschung den Kopf.
»Haben Sie mit mir gesprochen, Madam?«
»Nein«, erwiderte Lady Danbury
verwirrt. »Ich habe nicht einmal Ihren Namen erwähnt.«
»Ach so.« Ob sie wohl etwas zu
dick aufgetragen hatte? »Ich merkte, dass Sie mich ansahen, und da ...«
»Macht nichts«, wehrte Lady
Danbury schnell ab und wandte sich wieder Blake zu. Man sah ihr an, dass sie
ihn eigentlich weiter ausschelten wollte, aber sie brachte keinen Ton heraus.
Elizabeth unterdrückte nur mit Mühe
ein Lachen. Die arme Lady Danbury wollte Blake so gern für einen Jungenstreich zur Rede stellen, der zwanzig Jahre zurücklag, aber das konnte sie
nicht, weil sie dann unweigerlich auf James zu sprechen kommen würde, von dem
Elizabeth ihrer Meinung nach nicht wissen durfte, wer er war, und ...
»Tee gefällig?« Susan betrat
mit einem voll beladenen Tablett das Zimmer.
»Das ist jetzt genau das
Richtige!« rief Lady Danbury so eindeutig erleichtert, dass Elizabeth nun
doch lachen musste. Lieber Gott, wie war es ihr nur gelungen, in diesem Fiasko
ihren Humor zurückzugewinnen?
»Elizabeth?« flüsterte
Caroline. »Lachen Sie?«
»Nein.« Sie hüstelte. »Ich
huste.«
Caroline murmelte etwas
Unverständliches vor sich hin, das nicht gerade wie ein Kompliment klang.
Susan stellte das Tablett klirrend
auf dem Tisch ab. Lady Danbury rückte ihren Sessel näher
heran und verkündete:
»Ich werde selbst einschenken.«
Susan wich zurück und prallte gegen
Blake, der seiner Frau soeben zuflüsterte: »In dieser
reizenden Runde fehlt jetzt eigentlich nur noch
James.«
»Still!« stieß Elizabeth leise
hervor.
»Lady Danbury hat keine Ahnung, dass
Elizabeth Bescheid weiß!« teilte Caroline
ihm halblaut mit.
»Worüber tuschelt ihr drei
eigentlich?« raunzte Lady Danbury.
»Über gar nichts!« riefen sie
einstimmig.
Alle schwiegen, während Lady Danbury
Susan eine Tasse Tee reichte, dann beugte sich Blake
vor und flüsterte: »Hat es nicht eben geklopft?«
»Hör auf mit deinen Scherzen!«
schalt Caroline.
»Das war sicher nur die Katze«,
versicherte Elizabeth.
»Sie haben eine Katze?« fragte
Blake.
»Nein, es ist der Kater von Lady
Danbury.«
»Wo steckt mein Kater?«
erkundigte Lady Danbury sich.
»Sie hört alles«, murmelte
Elizabeth erklärend.
»Ich habe auch das gehört!«
Elizabeth verdrehte die Augen.
»Sie scheinen heute ausgezeichneter
Laune zu sein!«
stellte Blake fest.
»Es ist viel zu anstrengend, immer
nur ungehalten zu sein. Ich habe beschlossen, zu
meiner früheren Angewohnheit zurückzukehren und gute Miene
zum bösen Spiel zu machen.«
»Das
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