Julia Quinn
nicht
verriet, wer er in Wirklichkeit ist, aber er hatte seine Gründe dafür, und
nicht einer davon hatte zum Ziel, Sie zu demütigen. Natürlich habe ich gut
reden, da ich keinen Nachhilfeunterricht in Sachen ,Wie heirate ich einen Marquis?' von einem Marquis erhalten habe ...«
Elizabeth verzog das Gesicht.
»Trotzdem bin ich mir sicher, dass
seine Absichten ehrenhaft waren. Und sobald Sie Ihren nur zu berechtigten
Zorn überwunden haben, werden Sie erkennen, dass Sie sich ohne ihn ziemlich
elend fühlen werden.«
Elizabeth versuchte ihren Worten
keine Beachtung zu schenken, da sie das niederschmetternde Gefühl hatte, sie
könnten zutreffender sein, als ihr lieb war.
»Ganz abgesehen davon«, fuhr
Caroline munter fort, »dass ich mich ohne Sie auch ziemlich elend fühlen
würde! Ich kenne keine anderen Frauen in meinem Alter außer Blakes Schwester,
und die ist mit ihrem Mann in Westindien.«
Elizabeth konnte nicht anders, sie
musste nun doch lächeln. Eine Antwort blieb ihr jedoch erspart, als ihr auffiel, dass die Tür zu ihrem Häuschen offen stand. Sie drehte sich zu Caroline
um. »Haben wir die nicht eben hinter uns zugemacht?«
»Ich glaube, ja.«
Und dann hörten sie ein laut
vernehmliches »Wumm.«
Gefolgt von einer donnernden Bitte
um Tee.
Gefolgt von einem eindeutigen
Miauen.
»O nein!« stöhnte Elizabeth.
»Lady Danbury!«
20. KAPITEL
Lady Danbury reiste selten ohne ihren
Kater.
Malcolm hingegen wusste
bedauerlicherweise das Leben außerhalb von Danbury House nicht sonderlich zu
schätzen. Sicher, von Zeit zu Zeit suchte er die Stallungen auf, meist auf
der Jagd nach einer fetten Ratte, aber da er unter Adeligen groß geworden war,
zählte er sich eindeutig zu ihnen und mochte es gar nicht, aus seiner bequemen
Umgebung herausgeholt zu werden.
Zu Lucas' und Janes absoluter
Faszination äußerte Malcolm seinen Unwillen durch ein klagendes, ziemlich
vorwurfsvolles Maunzen. Das wiederholte er im Zweisekundentakt, was recht
beeindruckend hätte wirken können, wenn es einem nicht so auf die Nerven
gegangen wäre.
Miau.
»Was war
das?« wollte Caroline wissen.
BUMM.
»Was, das Maunzen oder dieses
,Bumm'?« Elizabeth rieb sich müde die Stirn.
Miau.
»Beides.«
BUMM.
Elizabeth wartete das nächste Miauen
ab und erklärte dann: »Das war Lady Danburys Kater.«
BUMM.
»Und das war Lady Danbury.«
Ehe Caroline etwas erwidern konnte,
vernahmen sie ein weiteres Geräusch, sehr schnell durch das Haus eilende
Schritte.
»Und das war wohl meine Schwester
Susan, die Lady Danburys Tee holt«, fügte sie trocken hinzu.
»Ich bin Lady Danbury noch nie
begegnet«, gestand Caroline.
Elizabeth nahm ihren Arm und zog sie
mit sich. »Dann machen Sie sich auf etwas gefasst!«
»Elizabeth!« dröhnte eine
Stimme aus dem Wohnzimmer. »Ich habe Sie gehört!«
»Sie hört alles«, murmelte
Elizabeth.
»Das habe ich auch gehört!«
Elizabeth zog die Brauen hoch und
formte mit den Lippen: »Sehen Sie?«
Caroline wollte etwas antworten,
doch dann hielt sie mit einem erschrockenen Blick in Richtung Wohnzimmer inne.
Sie nahm Elizabeth das Buch aus der Hand, griff nach einer Feder, die auf dem
Sekretär im Foyer lag, und schrieb etwas auf. Sie jagt mir Angst ein!
las Elizabeth.
Sie nickte. »Das geht den meisten
Leuten so.«
»Elizabeth!«
Miau.
Elizabeth schüttelte den Kopf. »Ich
kann nicht fassen, dass sie ihren Kater mitgebracht hat.«
»ELIZABETH!«
»Ich finde, Sie sollten jetzt lieber
zu ihr gehen«, flüsterte Caroline.
Elizabeth seufzte und ging so
langsam wie möglich auf das Wohnzimmer zu. Bestimmt hatte Lady Danbury ihre
eigene Meinung zu den peinlichen Ereignissen vom Vorabend, und ihr würde
nichts anderes übrig bleiben, als stillzusitzen und sie sich anzuhören. Ihr
einziger Trost war, dass sie Caroline dabeihatte.
»Ich warte hier draußen«,
murmelte Caroline.
»Nichts da!« gab Elizabeth
zurück. »Ich habe mir Ihren Vortrag angehört, jetzt werden Sie sich ihren
anhören!« Caroline sah sie fassungslos an. »Sie kommen mit mir«,
grollte Elizabeth und packte sie am Arm. »Punktum.«
»Aber ...«
»Guten Tag, Lady Danbury!«
Elizabeth lächelte mit geschlossenem Mund, als sie den Kopf zur Wohnzimmertür
hereinsteckte. »Das ist ja wirklich eine Überraschung.«
»Wo haben Sie gesteckt?« wollte
Lady Danbury wissen, die in Elizabeths abgewetztem Lieblingssessel saß. »Ich
warte hier schon seit Stunden!«
Elizabeth zog spöttisch eine
Augenbraue hoch. »Ich war nur eine
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