Julia Quinn
zu bitten,
dass sie etwas für Malcolm fertig macht.« Sie sah sich um. »Wo steckt
dieser Kater überhaupt?«
»Bestimmt schmiedet er ein neues
Komplott gegen mich«, sagte Elizabeth leise zu sich selbst.
»Wie? Was war das?«
Elizabeth wandte sich zur Tür und
sah über ihre Schulter hinweg zu Lady Danbury. »Gar nichts, Madam. Ich gehe
jetzt und ...« Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu vollenden, denn in diesem
Moment prallte sie gegen etwas Großes, Warmes – eindeutig ein Mensch. Sie
stöhnte innerlich auf. Mr. Siddons. Es konnte niemand anderer sein. Sie hatte noch
nie besonders viel Glück im Leben gehabt.
»Vorsicht«, hörte sie ihn
sagen, ehe er sie sanft an den Oberarmen festhielt.
»Mr. Siddons!«
jubelte Lady Danbury. »Wie
reizend, Sie schon so früh am Morgen zu sehen!«
»Ja, in der Tat«, murmelte
Elizabeth.
»Möchten Sie uns beim Tee
Gesellschaft leisten?« fuhr Lady Danbury fort. »Elizabeth wollte gerade
welchen für uns holen.«
Elizabeth weigerte sich noch immer,
ihm ins Gesicht zu sehen, trotzdem ahnte sie, dass er zufrieden schmunzelte.
»Es wäre mir ein Vergnügen.«
»Ausgezeichnet! Also los, Elizabeth,
bringen Sie bitte den Tee.«
»Ich kann nirgendwo hingehen«,
grollte Elizabeth. »Mr. Siddons hält mich noch immer fest.«
»Habe ich das getan?« fragte er
unschuldsvoll. »Es ist mir gar nicht aufgefallen.«
Elizabeth hätte ein Vermögen darauf
verwettet, dass er log.
»Ich wollte unserer lieben Miss
Hotchkiss ein paar Fragen stellen«, erklärte er, und Elizabeth sah ihn
verblüfft an. »Ich denke aber, das hat Zeit, bis sie wiederkommt.«
Ratlos blickte sie zwischen ihm und Lady
Danbury hin und her und versuchte zu begreifen, weshalb die Atmosphäre
plötzlich so merkwürdig gespannt schien. »Wenn Sie meinen? Ich bin aber auch
gern bereit ...«
»Er glaubt, dass Sie mich
erpressen«, verkündete Lady Danbury schonungslos.
»Ich soll was tun?« Ihre
Stimme überschlug sich fast.
»Agatha!« rief Mr.
Siddons verärgert. »Etwas
mehr Takt, bitte!«
»Hm. So etwas hat bei mir noch nie
funktioniert.«
»Haben Sie sie eben Agatha
gemannt?« staunte Elizabeth. Sie arbeitete seit fünf Jahren bei der
alten Dame, doch sie wäre nie auf die Idee gekommen, sie mit dem Vornamen
anzureden.
»Ich kannte Mr. Siddons'
Mutter«, meinte Lady Danbury, als erklärte das alles.
Elizabeth stemmte die Hände in die
Hüften und sah den gut aussehenden Verwalter zornig an. »Wie können Sie es
wagen und denken, ich würde diese reizende alte Dame erpressen!«
»Reizend?« wiederholte Mr.
Siddons.
»Alt?« polterte Lady Danbury.
»So tief könnte ich niemals
sinken«, betonte Elizabeth verschnupft. »Schämen Sie sich für diese
Unterstellung.«
»Das habe ich ihm auch schon
gesagt«, bemerkte Lady Danbury achselzuckend. »Natürlich brauchen Sie
Geld, aber Sie sind nicht der Typ, der
...«
Mr. Siddons' Hand schloss sich
wieder um ihren Arm.
»Sie brauchen Geld?«
Elizabeth verdrehte die Augen. »Geht
das nicht jedem so?«
»Mir nicht, ich habe genügend«,
stellte Lady Danbury fest.
Jetzt wandten sich Elizabeth und James
ihr zu und sahen sie entrüstet an.
»Hm. Es ist nun einmal so.«
»Warum brauchen Sie Geld?«
erkundigte er sich sanft bei Elizabeth.
»Das geht Sie nichts an.«
Doch Lady Danbury war offenbar
anderer Meinung.
»Nun, alles fing an, als ...«
»Lady Danbury, bitte!« Elizabeth
warf ihr einen flehenden Blick zu. Es war schon schlimm
genug, so verzweifelt auf Geld angewiesen zu sein. Aber
dass die Countess sie jetzt vor einem Fremden auch noch
bloßstellen wollte ...
Lady Danbury schien ausnahmsweise zu
verstehen, dass sie dabei war, zu weit zu gehen –
und schwieg.
Elizabeth schloss die Augen und
atmete auf. »Vielen Dank«, flüsterte sie.
»Ich habe Durst«, verkündete
Lady Danbury erneut.
»Richtig, der Tee«, sagte
Elizabeth mehr zu sich selbst.
»Worauf warten Sie noch?«
fragte Lady Danbury ungeduldig und stieß den Stock auf den
Boden.
»Auf meine Heiligsprechung«,
murmelte Elizabeth.
Mr. Siddons machte große Augen. O
nein, er hatte sie gehört! Sie hatte sich so daran
gewöhnt, allein mit Lady Danbury zu sein, dass sie vergessen
hatte, vorsichtig zu sein, wenn sie leise etwas zu sich
selbst sagte.
Zu ihrer Überraschung ließ Mr.
Siddons sie los und fing zu husten an. Sein Husten wurde
immer schlimmer, Halt suchend lehnte er sich an die Wand.
Elizabeths Ärger wich einer gewissen
Besorgnis. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
Er
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