Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
Vom Netzwerk:
eigentlich sollten doch Sie meine Frage beantworten!«
    »Ach ja, das Lächeln! Es war wegen
der Bezeichnung Dummkopf, wissen Sie.«
    »Sie lächeln, weil ich Sie beleidigt habe?«
    Achselzuckend streckte er die Hände
aus. »Es kommt nicht oft vor, dass ich von Frauen beleidigt werde.«
    »Dann kennen Sie wohl nur die
falschen Frauen«, murmelte sie.
    Jetzt lachte er wirklich schallend
auf.
    »Leise«, fuhr sie ihn an und
zog ihn von der Hecke fort. »Sie wird Sie hören!«
    »Sie schnarcht laut genug, um eine
ganze Schafherde zu übertönen. Von unserem kleinen Geplänkel wird sie bestimmt
nicht wach.«
    Elizabeth schüttelte stirnrunzelnd
den Kopf. »Mir gefällt das immer noch nicht. Sie schläft tagsüber nie. Sie
findet, das ist wider die Natur.«
    James schmunzelte und wollte sie
erneut aufziehen, doch er hielt sich zurück, als er die echte Besorgnis in
ihrem Blick wahrnahm. »Elizabeth, was befürchten Sie denn nun
tatsächlich?« fragte er sie freundlich.
    Sie seufzte. »Dass sie krank sein
könnte. Wenn Menschen plötzlich immer müde sind ...« Sie schluckte. »Das
kann ein erstes Anzeichen von Krankheit sein.«
    Er schwieg eine Weile, ehe er sich
behutsam vortastete. »Waren Ihre Eltern krank, bevor sie starben?«
    Sie hob ruckartig den Kopf, und er
konnte sehen, dass seine Frage sie ehrlich überrascht hatte. »Nein«,
antwortete sie zögernd. »Meine Mutter starb bei einem Kutschunglück, und
mein Vater ...« Sie wandte den Blick ab, und ihre Miene verriet äußerste
Anspannung. »Er war nicht krank, nein.«
    Er hätte sie liebend gern weiter
nach ihrem Vater gefragt, um herauszufinden, weshalb sie nicht über seinen Tod
sprechen wollte. Und plötzlich wurde ihm erschreckend klar, dass er alles von
ihr wissen wollte. Er wollte etwas über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und
sogar ihre Zukunft erfahren. Er wollte wissen, ob sie Französisch sprach, ob
sie gern Schokolade aß und ob sie je Molière gelesen hatte. Vor allem aber
wollte er die Geheimnisse kennen lernen, die sich hinter jedem
einzelnen, noch so kleinen Lächeln verbargen, das ihre Züge erhellte.
    James stockte beinahe der Atem. Noch
nie hatte er ein so brennendes Bedürfnis verspürt, in die geheimsten Winkel der
Seele einer Frau sehen zu können.
    Elizabeth brach das betretene
Schweigen. »Leben Ihre Eltern denn noch?«
    »Nein«, erwiderte James. »Mein
Vater starb ganz plötzlich. Der Arzt meinte, es sei das Herz gewesen.«
Er zuckte die Achseln. »Wenn er denn überhaupt eins hatte.«
    »O mein Gott!« entfuhr es ihr.
    »Lassen Sie nur. Er war kein guter
Mensch. Ich vermisse ihn nicht, und ich trauere auch nicht um ihn.«
    Ihre Lippen wirkten angespannt, doch
er glaubte, einen Anflug von ... Einfühlungsvermögen in ihren Augen zu sehen.
    »Meine Mutter starb, als ich noch
klein war«, fuhr er fort, obwohl er sich nicht ganz sicher war, warum er
ihr das alles erzählte. »Ich kann mich kaum an sie erinnern.«
    »Das tut mir Leid«, sagte
Elizabeth leise. »Ich hoffe, es war nicht zu schmerzhaft für Sie.«
    James merkte selbst, dass es ihm
anscheinend nicht recht gelungen war, eine gewisse Wehmut aus seinem Blick zu
verbannen, denn sie schluckte und wiederholte murmelnd, dass es ihr Leid tat.
Er nickte dankbar, sagte aber nichts.
    Flüchtig trafen sich ihre Blicke,
dann spähte Elizabeth wieder um die Hecke, um nach Lady Danbury zu sehen. »Es
wäre mir unerträglich, wenn Lady Danbury Schmerzen erleiden müsste. Ich weiß,
sie würde mit niemandem darüber reden, dazu ist sie viel zu stolz. Sie würde
auch niemals die Zuneigung und die Anteilnahme eines anderen richtig
interpretieren – sie sähe darin nichts weiter als Mitleid.«
    James beobachtete Elizabeth
verstohlen, und plötzlich wurde ihm bewusst, wie klein und zart sie war. Hinter
ihr breiteten sich die Wiesen von Danbury Park wie ein endloser grüner
Teppich aus, und vor diesem Hintergrund wirkte sie unglaublich hilflos und
verloren. Der Sommerwind löste ein paar seidige blonde Strähnen aus ihrem
locker aufgesteckten Haar, und ohne nachzudenken fing James eine davon ein und
strich sie ihr hinter das Ohr.
    Sie hielt den Atem an und hob
unwillkürlich die Hand. Dabei streifte sie seine Finger, und er unterdrückte
nur mit Mühe den unsinnigen Wunsch, ihre Hand festzuhalten. »Verzeihung. Der
Wind hatte Ihre Frisur durcheinander gebracht«, erklärte er nur.
    Sie sah aus, als wolle sie etwas
darauf erwidern, doch schließlich wandte sie sich ab. »Lady Danbury ist sehr
gut

Weitere Kostenlose Bücher